293 - Running Men Blues
nur diejenigen Unterstützung, die auch bereit sind, den neuen Herrscher der Stadt als solchen anzuerkennen und ihm zu…«
Nach einem weiteren Schritt wurde sein Blick plötzlich klar. Wallace schien aufzuschrecken. »Flieht!«, schrie er verzweifelt.
Kroow hatte nur eine Sekunde, um zu reagieren. Blitzschnell befreite er den Tentakel aus der Tür, ließ dessen Ende an Wallace hochgleiten und rammte es ihm wieder in den Nacken. Der Bürgermeister schien nach Luft zu schnappen. Dann schrie er mit unveränderter Stimme weiter: »Flieht nicht vor Kroow, das braucht ihr nicht! Unterwerft euch einfach! Dann wird es euch gut ergehen!«
Bei diesen Worten ging Wallace rückwärts zur Tür. Er verschwand, ohne sich zu verabschieden.
***
Am Abend, im Cold Fangs
»Der Kerl ist clever«, sagte Sigur Bosh düster. »Dass Kroow schon so früh kommen würde, damit konnte keiner rechnen.«
»Tatsache ist: Wir haben ihn verpasst!«, murrte Gordon Drake.
Die Running Men saßen im Hinterzimmer von Nighthawks Taverne. Lagebesprechung war angesagt. Mittlerweile hatten sie bereits Übung in dieser täglichen Zusammenkunft. Sie kamen stets auf getrennten Wegen und zu unterschiedlichen Zeiten. Wechselten die Route, die Tarnung. Benutzten verschiedene Eingänge.
Letzte Woche hätte Drake fast sein Leben gelassen beim Versuch, es den legendären Running Men gleichzutun: Er war zu nächtlicher Stunde durch ein Fenster auf der Rückseite des Gebäudes geklettert, hatte aber nicht daran gedacht, Nighthawk vorzuwarnen.
Und Mr. Black wurde an einem anderen Tag von Jugendlichen attackiert, die seine Verkleidung als buckliger Straßenhändler nicht durchschauten. Er musste den Kids die ganzen Vorräte, die eigentlich in der Küche landen sollten, kampflos überlassen, andernfalls wäre seine Tarnung aufgeflogen.
Das war ein schwarzer Tag für Black gewesen. Doch der heutige übertraf ihn um Längen.
»Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen!«, sagte die Präsidentin. Sie war bei dem Angriffsversuch nicht dabei gewesen. Black hatte darauf bestanden, dass sie im Verborgenen blieb, denn dank ihrer Volksnähe kannte wirklich jeder Alexandra Cross. Das brachte sie jetzt in größte Gefahr.
Kareen »Honeybutt« Hardy erging es kaum anders. Die schöne Frau war ein Hingucker, sie fiel überall auf, ob sie wollte oder nicht. Der besorgte Mr. Black wollte sie deshalb mitsamt Baby Aiko auf die Buckfield Ranch ausquartieren. Sigur Bosh hatte sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, letztlich jedoch eingesehen, dass seine Familie dort sicherer war als hier in den Goonshacks. Trotzdem musste Joseph Rainmaker feierlich schwören, die beiden mit seinem Leben zu beschützen, ehe Bosh sie gehen ließ.
»Lassen wir uns also was Neues einfallen«, sagte er gerade. »Schon eine Idee, Black?«
Der Anführer der Running Men starrte abwesend auf seinen Becher Wein. Es dauerte einen Augenblick, ehe er reagierte, und als er es tat, war seine Stimme voll Traurigkeit.
»Wallace hat sein Leben riskiert in dem einen Moment, den er frei war und die Bevölkerung warnen konnte. Aber Crow hält sich nicht lange mit rebellischen Untergebenen auf. Wir müssen uns wohl an den Gedanken gewöhnen, dass der Bürgermeister nicht zurückkehren wird.«
Bedrückte Stille folgte diesen Worten, einzig durchbrochen von Nighthawks Funkgerät. Es war rund um die Uhr auf Empfang geschaltet. Meistens gab es nur Rauschen und Knacken von sich. Doch es kamen auch Meldungen herein, alle auf der Militärfrequenz, und die waren für die Running Men von größtem Interesse.
Nighthawk räusperte sich. »Ich habe mich mal ein bisschen in der Stadt umgehört. Seit Wallaces Warnung planen schon etliche Leute, Waashton zu verlassen. Kroow wird dem sicher nicht tatenlos zusehen.«
»Dann sollten wir uns überlegen, wie wir ihnen helfen können«, sagte Black.
»Aber das ist sehr gefährlich!«, protestierte Gordon Drake erschrocken. Als Kornmeister war er unübertroffen - er konnte Gewichte und Volumen berechnen, einsturzsichere Getreidespeicher planen und penibel Buch führen. Nur Mut hatte Gordon nicht, und das war schlecht für einen Widerstandskämpfer. »Um den Leuten zu helfen, müssten wir die Goonshacks verlassen! Was, wenn uns jemand erkennt?«
»Wir sollten es riskieren«, mischte sich die Präsidentin ein. Cross suchte nach einer Möglichkeit, sich nützlich zu machen. Sie litt darunter, dass das Volk glaubte, sie wäre feige geflohen. Doch sie konnte Kroows Lüge nicht
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