293 - Running Men Blues
er, Conley, daraufhin mit ein paar Kameraden beschlossen hatte zu desertieren.
»Sie sind alle tot«, wisperte er. »Kroows Leute hatten die Ausfallstraße besetzt. Es sind Soldaten, die alle gleich aussehen! Sie haben auf uns geschossen. Ich saß am Steuer.«
Er hielt inne, von Husten geschüttelt. Schaumiges Blut trat aus seinem Mund. Conley drehte sich Roots zu und versuchte triumphierend zu lachen. »Ich hab sie überfahren, Sir! Ich hab die Scheißkerle plattgemacht!«
»Bestens, Soldat!«, lobte Roots. Er musste sich zusammenreißen, damit seine Stimme hielt. »Und ich verspreche Ihnen, wir werden die anderen Scheißkerle auch plattmachen!«
»Nein!« Conleys Hand schoss hoch, krallte sich in Roots' Ärmel. Es kostete ihn die letzte Kraft, die er noch besaß, doch er brachte es zu Ende. »Die Stadt… ist verloren. Gehen Sie… nicht… nach Waashton! Dort erwartet Sie… der Tod.«
Seine Hand fiel herunter, Conleys Blick verlor sein Ziel.
»Conley?«
»Er ist tot, Captain«, sagte Takeo.
»Ja, ich weiß.« Roots beugte sich vor und schloss dem Sergeant die Augen. In seinen eigenen schimmerten Tränen. Er faltete Conleys Hände über der Brust, zog die Jacke aus und wickelte sie dem Toten sanft um den Kopf.
»Was tun Sie da?«, fragte Takeo verwundert.
»Wir können ihn nicht begraben.« Roots wies auf den Boden, der unter den Pfützen hart wie Beton war. »Es geht einfach nicht! Aber auf keinen Fall werde ich diesen tapferen Mann einfach liegen lassen wie… wie…« Er brach ab.
Plötzlich wurde alles zu viel für den Captain. Er schlug seine Hände vors Gesicht und weinte.
Zwei Stunden später entdeckten Roots und Takeo Conleys Jeep. Der Sergeant musste die Kontrolle über das Fahrzeug verloren haben; es war von der Straße abgekommen und steckte in einem Graben. Mit vereinten Kräften holten die Gefährten es heraus.
Der Jeep bestätigte Conleys Angaben auf beklemmende Weise. Die Sitze waren blutverschmiert, Einschüsse hatten die Frontscheibe zersplittert, und am Kühlergrill flatterten blutige Uniformfetzen.
»In einem Punkt stimme ich Conley zu: Es hat keinen Zweck, sofort nach Waashton zu fahren. Dazu müssen wir erst halbwegs fit sein, sonst sind wir leichte Beute«, sagte Captain Roots. Sein Kopf wackelte bei der rumpeligen Fahrt querfeldein. »Aber was die Präsidentin und den Führungsstab betrifft, da hatte er unrecht. Die sind nie im Leben geflohen!«
»Glaube ich auch nicht«, erwiderte Takeo. Er saß auf der Ladefläche. Der Jeep hing am Heck deutlich tiefer. »Entweder hat Kroow sie alle getötet, oder sie sind noch rechtzeitig abgetaucht. - Ich hoffe auf Letzteres«, fügte er hinzu.
Sie fuhren Richtung Norden. Roots hatte sich nach Conleys Warnung an einen alten Kameraden erinnert, Walter Buckfield. Der ehemalige Gleiterpilot lebte ein paar Meilen außerhalb der Stadt. Auf seiner Farm wollte Roots mit Takeo ein paar Tage unterkriechen.
»Ich weiß, dass ich angesichts der Katastrophe so was nicht sagen dürfte«, stöhnte Roots. Er wischte sich das Blut vom Arm, das aus einer aufgeplatzten Wunde lief. »Aber Mann - ich gäbe alles für ein Bett! Ich bin fertig! Meine Rippen sind gebrochen, mein Kopf brummt wie ein Bienenstock, und bis auf den linken kleinen Zeh finde ich keine Stelle an meinem Körper, die nicht schmerzt.«
»Soll ich das Steuer übernehmen?«, bot Takeo an, obwohl es unmöglich schien, seinen wuchtigen, über zwei Meter großen Androidenkörper hinter das Lenkrad zu quetschen.
»Nein, es ist nicht mehr weit.« Roots zeigte nach vorn. »Das kleine Stück halte ich noch durch.« In diesiger Ferne konnte man Gebäudeumrisse sehen.
Die Fahrt zog sich noch eine Weile hin, doch irgendwann war es geschafft. Roots lenkte den Jeep durch das Eingangstor mit der Brandschrift Buckfield Ranch , brachte ihn zum Stehen und machte den Motor aus. Geschwächt sank er auf dem Sitz nach hinten.
Ein Mann humpelte heran, sein Gewehr im Anschlag. »Wer ist da?«, rief er grimmig.
Der Captain zog sich am Lenkrad hoch. Schweiß stand ihm auf der Stirn. »Buck?«
»Roots!« Walter Buckfield nahm das Gewehr herunter. Eilig kam er an den Jeep, lachte froh. »Roots! Was machst du denn hier? - Und wie siehst du aus?«, fügte er erschrocken hinzu. »Bei allen Göttern! Hast du mit Lupas gespielt?«
Roots wandte sich zu Takeo um. »Er weiß es nicht«, sagte er - und sank ohnmächtig in sich zusammen.
Buckfield schien erst jetzt zu realisieren, dass die Robotergestalt auf der
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