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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bekehrungsversuche anzustellen, von dieser Liebe sprach und dabei meinen Namen fallen ließ. Die Wirkung war eine für ihn ganz unerwartete. Er hatte angenommen, daß ich dem Mahdi vollständig unbekannt sei, und erschrak gradezu über die Wut, in welche dieser geriet, als er den Namen Kara Ben Nemsi hörte.
    „Den kennst du? Den kennst du also auch?“ schrie ihn Mohammed Achmed an. „Du bist wohl gar ein Schüler, ein Anhänger, ein Freund von diesem tausendmal in die Hölle verfluchten Hund?“
    „Ja, ich kenne ihn und habe ihn liebgewonnen, denn er ist es, durch den ich die Liebe und Barmherzigkeit Gottes erkannt habe, von der es bei euch keine Ahnung gibt“, antwortete Ssali.
    „So brauche ich mich nicht mehr über den verrückten Widerstand zu wundern, den du mir zu bieten wagst. Jede Seele, welche mit diesem Giaur in Berührung kommt, ist dem Teufel verfallen. Ich werde dich dennoch zu retten suchen, was allerdings nur durch verdoppelte Strenge geschehen kann. Läßt du dich auch dann nicht zur Wahrheit leiten, so habe ich meine Pflicht getan, und du magst hier und dort verloren sein.“
    Von jetzt an erging es Ssali noch schlimmer als vorher; sein passiver Widerstand wurde dadurch, anstatt nachzulassen, nur fester, und so kam es, daß man ihn vorgestern mit andern Gefangenen auf das Schnellsegelboot schaffte, welches zum Transport von Personen diente, die dem ‚Heiligen‘ unbequem geworden und darum nun seiner ‚Faust‘ verfallen waren. Mit einem unendlich dankbaren und liebestrahlenden Blick seiner dunklen Augen sagte Ssali am Schluß seines Berichtes:
    „Mir war die Sklaverei oder der Tod gewiß; da erbarmte Gott sich meiner in der größten Not und sandte dich, grad dich mir wieder zu. Gibt es einen deutlicheren und unumstößlicheren Beweis dafür, daß die Liebe, welche ihr verkündet, die größte Macht des Himmels und der Erde ist? Du, der du sie mehr durch deine Taten als durch deine Worte predigest, befindest dich in diesem fernen, dunkeln Erdwinkel ganz allein unter Jüngern der Grausamkeit, des Hasses und der Gottlosigkeit und bezwingst durch sie allein doch alle diese Menschen, welche sich einbilden, mit der Schärfe des Hasses und des Schwertes euch vernichten und den Kreis der Erde erobern zu können. Muß ich da nicht die finstere Pforte des Islam hinter mir zuwerfen und in die Arme dessen sinken, welcher der einzige und rechte Mahdi ist, indem er lehrte, daß nur die Liebe der Weg zum himmlischen Vater sei?“
    Da griff ich hoch erfreut nach seiner Hand und fragte:
    „Erinnerst du dich meiner Worte, welche ich dir bei der Mussallah sagte? Sie lauteten: ‚Du wandertest bisher in der Irre, weil du dir vornahmst, ein Führer zu sein. Sobald du zu der Erkenntnis kommst, daß du selbst noch sehr der Führung bedarfst, wird dir der Stern von Bait Lahm erscheinen, um dich zu dem zu leiten, dessen Stimme noch heut durch alle Lande schallt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, und niemand kommt zum Vater, denn durch mich!‘ Ssali Ben Aqil, erinnerst du dich?“
    „Ja, Effendi! Aber denkst auch du noch an meine Worte beim damaligen Scheiden? Ich sagte: ‚Wenn Allah meinen Wunsch erfüllt, so treffe ich dich einstens wieder, und dann wirst du erfahren, ob ich noch auf der Spur des Mahdi wandle oder ob mir der andere Stern erschienen ist, zu dem du von mir gesprochen hast.‘ Er ist mir erschienen, schon damals; du hast ihn mir gezeigt. Er war zwar klein und fern, als ich ihn da zum erstenmal sah, aber er kam mir näher und immer näher; er ward größer und immer größer, und heut steht er nahe über mir und strahlt in einem Glanz, in dem ich hier bis zu meinem Tod und dann im Jenseits wandeln will. Oh, Effendi, wie hattest du so recht: Gott ist die Liebe, und wer nicht in der Liebe wohnt, der lebt im Elend, denn er wohnt in Finsternis!“
    Ich gestehe aufrichtig, daß ich mich über die Gewinnung dieser Seele mehr freute, als über alle andern Erfolge, welche ich heute erreicht hatte. Drum saßen wir, in die heiligen Lehren Christi vertieft, noch lange beieinander, bis es heller Tag geworden war und ich nun von anderen Pflichten in Anspruch genommen wurde. Als ich von ihm aufstand, um fortzusetzen, hielt er mich noch für einen Augenblick zurück und sprach:
    „Da fällt mir noch etwas ein, Effendi, was ich dir sagen muß, denn ich weiß, daß es dich erfreuen wird. Du hast damals den Wirt von Khoi ermahnt, vom Trunk abzulassen; er ist dir gehorsam gewesen, und der Geist des

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