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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Raki hat niemals wieder Einzug in seine Seele gehalten. Da sind der Schmutz und die Armut von ihm gewichen; er hat die Liebe seines Weibes und seiner Kinder wiedergewonnen und ist abermals der geachtete Mann geworden, der er früher war. Nun geh! Ich darf dich nicht länger hier für mich allein behalten.“
    Er hatte recht; es gab für mich noch viel, sehr viel zu tun. Zunächst mußte Ben Nil mir Jumruk el Murabit herausbringen, der noch gar nicht wußte, wie es mit seiner Michbaja stand und wessen Gefangener er eigentlich war. Als er in das Freie trat und mich vor sich stehen sah, erkannte er mich sofort, obgleich ich das Pflaster nicht mehr im Gesicht hatte, und rief aus:
    „Du bist es, Ben Sobata aus Guradi? Also habe ich recht geahnt: Der Raïs Effendina hat El Michbaja überfallen, als ich mit meinen Kriegern fortgegangen war? Da ich dich sehe, der mein Freund geworden ist, bin ich überzeugt, daß du mich in deinen Schutz nehmen wirst.“
    „Du befindest dich in einem vielfachen Irrtum“, antwortete ich ernst. „Nicht der Raïs Effendina hat die Michbaja überfallen, sondern Kara Ben Nemsi ist es gewesen; zweitens bin ich nicht dein Freund geworden, und drittens heiße ich nicht Ben Sobata, der dich übrigens niemals in seinen Schutz nehmen würde, weil du ihn ermorden lassen wolltest.“
    „Ermorden?“ fragte er erstaunt und erschrocken. „Wer hat diese Lüge – – –“
    „Es ist keine Lüge!“ unterbrach ich ihn. „Sobald du das Wort ‚Wtole!‘ aussprachst, sollte er von hinten erstochen werden.“
    Ich sah trotz seiner dunklen Gesichtsfarbe, daß ihm das Blut aus den Wangen trat. Er fragte, beinahe stammelnd:
    „Wer – wer hat ihm – das verraten? Und wie – wie kannst du sagen – daß du nicht – nicht Ben Sobata – – –“
    Er stockte und ich fuhr fort:
    „Du vermaßest dich in deinem Hochmut, Kara Ben Nemsi zu fangen und mit Ssali Ben Aqil zusammenzubinden. Wie kann ein solcher Ausbund der allergrößten Dummheit, wie du bist, sich einbilden, mich zu überlisten!“
    „Dich – dich?“ fragte er.
    „Ja, mich! Ahnst du denn immer noch nicht, daß ich dieser Kara Ben Nemsi bin; dieser räudige Christenhund, den du dem Murabit ausliefern wolltest?“
    „Du – du – bist dieser – – –“, stammelte er, ohne seine Frage zu Ende zu bringen.
    „Ja, der bin ich! Nun wirst du wohl erkennen, was dir bevorsteht. Als du mich für Ben Sobata hieltest, heucheltest du mir Wohlwollen, um auf diese Weise einen Zeugen eurer Missetaten leichter aus dem Weg zu schaffen. Alberner Kerl! Ich hörte deinen Anschlag gegen mich, denn die Dinkasprache ist mir viel, viel geläufiger als dir, und als du mich überlisten wolltest, warst du selbst schon vollständig von mir überlistet! Du nennst dich die ‚Faust des Heiligen‘; keinem Ding aber steht dieser Murabit ferner als der Heiligkeit, und deine verbrecherischen Hände werden sich niemals wieder zur Faust zusammenballen; sie sind schwächer geworden, als die kleinen Finger eines Neugeborenen und können nicht einmal das bißchen Goldstaub festhalten, welches du mir auf so vermeintlich schlaue Weise genommen hast. Du besitzt viel zu wenig Hirn, um ahnen zu können, daß ich diese Beutel nur mitgebracht hatte, um dich kirre zu machen!“
    Ich bediente mich dieser verächtlichen Ausdrucksweise, um ihn noch mehr zu demütigen, als es schon durch die Tatsachen geschehen war. Der Unterschied zwischen seiner gestrigen hochmütigen Sicherheit und seiner jetzigen Erniedrigung wirkte auch wirklich so niederdrückend auf ihn ein, daß er sich schwach an die Knüppelwand des Hauses lehnte und mit matter Stimme seufzte:
    „So, also so ist es gekommen! Du bist Kara Ben Nemsi, der Christ! Ia Huzu, ia Musiba, ia Schaka – o Traurigkeit, o Unglück, o Elend! Wie konnte das in so kurzer Zeit geschehen!“
    „Wie das geschehen konnte?“ fragte Ssali Ben Aqil, indem er nahe an ihn herantrat und ihn aus seinen dunklen Augen anblitzte. „Es mußte so kommen; ja, es mußte! Denn das Verbrechen muß seine Strafe finden, hier oder dort. Wer Liebe gibt, wird Liebe empfangen; wer aber die Saat des Hasses ausstreut, der kann nichts als nur Rache, die Strafe Gottes ernten! Ihr wolltet mich durch eure Grausamkeiten zwingen, in die Stapfen eurer Überhebung zu treten; aber ich tat dies nicht, denn ich sah die Vergeltung kommen, welche an meiner Stelle in diese Stapfen trat, um euch zu folgen und schnell zu ereilen. Nun ist sie da. Ich wünschte

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