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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Versuch in der Richtung gemacht habe, welche diejenige Abu Reqiqs ist. Dieser Versuch ist gelungen, wie ich dir hier beweisen will.“
    Ich zog die Goldstaubbeutel heraus, öffnete sie und legte sie ihm vor. Er wog sie in den Händen und sagte:
    „Maschallah, mußt du ein großes Vertrauen zu mir haben! Was willst du machen, wenn ich dieses Gold behalte?“
    Er mochte es immer behalten, denn es mußte mir mit ihm ja wieder in die Hände fallen. Ich antwortete:
    „Du wirst einen gläubigen Moslem, der sich auf deine Ehrlichkeit verläßt, nicht um seine Habe bringen! Doch höre weiter! Ich lieferte meine Sklaven nach Omm Ebeil und kam mit der Bezahlung nach Kaka, von wo aus ich mich nach der Insel Aba wenden wollte, denn ich hatte von dem Heiligen gehört, der dort die reine Lehre verkündet, und wollte in die Stapfen seiner Füße treten.“
    „Das ist ein Allah wohlgefälliger Vorsatz; ich bin die ‚Faust des Heiligen‘ und werde dich ihm empfehlen. Sprich weiter!“
    „Es lag in Kaka kein Schiff, und ich hörte, daß auch in langer Zeit kein abwärts fahrendes zu erwarten sei. Da kam der Raïs Effendina mit dem seinigen. Ich bat ihn um die Erlaubnis, mit ihm fahren zu dürfen, und er gewährte mir meine Bitte.“
    „Allah akbar! Welch ein mutiges Herz hast du! Du gleichst der Taube, welche es wagt, unter den Fittichen des Falken Schutz zu suchen. Männer dieser Art sind selten, sehr selten, und ich fühle, daß du meine Freundschaft schnell gewinnen wirst. Also du fuhrst wirklich mit ihm?“
    „Ja. Ich schien ihm zu gefallen, denn er sprach gern und viel mit mir. Da ließ Allah es geschehen, daß unterhalb Kuek Abu Reqiq ihm mit sechzig Sklaven in die Hände fiel; ich konnte das natürlich nicht verhindern. Meinen Schreck darüber kannst du dir denken, doch ich beherrschte mich. Auch Abu Reqiq hatte, als er mich erblickte, Besonnenheit genug, zu verbergen, daß er mich kannte. Es kam ihm sogleich der Gedanke, daß ich ihn retten könne. Ich weiß nicht, wie der Raïs Effendina eine Ahnung von El Michbaja erhalten hat, kurz, er wollte von Abu Reqiq das Nähere über diesen Ort wissen, und als dieser sich weigerte, es zu verraten, wurde er so lange gepeitscht, bis er sagte, daß es hier an dieser Stelle liege; mehr könne er nicht gestehen, weil er selbst von Hubahr nicht mehr erfahren habe. Nun wurde Hubahr vorgenommen. Dieser legte das Siegel der Verschwiegenheit an seine Lippen und gestand kein Wort, bis er erschossen wurde.“
    „Hubahr erschossen? O Allah! Ist das wahr?“
    „Ja. Er wurde erst erschossen und dann aufgehängt.“
    „Wo und wann?“
    „Vor einigen Stunden, da, wo das Schiff vor Anker liegt.“
    „Dieser treue, fromme, Allah ergebene Mann, in dem nicht eine Spur von Falschheit war! Mögen doch alle Teufel der Hölle heraufkommen, um seine Mörder stückweise hinabzuziehen, wo in Ewigkeit kein Entrinnen ist! Sagtest du nicht, daß ich diese Hunde ergreifen könne?“
    „Ja. Wenn du meine Botschaft erhören wolltest, würde meine Seele sich ebenso freuen wie die deinige.“
    „Ich bin sofort und auf der Stelle bereit, über diese Hunde herzufallen. Sag nur, wie es geschehen kann. Wie aber hast du es ermöglicht, mich aufzusuchen?“
    „Durch das Vertrauen, welches besonders Kara Ben Nemsi mir schenkt. Sie haben weiter nichts erfahren können, als daß El Michbaja hier in dieser Gegend liegt, denn Hubahr hat das Geheimnis mit in den Tod genommen. Da sie euch überfallen und bestrafen wollen, mußten sie nach der Michbaja suchen. Da machte ich eine Lüge, welche Allah mir verzeihen wird; ich sagte nämlich, daß ich früher einmal längere Zeit als Dschellabi in dieser Gegend gewesen sei. Sie waren mit Blindheit geschlagen und erteilten mir den Auftrag, nach der Michbaja zu suchen. Ich ging darauf mit Freuden ein und schlich mich unbemerkt zu Abu Reqiq, es ihm zu sagen. Ich konnte nur eine Minute mit ihm sprechen. Er gab mir seinen Siegelring, ihn dir zu zeigen und dich bei Mohammed und allen Kalifen anzuflehen, ihn und seine Leute zu retten, und zwar noch in dieser Nacht, weil es morgen zu spät sein würde.“
    „Warum zu spät?“
    „Weil morgen früh die Michbaja überfallen werden soll.“
    „Das gelingt ihnen nicht, denn du kehrst ja nicht zu ihnen zurück, um ihnen zu verraten, wo wir sind.“
    „Wäre es doch so, wie du sagst! Wenn ich nicht zurückkomme, nimmt der Raïs Effendina an, daß ich in deine Hände gefallen sei, und läßt aus Rache dafür beim Morgengrauen alle

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