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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lauschten lange vergebens, bis wir schließlich durch das Dornenwerk doch die Schritte der Nahenden vernahmen. Der längst erwartete Ruf erscholl. Ich öffnete, und nun quollen die Erwarteten still herein. Keiner sagte ein Wort; das war die Folge der Enttäuschung. Wie lärmend wäre dagegen ihr Einzug gewesen, wenn sie hätten als Sieger kommen können. Jumruk stand draußen und ließ alle an sich vorüber. Als er dann als der letzte auch hereinkam und da statt des einzelnen Postens trotz der Dunkelheit zwei Gestalten stehen sah, schrie er uns zornig an:
    „Was gibt es zu zweien hier zu tun? Muß es geplaudert sein, ihr Hunde, ihr?!“
    Er holte aus, um mich in das Gesicht zu schlagen; ich fing den Hieb auf und nahm ihn dann mit beiden Händen so fest beim Hals, daß er matt und widerstandslos wie Watte in meinen Armen hing. Er wurde mit den von Ben Nil bereitgehaltenen Stricken schnell gebunden. Seine Leute waren, ohne dies zu bemerken, weitergegangen. Als sie die Mitte des Platzes erreicht hatten, ließ ich den verabredeten Ruf erschallen. Aus mehreren hundert Kehlen ertönte die heulende Antwort; die Angreifer schnellten von allen Seiten herbei; die nichtsahnenden Menschenhändler wurden eingeschlossen, ehe sie zur Erkenntnis ihrer Lage kommen konnten, und als sie daran dachten, sich zu wehren, war es schon zu spät.
    Ich war mit Ben Nil am Eingang stehengeblieben, denn ich hielt es nicht für nötig, mich selbst am Kampf zu beteiligen, dessen für uns siegreicher Ausgang keinem Zweifel unterliegen konnte. Erst als das aufgeregteste Toben und Schreien vorüber war und ich den Leutnant nach mir rufen hörte, schritten wir dem Platz zu, auf welchem wir Herren der Michbaja geworden waren. Mehrere Feuer flammten auf; da sahen wir das Resultat des Kampfes. Es war kein einziger Feind entkommen. Es gab leider viele Leichen. Die Verwundeten und Unverletzten lagen gebunden an der Erde. Werkzeuge zum Fesseln waren ja mehr als genug vorhanden gewesen. Die entzückten Schwarzen tanzten, obgleich mehrere von ihnen auch verwundet waren, wie wahnsinnig um den Platz. Andere schlugen auf die Besiegten ein, spuckten sie an und traten sie mit Füßen; ich bekam vollauf zu tun, dieses Verhalten zu steuern. Jetzt ließ ich Jumruk nach seiner Wohnung schaffen und bedang mir aus, daß er nur mir gehöre und niemand sich an ihm vergreifen dürfe. Ben Nil mußte ihn bewachen, erhielt aber den Befehl, ihm nichts von mir zu sagen. Wie ich vorausgesehen hatte, sollte es nun an eine regellose Plünderung der Seribah gehen, und es kostete mich die Anstrengung meiner ganzen Energie, dies zu verhindern; ich war sogar gezwungen, meine Fäuste zu brauchen, und erreichte meinen Zweck schließlich nur dadurch, daß ich den ausgehungerten Sklaven ein großes Essen versprach, welches sich freilich schon mehr zu einem Fressen gestaltete. Als der Tag anbrach, lagen dann die Schwarzen von der übermäßig genossenen Merissah besinnungslos betrunken auf dem ganzen Platz herum. Das war aber immer noch besser, als wenn sie andere Ausschreitungen begangen hätten.
    Während dieser Zeit, also während der Nacht noch, besichtigte ich die uns als den Siegern zufallende Beute. Sie war so groß, daß sie das Entzücken der Asaker hervorrief. Ein solches Ergebnis hatte der Raïs Effendina niemals gehabt, und ich wurde mit Lob fast überschüttet, zumal die Soldaten zu diesen reichen Anteilen kamen, ohne daß ein einziger von ihnen verwundet oder gar getötet worden wäre. Dazu kam, daß ich nichts davon nahm, obgleich mir ein bedeutender Teil davon zugefallen wäre.
    Dann, als ich meine Obliegenheiten alle erfüllt hatte und nun ausruhen konnte, kam Ssali zu mir und bat mich, mir doch endlich seinen Dank sagen zu dürfen. Wenn ich ihm nicht weh tun wollte, mußte ich ihm diese Bitte erfüllen, und so setzte er sich zu mir, floß von Danksagungen über, denen ich kaum Einhalt tun konnte, und erzählte mir dann, was er seit unserer Trennung in der Gegend von Khoi erlebt hatte. Es war viel und doch wenig, wenig an äußeren Ereignissen, viel aber an inneren Wandlungen.
    Sich noch immer einbildend, daß er nach dem Mahdi suche, dabei aber sich nach etwas ganz anderem sehnend, war er wieder nach Ägypten gekommen und hatte sich in die ‚heilige Kadirine‘ aufnehmen lassen. Vielleicht fand er da den Führer zu der rechten Lehre. Schon bald zu der Erkenntnis gelangt, daß ihm nur leerer Formelkram, totes Wortgeklingel und gar noch Schlimmeres geboten werde, wollte er

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