Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
als ob ich jetzt erst frei aufatmen dürfe, da ich erst nun die Gewißheit hatte, daß die schrecklichen Drohungen des Sklavenjägers nicht an mir in Erfüllung gehen konnten.
    Den Djangeh wurde verziehen. Wir erfuhren von ihnen, daß die andere Abteilung der Sklavenjäger die Weisung erhalten habe, von Foguda in der Richtung nach Agardu zu marschieren und auf derselben mit Ibn Asl zusammenzutreffen. Die Gohk kannten diese Gegend und den Weg genau, und wir setzten uns schon am nächsten Morgen in Marsch, um die Gefangenen zu befreien. Einen Tag später, um die Mittagszeit, stießen wir auf den Zug. Wir waren den siebzig Treibern der Herden und Sklaven weit überlegen und umzingelten sie. Als die fünfzig dabei befindlichen Djangeh sahen, daß ihre Gefährten sich mit dem Häuptling bei uns befanden, gingen sie sofort zu uns über. Die zwanzig Asaker Ibn Asls sahen ihr Schicksal vor Augen. Sie ergaben sich nicht, sondern wehrten sich und wurden niedergeschossen. Man sieht, dieses Erlebnis endet ziemlich blutig, wofür ich aber glücklicherweise nicht verantwortlich bin.
    Die befreiten Sklaven taten mir von ganzem Herzen leid. Sie erhielten zwar ihre Freiheit und ihre Rinder und Schafe wieder, doch konnten sie daheim nur die Trümmer ihrer Hütten und die Leichen ihrer Angehörigen finden. Man sage nicht, der Neger fühle nicht so wie wir; er fühlt sogar leidenschaftlicher als wir und kann dem Unglück nicht den Trost entgegensetzen, den uns der Glaube an einen Gott der Liebe und der Weisheit gibt.

DRITTES KAPITEL
    Tut wohl denen, die euch hassen!
    Mancher meiner geneigten Leser wird am Schluß des vorigen Kapitels gedacht haben: „Jetzt sollte der Verfasser eigentlich schließen, denn nach schriftstellerischen Regeln ist die Erzählung nun zu Ende, da die sämtlichen Konflikte gelöst worden sind und der Gerechtigkeit Genüge geschehen ist.“ Dem habe ich zu entgegnen, daß ich nicht eigentlich schriftstellerische, sondern Erlebnisse niederschreibe und es unmöglich hindern kann, wenn sich das Leben und die Wirklichkeit nicht nach schriftstellerischen Regeln richten und sich selbst vom scharfsinnigsten Kritikus nicht den Gang der Ereignisse vorschreiben lassen. Es gibt ewige Gesetze, welche hoch über allen tausend Regeln der Kunst erhaben sind.
    Ja, ich hätte höchstwahrscheinlich meine Erzählung mit dem Aufenthalt in Wagunda schließen können, wenn mich nicht das Schicksal einige Jahre vorher und in einem weit vom Sudan entfernten Land mit einem Mann zusammengeführt hätte, dem es wider alles Erwarten bestimmt gewesen war, mir hier im tiefen Süden wieder zu begegnen. Wer die Heilige Schrift kennt, hat jedenfalls auch gelesen: ‚Herr, deine Wege sind wunderbar, und du führest alles herrlich hinaus!‘
    Ich hatte damals mit meinem wackeren Diener Halef, von dem alle meine Freunde gehört haben, zu Pferd eine Reise durch das ‚Reich des silbernen Löwen‘ gemacht, von welcher ich in einem spätem Band erzählen werde. Wir kamen, müde von den Anstrengungen des monatelangen Ritts, aber reich an Erfahrungen, mitten im Gebiet räuberischer Kurdenstämme über die persisch-türkische Grenze und machten in dem kleinen Ort Khoi einen kurzen Halt, um den müden Pferden einige Tage Ruhe zu gönnen. Zu jener Zeit lebte, wie ich bemerken muß, Rih, mein herrlicher, unvergleichlicher Rappenhengst noch, der mir später unter dem Leib erschossen wurde, indem ihn eine tödliche Kugel traf, welche eigentlich mir gegolten hatte, und wenn dieses edle und ausdauernde Tier von der Reise angegriffen war, so läßt sich leicht denken, daß dieselbe das Pferd Hadschi Halefs, obgleich es auch einen guten Stammbaum besaß, noch viel mehr mitgenommen hatte. Es war in den letzten Tagen vor Ermattung oft ins Stolpern geraten, und so sahen wir uns in Anbetracht des beschwerlichen Weges, den wir noch bis jenseits des Tigris zurückzulegen hatten, gezwungen, in Khoi den erwähnten Aufenthalt zu nehmen, obgleich dieser Ort ganz und gar nichts bot, was uns sonst zum Bleiben hätte verlocken können.
    Wenn wir, schon als wir die ersten Hütten erreichten, von den Bewohnern derselben angestaunt wurden, so lief, als wir vor dem elenden Einkehrhaus hielten, gar eine ganze Menge von Menschen zusammen, um uns ihre Bewunderung zu zollen. Freilich konnten wir nicht so unbescheiden sein, diese Bewunderung auf uns selbst zu beziehen; sie galt vielmehr meinem Hengst, dem man es trotz seines herabgekommenen Zustandes gleich beim ersten Blick ansehen

Weitere Kostenlose Bücher