Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
nach dem Dorf zu richten, wo alles noch zu schlafen schien. Wir waren ungefähr zehn Minuten gegangen und durchquerten gerade ein lichtes Gebüsch, als ich hinter uns ein Schnaufen hörte, ähnlich demjenigen eines Hundes, welcher seinen Herrn verloren hat und nun ängstlich nach der Spur desselben sucht. Ich drehte mich um und hielt das Gewehr zum Schuß bereit. Wir wurden verfolgt, hatten aber, wie ich bald sah, nichts zu fürchten, denn unser Verfolger war kein anderer als der lange Selim, der mit Riesenschritten, so daß sein langes Gewand hinter ihm flog, uns nachgeeilt kam.
    „Halt, Effendi, halt!“ rief er, als er mich erblickte. „Wo wollt ihr hin?“
    „Sage erst, wohin du selber willst?“
    „Mit euch!“ antwortete er, indem er keuchend bei uns stehenblieb.
    „Bleib in Gottes Namen hier; wir können dich nicht gebrauchen!“
    „Nicht? Mich, den tapfersten der Helden?“
    „Dich, den Unglücksbringer! So oft ich dich mit mir nahm, hast du mir Unheil gebracht.“
    „Allah, Allah! Sprich doch nicht so, Effendi! Allen meinen Schritten folgt Heil und Segen nach. Warum wollt ihr nicht bleiben? Warum habt ihr gestern abend das Dorf verlassen?“
    „Weil ich Undank fand.“
    „Ich habe es gehört, und die Asaker bedauern es, weil sie dich liebgewonnen haben. Sie hofften, daß du heute zurückkehren werdest. Ich erhob mich früh vom Lager, um nach dir zu suchen, weil ich dein natürlicher Beschützer und Behüter bin. Ich nahm mein Messer und mein Gewehr, um das Dorf zu verlassen. Eben als ich in das Freie trat, sah ich euch. Ich rief, aber ihr konntet es nicht hören; so bin ich euch also nachgerannt.“
    „Um gleich wieder umzukehren!“
    „Nein, Effendi. Ich gehe mit euch.“
    „Und ich befehle dir, zum Raïs Effendina zurückzukehren! Wir gehen Gefahren entgegen und haben dich nicht nötig.“
    „Das denkst du nur. Und wenn du mich wirklich fortjagst, laufe ich euch von weitem nach!“
    Da stellte sich Ben Nil auf seine Seite und bat für ihn. Was wollte ich machen! Treu war der alte Kerl; aber Pech, Pech und immer wieder Pech hatte er mir stets und überall gebracht. Sollte ich mich hier unnütz mit ihm herumstreiten? Ich wußte, daß er uns doch nachlaufen werde. Darum entschied ich, freilich höchst ungern:
    „Nun wohl, so gehe mit! Ich weiß, daß du uns Unglück bringst, will es aber noch einmal mit dir versuchen, falls du mir versprichst, allen meinen Anordnungen auf das genaueste nachzukommen.“
    „Allen, allen, Effendi!“ beteuerte er, indem er die Hand auf das Herz legte. „Verlange von mir, was du willst, ich tue es; nur verlange nicht, daß ich dich verlasse.“
    Wir setzten, nun zu dritt, unsern Weg fort, welcher uns zunächst nach der erwähnten Furt führte. Selim blieb, da er die längsten Beine hatte, nicht hinter uns zurück, obgleich er sehr bald über heftiges Leibweh und Magendrücken klagte. Nach dem, was er im Essen geleistet hatte, war dieses Unwohlsein sehr leicht zu erklären.
    Gestern waren wir durch die Furt geritten, heute mußten wir sie durchwaten, wobei uns das Wasser bis an die Brust ging. Nachdem wir noch eine Stunde im Winkel, den die beiden Quellflüsse des Tonj bildeten, zurückgelegt hatten, wendeten wir uns von der Route, auf welcher Ibn Asl zu erwarten war, um ein weniges nach Süden ab. Ich richtete mich dabei weniger nach der Beschreibung des Weges, welche der Dolmetscher mir geliefert hatte, als nach meinem Kompaß, auf welchen ich mich lieber verließ. Auch ist der Instinkt eines erfahrenden Reisenden ein besserer Führer als das Wort eines jungen Negers, dem es fast stets schwer wird, verwandte Begriffe nicht zu verwechseln. Ich wußte, in welcher Richtung Foguda lag, und wenn ich diese Richtung einhielt, mußten wir unser Ziel unbedingt erreichen.
    Das, was ich soeben Instinkt genannt habe, bewährte sich, wenigstens am ersten Tag. Wir kamen durch keine der Sumpflandschaften, welche wir gefürchtet hatten, sondern durch einen ungeheueren Tamarindenwald, welcher ohne Ende zu sein schien. Die Bäume desselben standen so weit auseinander, daß der Boden ziemlich trocken war und wir leichtes Wandern hatten, und doch auch wieder so dicht, daß die Kronen derselben uns einen sehr wohltätigen Schatten gewährten.
    An einer großen Wasserlache, an welcher wir vorüberkamen, gab es allerlei gefiederte Tiere, und es gelang mir, einige Vögel zu schießen, welche wir am Abend braten konnten. Als die Sonne sich dem Horizont näherte, war der Wald zu Ende,

Weitere Kostenlose Bücher