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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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möglich sein; aber dennoch ist das, was du vorhast, so ungeheuer gefährlich, daß ich dir abraten muß. Was sollen wir tun, wenn dir ein Unglück geschieht? Höre wenigstens erst, was die beiden Steuermänner und auch dein Ben Nil dazu sagen. Tue mir den Gefallen, Effendi, und erlaube, daß wir eine Beratung halten!“
    „Diesen Gefallen will ich dir gern tun; aber viel Zeit darf diese Besprechung nicht in Anspruch nehmen, weil ich noch vor Abend bei der Michbaja eintreffen muß.“
    Die Steuerleute und Ben Nil wurden geholt. Alle drei, besonders der letztere, baten mich, von meinem Vorhaben abzulassen, und als ich dennoch bei demselben blieb, flehte mich der gute ‚Sohn des Nils‘ an, wenigstens nicht allein zu gehen, sondern ihn mitzunehmen. Dies war aber unmöglich, weil seine Gegenwart die Gefahr, in welche ich mich begab, nicht verringern, sondern nur vergrößern konnte. Ich hatte die Beratung nur pro forma abgehalten, und da ich auf meinem Plan beharrte, konnten sie doch nicht anders, als schließlich ja zu sagen.
    Die Vorbereitungen, welche ich zu treffen hatte, machten keine Schwierigkeiten. Ich legte mir ein Pflaster, welches so aussah, als ob es schon sehr alt sei, quer über die linke Wange und ließ mir für einstweilen den Goldstaub wiedergeben, den ich an Ben Nil und die Asaker verteilt hatte. In einem der Beutel hatte sich, wie ich erst jetzt erfuhr, der Siegelring Abu Reqiqs gefunden, ein Umstand, der mir sehr zustatten kam; ich steckte ihn an den Finger. Meine Waffen mußte ich alle zurücklassen und rüstete mich dafür mit einem Messer und einer arabischen Flinte aus. Zu meinem Plan gehörte auch der Befehl, die Leiche Hubahrs an Bord zu holen und recht sichtbar aufzuhängen, am Abend das Deck zu erleuchten und die gefangenen Händler herauszuschaffen und sofort anzubinden, daß sie und besonders Abu Reqiq vom Ufer aus gesehen werden könnten. Der Leutnant hielt das für eine große Unvorsichtigkeit, doch Ben Nil forderte ihn auf:
    „Tu nur ja alles, was der Effendi dir befiehlt! Er weiß alles zu berechnen, und oft ist grad das, was ganz dumm erscheint, die allergrößte Pfiffigkeit von ihm.“
    Ich traf noch verschiedene Anordnungen, von denen die wichtigste für den Fall bestimmt war, daß ich bis Mitternacht nicht zurückgekehrt sein sollte, und ließ dann die Bohle auslegen, um an das Land zu steigen. Von da aus warf ich einen ermunternden Gruß zurück und drang hierauf in den Uferwald ein, um ihn zu durchqueren und dann parallel am Fluß abwärts zu wandern.
    Es fiel mir gar nicht ein, mir die Gefahren zu verheimlichen, denen ich entgegenging; aber es gibt in mir eine, ich will sagen, ahnende Stimme, auf welche ich mich stets habe verlassen können. Wenn sie mich warnte, habe ich mich immer gehütet, meinem Willen zu folgen; stimmte sie mir bei, so war mir der Erfolg gewiß. Heut war mir so getrost und siegesfroh zu Mute, daß ich hätte darauf schwören mögen, ich bringe meine schwarzgebrannte Haut vollständig heil wieder auf das Schiff zurück.
    Das Ufer war an dieser Stelle nicht steil, sondern ziemlich flach und der Wald so schmal, daß ich schnell seinen Saum erreichte. Ich prägte mir die Stelle, an welcher ich ihn verließ, genau ein, um sie am Abend nicht zu verfehlen, und wanderte dann so schnell nordwärts, wie das allerdings nicht sehr bequeme Terrain es mir gestattete. Nach Verlauf einer guten Stunde glaubte ich, mich in der Nähe der Michbaja zu befinden. Der Waldstreifen, welcher hier zumeist aus Subakh- und Suffarahbäumen bestand, machte hier einen so scharfen Bogen, daß ich annehmen mußte, dahinter liege die Nilkrümmung, welche die Halbinsel der Michbaja bildete. Vor mir gab es ziemlich dichtes Nabak- und Kittrbuschwerk, und auf der andern, freien Seite kam – – – ah, da kam ein Reiter, wirklich ein Reiter, welcher nicht auf einem Kamel, sondern auf einem Pferd saß, hier eine große Seltenheit.
    Ich setzte meinen Weg unbeirrt fort; als er mich sah, blieb er halten und sah mir in einer Weise entgegen, als ob er staune, hier einen ihm fremden Menschen zu erblicken. Jetzt muß ich gestehen, daß die Umstände mich zwangen, mich leider auf die Lüge zu verlegen; man wird mich damit entschuldigen, daß es geradezu Wahnsinn gewesen wäre, die Wahrheit zu sagen. Ich gehöre übrigens zu den Menschen, welche zwischen Lüge und Unwahrheit ebenso einen Unterschied machen wie zwischen List und Hinterlist.
    Als ich näher kam, sah ich, daß das Pferd vollständig in

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