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293 - Running Men Blues

293 - Running Men Blues

Titel: 293 - Running Men Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Militär funktioniert; die Soldaten gehorchen einwandfrei. Warum sollte es bei den Zivilisten anders laufen?
    »Weil ihnen der Drill fehlt, das hatte ich dir schon mal erklärt. Die kennen keinen bedingungslosen Gehorsam! Wenn du willst, dass sie nach deiner Pfeife tanzen, musst du ihnen erst Furcht einprügeln und dann etwas bieten.«
    Zum Beispiel?
    »Zum Beispiel…«, murmelte Crow nachdenklich. Er warf einen Blick auf seine Gefangenen. Garrett und Wallace sahen etwas kränklich aus nach der langen Zeit an Kroows Tentakelspitzen. Trotzdem waren sie noch brauchbar.
    »Ich hab's!«, rief Crow. Er holte den Wachhabenden herein und befahl ihm, in der Stadt zu verkünden, dass der Bürgermeister am Nachmittag eine Rede vor dem Weißen Haus halten würde. Man möge sich einfinden, denn es ginge um die Winterversorgung.
    Winterversorgung? , fragte der Koordinator verwundert. Als bionetisches Wesen konnte er nicht nachvollziehen, warum Nahrung ein Anreiz sein sollte. Er brauchte keine, gönnte sich nur gelegentlich etwas Feuchtigkeit auf der Haut.
    »Warte es ab! Du wirst es bald verstehen«, versprach Crow und grinste.
     
    Bis zum Nachmittag hatte sich eine große Menschenmenge vor dem Weißen Haus versammelt.
    Als Mr. Black über Funk hörte, dass der Bürgermeister in die Stadt kommen würde, rief er sofort seine Gefolgsleute zu den Waffen. Black wusste, dass Wallace an Kroows Tentakel hing; das Monster würde also ebenfalls erscheinen. Bisher hatte es sich im uneinnehmbaren Pentagon verschanzt - jetzt bot sich endlich eine Gelegenheit, es anzugreifen!
    Um keine Zivilisten in Gefahr zu bringen, positionierten sich die Running Men nicht am Weißen Haus, sondern an beiden Seiten der Zufahrtsstraße, die vom Pentagon in die Stadt führte. Es war vereinbart, keine Munition auf den Wagen zu vergeuden. Alle sollten auf Kroows Kopf zielen. Dauerfeuer bis zur letzten Patrone!
    Black und seine Gefährten nahmen ihre Plätze schon gegen Mittag ein, damit Kroow ihnen auch ganz sicher nicht entkam. Dann hieß es warten!
    Sie warteten, und warteten.
    Und verpassten die angekündigte Rede.
    Denn Kroow war bereits am Morgen in die Stadt gefahren, zusammen mit seinem Wachhabenden. Und noch ehe der anfing, das Volk zu informieren, hatte sich Kroow ins Weiße Haus geschlichen. Dort saß er mit Jethro Wallace bis zum Nachmittag. Ab und zu schaute er heimlich aus dem Fenster. Als er das Gefühl hatte, dass die meisten Waashtoner eingetroffen waren und es sich nicht lohnte, noch länger zu warten, schickte er Wallace vor die Tür, die einen Spalt offen blieb.
    Tosender Applaus empfing den beliebten Bürgermeister. Er bedankte sich, wie er es immer tat, lächelnd und winkend. Niemand sah den feinen Tentakel, der ihn dirigierte, denn die Menschen mussten vor dem schmiedeeisernen Zaun bleiben, der den Präsidentensitz weiträumig umgab.
    Als der Applaus verebbte, begann Wallace zu sprechen. »Liebe Freunde und Mitbürger!«, rief er. »Ich bin so froh, euch alle hier zu sehen! Wir haben den schwarzen Tag des Angriffs gemeinsam überstanden; ihr lebt, und ich kann euch heute gute Nachrichten überbringen!« Er ging bei diesen Worten hin und her; eine Angewohnheit von ihm, die er auch jetzt unbewusst beibehielt. »Wie ihr wisst, ist die Präsidentin fort, und auch der Führungsstab hat uns im Stich gelassen. Aber Kroow…«
    Buhrufe unterbrachen ihn. Wallace hob beschwichtigend die Arme.
    »Kroow«, fuhr er fort, als es etwas leiser wurde, »ist es zu verdanken, dass wir nicht ohne Regierung dastehen. Das Wohl der Bürger liegt ihm am Herzen, darum hat er als Erstes einen neuen Führungsstab einberufen.«
    Wallace trat einen Schritt zur Seite, weg von der Tür. Der Tentakel rutschte unter das Türblatt und verklemmte sich darin.
    »Ihr wisst, dass die Dürre der letzten Wochen große Teile der Ernte vernichtet hat. Bald naht der Winter, und es wird nicht leicht werden, ihn ohne Hungern zu überstehen.«
    Noch ein Schritt. Der Tentakel hob sich leicht vom Boden ab. Wallace ging weiter.
    »Kroow hat dem neuen Kornmeister Tremonti strikte Anweisung gegeben, die staatlichen Vorräte gerecht unter allen Bürgern zu verteilen.«
    Jetzt war der fadendünne Tentakel straff gespannt, und nur der Entfernung war es zu verdanken, dass keiner der Bürger ihn wahrnahm.
    Wallace stutzte für einen Wimpernschlag. Er sah aus, als würde er halb aus einem Traum erwachen. Seine Stimme verlor merklich an Pathos, während er fortfuhr: »Aber natürlich erhalten

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