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293 - Running Men Blues

293 - Running Men Blues

Titel: 293 - Running Men Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Dinger. Damals konnte ich sie mir noch ansehen. Aber heute sind meine Augen zu schwach.«
    Der Richter hörte kaum hin. Eben hatte er das Papier auseinandergefaltet. Jetzt blickte er staunend auf eine Blaupause.
    »Das ist das Pentagon!«, stieß er hervor. TOP SECRET!, befahl ein vergilbter Stempel oben rechts. Darunter waren die fünf Stockwerke offengelegt, minutiös gezeichnet bis ins kleinste Detail. Fenster, Türen, Luftschächte… sogar Schreibtische konnte man sehen, auch wenn sie inzwischen wohl längst zerfallen und ersetzt waren.
    »Ich danke Ihnen, Häuptling White Owl!«, sagte Black. »Diese Karte ist Gold wert!«
    Der Indianer winkte ab. »Es ist nur ein Stück Papier. Wenn Sie mir danken wollen, dann lieber dafür, dass mein Clan Sie unterstützen wird. Gute Jagd, Mr. Black!«
    »Gute Jagd uns allen!«, antwortete Black, nahm die Karte und ging.
    Keeva erwartete ihn im Flur. Sie hatte zwischenzeitlich eine Fackel aufgetrieben, was den Rückweg sehr erleichterte.
    Als Black hinaus auf die Straße trat und der Indianerin befreit zunickte, reagierte sie mit einer schuldbewussten Miene.
    »Ich muss Ihnen was verraten, Mr. Black«, sagte sie, zögerte und platzte schließlich heraus: »Mein Großvater wohnt gar nicht im achten Stock. Er wohnt nicht einmal in diesem Haus! Viel zu baufällig.«
    Black stemmte die Fäuste in die Seiten. »Das darf doch wohl nicht wahr sein!«, rief er empört. »Was sollte das Ganze dann?«
    »Es war ein Test.« Keeva lachte und lief los. »Er wollte wissen, wie mutig Sie sind. Immerhin vertraut er Ihnen seine Familie an.«
    ***
    Nachts, im Cold Fangs
    Dunkelheit lag über den Goonshacks. Der Himmel war wolkenverhangen, kein Stern ließ sich blicken. Seit dem Unwetter waren die Temperaturen nicht mehr in die Höhe geschnellt, und was gestern noch unter der Hitze litt, streichelte heute ein kühler Herbstwind.
    Hier und da nahm er die Abkürzung durch ein zerfallenes Gemäuer. Dort zauste er den ewig hungrigen Ratzen den Pelz und kehrte zurück ins Freie. Einmal prallte er gegen einen Mann, der allein zu später Stunde durch die Goonshacks wanderte. Ohne Laterne. Lautlos.
    Ein paar Gassen weiter saßen derweil Mr. Black und seine Freunde zusammen. Hinter verdunkelten Fenstern, bei Kerzenlicht und heißem Tee schmiedeten sie Pläne für den nächsten Tag.
    »Als Erstes muss die Frage der Unterkunft geklärt werden«, sagte der Richter. »Die Präsidentin bleibt zunächst hier im Cold Fangs , und auf ihren Wunsch hin werde ich das auch tun.«
    Er wandte sich an Sigur Bosh. Black hatte ihn und Miss »Honeybutt« Hardy vor Kroows Häschern retten können, doch der Schreck über die nächtliche Aktion stand den beiden noch ins Gesicht geschrieben. Baby Aiko hingegen schlummerte friedlich in den Armen seiner Mutter; es war noch zu klein, um solche Dinge zu verstehen.
    »Sigur, Sie ziehen vorübergehend zu Nighthawks Schwester Mary. Und Sie, Gordon, können bei seinem Cousin schlafen. Er heißt Big Rock und holt sie nachher ab.«
    Kornmeister Gordon Drake nickte stumm. Auch er war ein Mitglied des Führungsstabs gewesen. Als die Klonsoldaten kamen, hatte er versucht, sich den Weg freizuschießen. Seine Frau war im Kugelhagel gestorben. Er selbst hätte es auch nicht geschafft, wenn Black und Bosh nicht in letzter Sekunde aufgekreuzt wären.
    »Ich fürchte, ich werde Ihnen keine große Hilfe sein, Mr. Black!«, sagte er kraftlos.
    »Doch, das werden Sie!« Black drückte seinen Arm. »Wir sind im Moment alle angeschlagen, glauben Sie mir! Jeder von uns muss die schrecklichen Ereignisse erst einmal verdauen. Wir haben so viel verloren, das geht nicht spurlos an uns vorüber.«
    Keeva kam an den Tisch, mit Bechern und einer bauchigen Flasche. »Holunderwein«, erklärte sie. »Großvater schickt ihn. Er sagt, das hilft gegen die Geister der Traurigkeit.«
    Black schluckte sich die Enge aus dem Hals. »Einen Versuch ist es wert!«
    Jemand klopfte an die Tür.
    »Wir haben geschlossen!«, rief Nighthawk ärgerlich. Doch das Klopfen hörte nicht auf. Ruckartig schob er seinen Stuhl zurück und lief zur Tür.
    Ein Indianer betrat den Schankraum, und Black dachte zuerst, er sei der angekündigte Big Rock. Dann hörte er jedoch, dass Nighthawk ihn mit »Rainmaker« ansprach. Die beiden umarmten sich, gingen zum Tresen und begannen zu tuscheln.
    Keeva hatte unterdessen die Becher gefüllt. Den letzten - größten - hielt sie dem Richter hin.
    Black betrachtete den blutroten Wein lange und

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