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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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genau kannte, daß er sie mehr als oft geübt zu haben schien. Da ließ der Beter den Rosenkranz fallen, wandte sich mir zu und sagte in hartem, unerbittlichem Ton:
    „Jetzt hängt dein Leben nur an einem Haar. Das Schwert kann, ohne daß du es siehst, wie der Blitz über dich kommen! Hast du schon einmal den Namen Jumruk el Murabit (Die ‚Faust des Heiligen‘) gehört?“
    „Nein“, antwortete ich.
    Kaum hatte ich dieses Wort gesagt, so hob der Henker das Schwert zum Schlag; der Frager winkte ihm aber ab und fuhr fort:
    „Es ist noch niemand, der diesen Namen nicht kannte, hierhergekommen, ohne seinen Kopf zu verlieren. Du bist der erste, bei dem ich eine Ausnahme mache, weil deine Augen wie diejenigen eines unschuldigen Kindes blicken. Jumruk el Murabit werde ich genannt, der Gebieter von El Michbaja. Die erste Frage hat dir den Tod nicht gebracht, obgleich dir die Antwort fehlte; die zweite kann ihn dir um so schneller bringen. Von wem hast du die Lage von El Michbaja erfahren?“
    Also meine Augen waren unschuldige Kinderaugen! Und dabei hielt ich den Henker zwar heimlich aber scharf im Auge. Hätte er wirklich zugehauen, so wäre nicht ich, sondern er im nächsten Augenblick eine Leiche gewesen und dann Monsieur Jumruk auch. Ich war auf alles gefaßt. Mußte ich sterben, dann jedenfalls nicht so ganz allein, wie diese sanften Heinriche dachten. Ich gab meinem Gesicht einen womöglich noch harmloseren Ausdruck und antwortete:
    „Von Hubahr, dem gläubigen Jünger des Murabit von Aba.“
    „Allah!“ rief er erfreut. „Du hast Hubahr gesehen. Wo und bei wem befand er sich?“
    „Bei Abu Reqiq, der dir diesen Ring durch mich sendet.“
    Ich zog den Ring vom Finger und gab ihm denselben in die schnell ausgestreckte Hand. Kaum hatte er einen Blick darauf geworfen, so sagte er hastig:
    „Der Chatim (Siegelring), wirklich der Chatim von Abu Reqiq! Wem er diesen Ring anvertraut, der muß in hoher Achtung bei ihm stehen und dessen Botschaft muß eine sehr wichtige sein. Komm her; setze dich an meine rechte Seite, und sage mir, was du mir zu berichten hast!“
    Wie freute ich mich über diese Aufforderung! Ich hatte mein Spiel gewonnen, unbedingt gewonnen, wenn nicht ein ganz und gar unglücklicher Zufall dazwischen kam. Nachdem ich mich dreimal ehrerbietig verbeugt hatte, setzte ich mich an seine linke, nicht an seine rechte Seite, welche Bescheidenheit sein Wohlgefallen zu erregen schien, und begann in erzählendem Ton:
    „Die Botschaft, welche ich dir zu bringen habe, ist eine halb erfreuliche und eine halb unerfreuliche. Erfreulich ist sie, denn wenn du willst, werden sich der Raïs Effendina und der Emir Kara Ben Nemsi Effendi in Zeit von wenigen Stunden in deinen Händen befinden. Unerfreulich aber – – –“
    Ich kam nur bis hierher in meiner Rede, denn die gewaltige ‚Faust des Heiligen‘ sprang, wie von einer Feder geschnellt, vor Wonne empor, schlug entzückt die Hände zusammen und rief:
    „Endlich, endlich, endlich! Hamdullillah! Sie kommen, sie kommen; sie laufen direkt in die unerbittliche ‚Faust des Heiligen‘, die sie zermalmen wird! Wo sind sie? Sag schnell, wo sie sind!“
    „Sie liegen oberhalb von hier in der letzten Krümmung des Flusses.“
    „So nahe, so nahe! Warum sind sie nicht weitergefahren? Warum haben sie dort angelegt?“
    „Weil sie El Michbaja und euch überfallen wollen.“
    Sein Entzücken verschwand sofort, und sichtlich erschrocken fragte er:
    „Uns überfallen? Sie wissen ja gar nichts von El Michbaja!“
    „Sie wissen es gar wohl, denn sie haben Abu Reqiq so lange geschlagen, bis er es ihnen vor Schmerzen gestanden hat. Sie haben ihm die Bastonade gegeben, daß ihm das Fleisch der Füße von den Knochen fiel.“
    „So – so – befindet – – – er sich in – – – in ihrer – – – ihrer Gewalt?“ stammelte er.
    „Ja; er ist ihr Gefangener, er mit allen seinen Leuten, auch die, welche vom Chor Omm Karn gekommen sind.“
    Da stieß er einen Wehruf aus, sank langsam wieder auf den Teppich nieder und forderte mich auf:
    „Erzähle; erzähle mir alles vom Anfang bis zu Ende!“
    Ich kam dieser Aufforderung nach:
    „Mein Name ist Ben Sobata; ich wohne in Guradi jenseits der Katulberge und kenne Abu Reqiq schon längere Zeit, weil ich ebenso wie er mit Reqiq handle; nur pflege ich meine Sklaven durch die Bajudasteppe bis in die Gegend von Berber zu schaffen. Dieser Weg ist aber jetzt so gefährlich geworden, daß ich nun einmal einen

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