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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gefangenen töten.“
    „Dieser Hund und Hundesohn eines zehnfachen Hundehundes! Da ist es freilich unumgänglich notwendig, daß du dich wieder zu ihnen begibst, auch um Abu Reqiqs willen, der sich freuen wird, daß du mich gefunden hast. Dein Gold aber darfst du nicht wieder bei diesen Räubern gefährden; ich werde es bei mir für dich aufheben, bis wir sie gefangen haben.“
    „Tu das; ich bitte dich darum. Bei dir ist es mir sicherer als in meiner Tasche.“
    „Diese deine Einsicht ist ebenso groß wie der Mut, den du bewiesen hast. Wenn die Gefangenen morgen früh getötet werden sollen, müssen wir sie noch in dieser Nacht befreien; da genügt aber keine Beschreibung des Schiffes und seiner Lage, sondern ich muß es selbst sehen. Wirst du es in der Dunkelheit finden können? Der Tag hat sich geneigt und das Gebet der Dämmerung ist schon nahe.“
    „Ich werde es nicht verfehlen.“
    „So suchen wir es nach dem Gebet auf, damit ich bestimmen kann, wie es in unsere Hände fallen soll. Wir kehren hierher zurück und holen so viel Krieger, wie wir brauchen.“
    „Ich mit?“
    „Natürlich! Da die Gefangenen, falls du nicht wiederkommst, erst morgen früh getötet werden sollen, brauchst du ja nicht eher als um diese Zeit zu erscheinen. Darum kannst du getrost bei uns bleiben.“
    Diese Bestimmung machte mir einen dicken Strich durch die Rechnung, doch hütete ich mich, etwas dagegen zu sagen; ich hätte mir dadurch das große Vertrauen, welches die ‚Faust des Heiligen‘ mir entgegenbrachte, augenblicklich verscherzen können, und hoffte, schon noch einen Grund zu finden, rechtzeitig an Bord gehen zu dürfen. Als er mich jetzt nach der Ursache des Pflasters in meinem Gesicht fragte, war es ein tiefer Messerschnitt, den ich bei meiner letzten Sklavenjagd bekommen hatte; das schien die Sympathie zu verdoppeln, die er mir bewies.
    Darüber wurde es dunkel, und das Mogreb mußte gebetet werden. Es geschah dies nach den Regeln der Terika el Gureschi, die ich nicht kennen konnte; ich gehörte natürlich einer andern Terika an, und dies enthob mich der Verpflichtung, das Gebet laut nachzusprechen. Die Nachsicht, welche man mir dadurch erwies, wurde einer Person verweigert, deren Anwesenheit hier in El Michbaja ich für absolut unmöglich gehalten hätte. Wäre mir von jemand die Mitteilung gemacht worden, daß diese Person hier zu finden sei, so hätte ich ihm vielleicht in das Gesicht gelacht; aber man sage mir nicht, daß keine Wunder mehr geschehen.
    Kurz nach dem Gebet kam nämlich ein Mensch, einer der Sklavenwächter, herein, welcher die Meldung machte:
    „Herr, der verfluchte Starrkopf, welchen der Heilige vorgestern sandte, hat sich wieder geweigert, das Gebet nach unserer Terika zu sprechen. Was befiehlst du, daß ihm geschehen soll?“
    „Hole den Aussätzigen! Ich will ihn niederschmettern!“
    Es brannten jetzt zwei primitive Öllampen, bei deren Schein ich das Gesicht des Betreffenden grad zur Genüge erkennen konnte, als er nach einigen Minuten hereingebracht wurde. Die langen wirren Haare hingen ihm wie ausgefranste Schnüre um die hohlen Wangen, und aus den tiefliegenden Augen sah der nahe Hungertod. Seine Blöße war nur mit einigen armseligen Fetzen bedeckt, und die einst so stolz getragene Gestalt hatte eine matte, weit nach vorn gebeugte Haltung angenommen. Dennoch erkannte ich ihn auf der Stelle, denn diese schönen, asketisch strengen Züge waren mir unvergessen geblieben. Man denke sich die Größe meines Erstaunens: dieser Mann war Ssali Ben Aqil, der kurdische Reiseprediger, welcher nach dem Mahdi suchte.
    Er konnte mich nicht so, wie ich ihn, erkennen, denn die ihm zugekehrte Seite meines Gesichtes lag im Schatten, und das Pflaster ebenso wie auch meine jetzige dunkle Hautfarbe machten mich ihm vollends unkenntlich. Wie war er auf der Suche nach dem Mahdi nach dem weißen Nil gekommen? Die Antwort auf diese Frage war allerdings nicht von unüberwindlicher Schwierigkeit, weil er sich schon früher in Ägypten befunden hatte. Er, der Hochtrachtende, stand jetzt gebückt vor der ‚Faust des Heiligen‘ und mußte sich die schwer beleidigende Anrede gefallen lassen:
    „Hund, du Sohn eines Hundes und Abkömmling einer Hündin, bist abermals ungehorsam gewesen! Hat dir der Hunger die Eingeweide noch nicht genug zerfressen? So werde ich dich auch noch dürsten lassen, bis du den Willen des Murabit erfüllst und dich in seine Satzungen fügst. Du hast ihn beleidigt mit deinen Lehren und

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