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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dabei denn nicht vermieden werden? Ich dachte an den Djangeh-Häuptling. Ja, mit dessen Hilfe war es möglich! Es war sogar noch etwas anderes möglich, nämlich der Beweis an den Raïs Effendina, daß er wohl mich, ich aber ihn nicht notwendig habe. Ich bin sonst kein ehrgeiziger Mensch; aber er hatte mich zurückgesetzt, und so zögerte ich nicht, ihm diese Lehre zu erteilen.
    Der Boden war weich, und meine Schritte wurden durch das Gras gedämpft. Auf halber Bergeshöhe stand ein breiter, nicht viel über mannshoher Felsen, an dem ich vorüber mußte. Er war von heller Farbe. Es war mir, als ob sich etwas Dunkles daran bewege. Gegenwärtig mußte mir alles verdächtig erscheinen; ich zog also das Messer und trat näher. Da standen ein Männlein und Weiblein, also ein Liebespärchen, was, wie man munkelt, auch in anderen Erdteilen und nicht allein in Afrika vorkommen soll. Sie fuhren auseinander. Das Weiblein beachtete ich nicht weiter, desto mehr aber das Männlein. Es trug eine Hutkrempe auf dem lockigen Haupt und eine große, gläserlose Brille auf der Stumpfnase.
    Wahrhaftig, dieser Wunderknabe hatte sich während der wenigen Tage das Herz einer Negerjungfrau erobert. Als er mich erkannte und vor Freude zu schreien begann, legte ich ihm als Aufforderung zum Schweigen die Hand auf die wulstigen Lippen und wollte mich ihm eben durch Worte noch verständlicher machen, als um die Ecke des Felsens ein – zweites Pärchen gehuscht kam, jedenfalls durch den Ruf des schwarzen Stutzers aufmerksam gemacht. Das Verschenken der Herzen schien hier epidemisch geworden zu sein. Ich sah mir auch dieses Männchen an und erkannte zu meiner Freude einen der beiden jungen Dolmetscher, die ich am letzten Tag meines Aufenthaltes hier gesehen hatte. Ich verständigte mich schnell mit ihm; dann rannte er nach dem Dorf, um den Häuptling der Djangeh zu holen, sonst aber keinen Menschen zu wecken und noch weniger jemandem etwas zu sagen. Nach etwa zehn Minuten brachte er ihn.
    Jetzt galt es, den Häuptling zu unterrichten und für meinen Plan zu gewinnen. Das erstere erleichterte mir der Dolmetscher, und dann fiel mir das andere auch nicht schwer. Er war höchst ergrimmt über Ibn Asl und zeigte sich bereit, mich sogleich zu begleiten.
    Als wir gingen, nahm ich meinen biederen Brillenjüngling und die beiden Mädchen mit, um sie Ibn Asl als Wächter zu geben. Der Brillenmann gelobte, sich lieber zerreißen, als den Gefangenen entkommen zu lassen. Dieser letztere hatte das Bewußtsein wieder erlangt. Er hielt zwar die Augen geschlossen, aber er schnaufte, um trotz des Knebels Luft zu bekommen.
    Nun ging ich mit dem Häuptling und dem Dolmetscher nach dem Wald. Mein Plan war, den ersteren heimlich zu seinen Djangeh zu bringen, die er über die eigentlichen Absichten Ibn Asls aufklären sollte. Während er dies tat, wollte ich mich mit dem Dolmetscher durch die zerschnittene Wand in das Zelt schleichen, um zur Bewältigung der weißen Asaker mit bei der Hand zu sein.
    Die Sterne blinkten leise durch das Blätterdach, und ich kannte die Örtlichkeit; ich war also sicher, das Lager zu finden. Wir huschten an der betreffenden Stelle zwischen den Bäumen hinein und bückten uns dann nieder, um uns in dieser Stellung weiter zu bewegen, ich mit dem Häuptling voran, der Dolmetscher hinter uns. Die Hauptsache war, daß kein Lärm entstand, bevor die Schwarzen meinen Begleiter als ihren Häuptling erkannten. Sie hatten den vorderen Teil des Lagers inne, die Asaker den jenseits des Zeltes liegenden. Es herrschte tiefe Stille im Wald; man hatte also meine Flucht und das Fehlen des Anführers noch nicht bemerkt.
    Wir schlichen leise weiter, bis wir die hellen Kleidungsstücke der Djangeh, die vom tiefen Schatten des Waldes abstachen, vor uns sahen. Die Leute schliefen. Wir krochen zu dem uns nächsten Schläfer. Der Häuptling weckte ihn und flüsterte ihm einige Worte in das Ohr. Der Mann wollte auffahren, beruhigte sich aber schnell infolge einer Aufforderung des ersteren. Ein zweiter und ein dritter wurden geweckt; dann ließ der Häuptling mir durch den Dolmetscher sagen: „Begib dich in das Zelt, Effendi. Einer von uns wird den andern wecken, um die Kunde von meiner Anwesenheit leise zu verbreiten. Dann fallen wir über die schlafenden Asaker her. Vielleicht brauchst du zu ihrer Gefangennehmung gar keine Hand zu regen.“
    Das befriedigte mich, und ich schlug mich mit dem Dolmetscher seitwärts hinter die Büsche und an den ruhenden Ochsen

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