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293 - Running Men Blues

293 - Running Men Blues

Titel: 293 - Running Men Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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machten Pläne für den Abend. Eine Geburtstagsfeier in der Mannschaftskantine war geplant, da gab es noch Einiges zu besprechen. Umso ärgerlicher, dass ausgerechnet jetzt ein Fuhrwerk auftauchte. Träge zuckelte es stadtauswärts die Straße herauf.
    »Mann, der Gaul schleicht wie eine Snäkke!«, murrte Hill, und rief: »Komm, mach hin! Ich hab keine Lust, deinetwegen länger zu bleiben!«
    Weder das Horsay, noch der Kutscher schienen ihn zu verstehen. Als das Fuhrwerk endlich heran war, trat Forbes auf die Straße und hob die Hand. »Anhalten!«, befahl er.
    »Scheiße! Was ist das denn?«, stöhnte Forbes angewidert. Ein beißender Geruch wehte ihn an.
    Forbes wich dem schmuddeligen Horsay aus und trat neben den Kutschbock. »Wer bist du? Wo willst du hin? Was hast du geladen?«, spulte er die üblichen Fragen herunter.
    Der Kutscher kicherte. Es klang ein bisschen blöd, und so sah er auch aus. Er trug schäbige Kleidung und einen zerknitterten Hut. Zottelige Haare schauten darunter hervor. Seine fetten Backen waren voller Stoppeln und Dreckschmieren. Er kaute Tabak, und es schien ihn nicht zu kümmern, dass ihm braune Spucke aus dem Mundwinkel lief.
    »Ich bin Billy«, krächzte er, lehnte sich zur Seite und spuckte dem Corporal einen vermatschten Priem vor die glänzenden Stiefel.
    Forbes wich zurück. »Wo willst du hin? Was hast du geladen?«, wiederholte er.
    Billy wies mit der Fahrpeitsche nach vorn. »In die Außenbezirke. Ich bring den Müll weg.«
    Corporal Hill war derweil an die Ladefläche getreten. Man hörte ihn würgen.
    »Welchen Müll ?«, fragte Forbes, bevor er selber nachsah. Er verzog das Gesicht. Die Ladefläche, ein gut achtzig Zentimeter hoher Holzkasten, war bis zum Rand mit toten Fischen gefüllt. Ein paar Ratzen lagen obenauf. Das Ganze war mit Kohlstrünken unterlegt und sah in seiner Gesamtheit so aus, als wäre es schon vor einigen Tagen verblichen. Es roch auch so.
    »Na ja, vorgestern war Markt.« Billy kratzte sich das Gesicht. »Und der Straßenmeister hat gesagt, der Müll soll nich liegenbleiben. Aber mir ist's egal. Müsst es mir nur sagen, dann bring ich's zurück oder lad gleich hier ab.«
    Er zog an den Zügeln. Das Horsay machte Anstalten, umzukehren.
    »Halt! Halt!«, rief Forbes hastig und streckte abwehrend die Hände aus. Die beiden Corporals sahen sich an. Sie wollten keinen Ärger bekommen, weil sie eine Ladung fauliger Abfälle in die Stadt zurückschickten.
    »Mach, dass du weiterkommst!«, befahl Forbes schließlich und öffnete die Barriere.
    »Auch gut«, sagte Billy, klatschte mit den Zügeln und rief: »Hüah!«
    Ohne Eile setzte sich das Horsay in Bewegung.
     
    Zwei Meilen hinter der Barriere, geschützt durch die hereinbrechende Dämmerung und einige Felsen, hielt die stinkende Kutsche an. Billy nahm den Hut herunter, auf dessen Innenseite Horsayhaare angenäht waren, und strich sich erleichtert durch sein eigenes Haar. Dann griff er in seinen Mund und pulte zwei gerollte Leinenstreifen heraus. Seine Wangen fielen ein. Als er dann noch das Gesicht abwischte, konnte man ihn allmählich wieder erkennen: Es war Mr. Black!
    Er trat an die Ladefläche, klopfte kurz und sagte: »Alles in Ordnung! Wir sind raus aus der Stadt. Moment noch…«
    Black ging um den Kasten herum und löste dabei vier Riegel. Dann begann er zu stemmen. Doch was sich hob, war nur eine Lage Bretter mit aufgenagelten Rändern. Ein Deckel für die kostbare Fracht, die sich darunter verbarg. Polternd fiel er samt der verdorbenen Fische vom Wagen. Der Running Man lächelte zufrieden, als er ins Innere blickte.
    Vater, Mutter und drei Kinder - eine ganze Familie, die aus Waashton fliehen wollte, war frei!
    »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Mr. Black«, sagte der Mann aufgewühlt.
    »Nicht nötig.« Black zeigte nach Nordwesten. »Dort hinten verläuft eine alte Handelsroute. Behalten Sie den Wagen, folgen Sie ihr und machen Sie irgendwo einen Neuanfang. Ich wünsche Ihnen viel Glück!«
    »Aber… der Wagen… ich kann doch nicht… Wollen Sie denn nicht in die Stadt zurückkehren?«, stammelte der Mann.
    »Doch, sicher.« Black nickte. »Aber zuvor habe ich noch etwas zu erledigen…«
    Er winkte noch einmal, dann schritt er zum Straßenrand und verschwand bald in der Dämmerung. Er war auf den Weg zur Buckfield Ranch, um mit Takeo und Roots zu reden.
    Black hatte seine Männer darauf eingeschworen, bei der Fluchthilfe unblutig vorzugehen. Tarnung war wesentlich besser als

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