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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehorche.“
    „Gehorchen? Du?“ rief er aus. „Effendi, bleib hier stehen, bis ich wiederkomme! Ich muß fort, hinein zu ihnen, um ihnen zu sagen, was sie sind gegen dich!“
    Er wollte fort; ich hielt ihn am Arm zurück und gebot ihm:
    „Bleib! Du machst es nicht anders. Sie hören nicht auf dich, da sie nicht auf mich gehört haben. Sie werden nur von den Ereignissen eines andern belehrt werden.“
    „Aber was willst du tun?“ fragte er eifrig. „Es dir ruhig gefallen lassen und dich als gewöhnlicher Askari neben die andern stellen, dich einem dieser Neger gleichachten lassen?“
    „O nein. Geh nur in deine Hütte; hole deine Sachen und komm dann nach der meinigen!“
    Er eilte von dannen. Ich begab mich nach der mir und dem Raïs Effendina zugewiesenen Hütte, um mein Eigentum an mich zu nehmen. Bald kam Ben Nil. Wir verließen das Dorf und stiegen den Berg hinab, um uns jenseits des Sees am Waldrand schlafen zu legen. Ben Nil sprach kein Wort; er war ein braver, feinfühlender Bursche. Er hatte sich über mein ruhiges Gesicht gewundert; ich war auch innerlich ruhig; aber diese Ruhe war keine wohltuende. Ich ärgerte mich nicht und grämte mich nicht; es war mir nur eine Kränkung widerfahren, und doch konnte ich während dieser ganzen Nacht nicht schlafen. Die Sorge um das Schicksal derer, welche ich verlassen hatte, ließ mir keine Ruhe. Ich sann und sann, wie ihnen doch zu helfen sei, und kam endlich auf einen Gedanken, welcher mir zwar nicht den Schlaf, aber doch innere Beruhigung brachte. Es gab zwar gegen die Ausführung desselben mancherlei Bedenken, aber nach reiflicher Überlegung kam ich, gerade als es Tag wurde, zu der Überzeugung, daß ich nichts Besseres tun könne, als diesem Vorsatz treu zu bleiben. Da erwachte Ben Nil aus seinem Schlaf, welcher auch ziemlich unruhig gewesen war. Wir wuschen uns im See, und nachdem wir uns abgetrocknet hatten, fragte er mich:
    „Was nun, Effendi? Steigen wir wieder hinauf in das Dorf?“
    „Nein, wir wenden uns nach Foguda.“
    „Nach Foguda? Das ist das Dorf der Gohk, von welchem uns der Dolmetscher gestern erzählte, als er uns die Umgegend erklärte. Was wollen wir dort?“
    „Hilfe für Wagunda holen.“
    „So willst du diese Undankbaren nicht ihrem Schicksal überlassen?“
    „Nein. Ich weiß, daß sie in ihr Unglück rennen, wenn ich ihnen nicht helfe, und da sie meine Hilfe von sich weisen, muß ich sie zwingen, sie anzunehmen.“
    „Sie sind es nicht wert, Effendi! Und bedenke die Gefahren des Weges, den wir zurückzulegen haben!“
    „Warum diese Worte? Ich weiß, daß du dich nicht fürchtest.“
    „Aus Sorge für dich, nicht für mich. Ich gehe mit dir bis an das Ende der Welt; aber es ist meine Pflicht, dich darauf aufmerksam zu machen. Der Dolmetscher sagte, daß Foguda drei volle Tagreisen von hier entfernt sei. Bedenke, daß wir keine Reittiere haben und also laufen müssen, durch Urwald und Sumpf, den wir nicht kennen.“
    „Er hat die genaue Richtung angesagt und den Weg kurz beschrieben. Das genügt mir.“
    „Du willst die Bewohner von Foguda aufbieten, mit uns hierher zu ziehen?“
    „Ja. Foguda liegt seitwärts des Weges, auf welchem Ibn Asl hierher kommen wird. Wir legen uns mit den dortigen Gohk auf die Lauer, lassen ihn vorüber und folgen ihm. Hier stellen wir uns hinter ihm auf und fallen, wenn er das Dorf angreift, über ihn her.“
    „Diesen Plan willst du den Leuten in Foguda erklären? Aber du kennst deren Sprache ebensowenig wie ich sie kenne. Und einen Dolmetscher haben wir nicht mit!“
    „Ich rechne auf mein gutes Glück. Vielleicht gibt es einen unter ihnen, der ein wenig arabisch versteht, und wenn nicht, so hoffe ich, mit der Zeichensprache und einigen Worten, die mir doch bekannt sind, auszukommen.“
    „Und du glaubst, daß die Fogudakrieger uns hierher begleiten werden?“
    „Ich bin überzeugt davon, da sie zu demselben Stamm mit den Bewohnern von Wagunda gehören.“
    „Nun wohl! Du hast stets die besten Gedanken, und so wird der jetzige wohl auch der richtige sein. Laß uns aufbrechen, denn wir müssen drei Tage lang tüchtig marschieren. Aber wovon leben wir?“
    „Von Früchten, welche wir finden werden, und von dem, was wir schießen. Übrigens haben wir gestern so viel gegessen, daß ich für heute und morgen wohl nichts brauchen werde.“
    Wir verließen den See und schritten in der Richtung, nach welcher wir gestern geritten waren, fort, ohne daß es mir einfiel, noch einen Blick hinauf

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