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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gegend war fast jeder Mensch ein geborener Pferdedieb. Mir wurde Angst; ich teilte Halef meine Besorgnis mit, und wir gaben uns nun alle Mühe, uns Bahn zu brechen, um nach dem Khan zurückzukehren. Aber je mehr wir schoben, drängten und stießen, desto mehr wurden wir gedrückt und gequetscht, gestoßen und geschlagen. Wir fühlten bald, wie man sich auszudrücken pflegt, unsere Knochen nicht mehr, und schon gaben wir es auf, unseren Willen durchzusetzen, als uns plötzlich Hilfe wurde, und diese Hilfe kam durch die Tulumba.
    Tulumba – was ist das? Natürlich das, was bei einer Feuersbrunst das unumgänglich Notwendigste ist, nämlich die Spritze. Eine Spritze! Gab es denn in jenem kleinen, abgelegenen Ort Kurdistans eine Spritze, wirklich eine Spritze? wird man mich ungläubig fragen. Ja, es gab eine, und was für eine! O Tulumba! Ich habe dich in der Türkei gesehen; ich bin dir in Persien begegnet, und du hast mich in Kairo sogar einmal mit dem Esel, auf dem ich zufälligerweise saß, umgerissen, so daß der Esel auf mich und ich unter ihn zu liegen kam; aber die Gestalt, in welcher du mir hier in Khoi erschienen bist, hätte mich beinahe irregemacht an dir und deiner wohlbekannten Körperkonstitution oder vielmehr -konstruktion. Tulumba, o Tulumba, mir graut seitdem vor dir! Befandest du dich inkognito dort? Hattest du dich verkleidet, um nicht erkannt zu werden? Oder war es nur Verstellung von dir? Mag dem sein, wie ihm wolle, das Kismet mag mich kurz und gut davor bewahren, daß du mir in dieser Gestalt und dieser Weise im Leben noch einmal begegnest! O Tulumba, schreckliche Tulumba!
    Es soll Menschen geben, welche Zweck und Mittel, Hauptsache und Nebensache, Fordernis und Hindernis zu verwechseln pflegen. Wer das nicht für möglich hält, der mag nach Khoi gehen und sich die dortige Tulumba zeigen lassen; dann wird und muß er daran glauben! Um das zu begreifen, denke man sich einen – – – doch nein, man denke sich nichts, sondern man mache die Erfahrung in der Weise, wie ich sie gemacht habe und wobei einem zunächst das Denken sofort und gründlich vergeht. Also wir beide, Halef und ich, hatten vergeblich versucht, aus dem harten, dichten Menschenkloß, in welchem wir zwei verschwindend kleine Grieben bildeten, herauszukommen; diese unsere Bemühungen hatten nur den gar nicht bezweckten Erfolg gehabt, daß wir immer weiter hinein- und schließlich etwas auseinandergerieten. Halef war jetzt nun eine kleine Strecke hinter mir, so daß sich vielleicht fünf oder sechs Personen zwischen uns befanden. Ich drehte mich, immer fortgeschoben werdend, häufig nach ihm um und konnte mich nur mit Hilfe von Gebärden mit ihm verständigen, weil bei dem allgemeinen, ohrenbetäubenden Gebrüll Worte nicht zu verstehen waren.
    Dieses Brüllen war so entsetzlich, daß ich überzeugt war, es könne unmöglich noch gesteigert werden. Ein Lärm in deutscher und ein Gebrüll in kurdischer Sprache, das gibt übrigens einen ganz bedeutenden Unterschied, gar nicht zu gedenken, daß viele Schreier sich auch der türkischen, arabischen und persischen Sprache bedienten. Plötzlich verwandelten sich diese fürchterlichen Tonwellen in die entsetzlichsten Tonwogen; das Brüllen wurde zum Toben, und zwar nicht allgemein, sondern grad hinter mir. Ich drehte mich um und bemerkte in der Menge eine eigenartige, von dem steten Vorwärtsdrängen abweichende Bewegung, die ich mir nicht erklären konnte. Man stelle sich an ein stehendes Wasser und sehe einen Fisch, der an der Oberfläche in gerader Richtung schwimmt! Das Wasser wird vorn an der Spitze seines Kopfes gehoben werden und nach hinten dann nach rechts und links auslaufende Strahlen werfen. Die Köpfe der Menschenmenge hinter mir als eine solche Wasserfläche gedacht, bemerkte ich ganz dieselbe nach beiden Seiten auslaufende Strahlenbewegung, konnte aber den Fisch nicht sehen, welcher auch ganz so, wie der erwähnte, das Wasser mit seiner Schnauze hob; das heißt mit anderen Worten, die Menschen vor sich in die Höhe warf; denn es wurden in langsam fortschreitender, grad auf mich zugerichteter Bewegung alle von der Spitze dieser Bewegung getroffenen Personen über die Köpfe der Menge emporgeschleudert. Wer oder was war der Karpfen oder der Hecht, der auf der Fläche der dichtgedrängten Menschenköpfe diese sonderbaren Wellen warf? Ich wußte es nicht und konnte es nicht erfahren, denn ein jeder, den ich fragte, war mit sich selbst und seiner Rettung so sehr beschäftigt,

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