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293 - Running Men Blues

293 - Running Men Blues

Titel: 293 - Running Men Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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dem Gefangenen zu sprechen, und wenn Kroow davon Wind bekam, gab es wieder Arbeit für die Totengräber.
    General Garrett packte den Mann am Ärmel und zog ihn zu sich herunter. »Sie müssen etwas für mich tun!« flüsterte er. »Kroow plant einen Anschlag auf die Running Men! Halten Sie auf dem Heimweg irgendwo an, wo Zivilisten sind, und erzählen Sie den Leuten, dass…«
    Der Wachhabende riss sich los, schüttelte abwehrend die Hände. »Ich kann nicht!«, wisperte er entsetzt. Er ging rückwärts zur Tür. »Nein! Nein!«
    Und schon war er fort.
    Garrett sank in seinem Stuhl zusammen. Das Abendessen auf dem Tisch duftete verlockend, doch er streifte es nur mit müdem Blick und schob es fort. Kroow ist einfach nicht beizukommen , dachte er mutlos.
    Der General war ein paar Tage vom Zugriff des Monsters befreit; die Einstichwunde im Nacken hatte sich so entzündet, dass ein Fortsetzen der Tortur sein Leben gefährdet hätte. Kroow wollte ihn nicht töten. Er wollte ihn leiden sehen, und das gelang ihm prächtig! Denn was immer geschah, Garrett erfuhr davon. Und konnte nichts dagegen tun.
    Anfangs hatte er noch Hoffnung gehabt. Er wusste, dass Mr. Black alles versuchen würde, um Kroows Macht zu demontieren. Bei den Bürgern hatte der Running Man auch Erfolg: Sie leisteten bis heute Widerstand. Doch das Militär war verloren. Kroow hatte die Soldaten mit Geschick und viel Geduld in eine Ecke manövriert, aus der sie nicht mehr herauskamen.
    Erst unterlief er jede Einheit mit seinen Scheinsoldaten. Dann sicherte er die Winternahrung. Als an der Brücke über dem Potomac, die das Pentagon mit der Stadt verband, ein Sprengsatz explodierte, ließ Kroow die Siedlung an der Auffahrt zwangsräumen. Wer sich freiwillig für den Einsatz meldete, erhielt eines der Häuser. Die ehemaligen Bewohner konnten zusehen, wo sie blieben.
    Beim Bau der Stadtmauer kam es zu weiteren Explosionen. Kroow vermutete, dass der Sprengstoff von Takeo Industries kam, denn dort wurden neben Gleitern auch die zugehörigen Raketengeschosse gefertigt. Also versetzte er eine bewaffnete Einheit auf das Gelände. Kaum war es geschlossen, hörten die Anschläge auf.
    Er hat niemanden töten lassen , erinnerte sich Garrett. Es wurde nicht einmal nach dem Schuldigen gesucht. Die Leute durften ungehindert nach Hause gehen.
    Garrett kannte den Grund. Bei Takeo Industries arbeiteten Technos oder deren Nachfahren, und Kroow hatte vor, im Frühjahr mit der Produktion neuer Gleiter zu beginnen. Bis dahin würde das barbarenstämmige Stadtvolk zermürbt sein, doch es konnte die geschulten, intelligenteren Technos nicht ersetzen.
    Inzwischen war die Kluft zwischen Zivilisten und dem deutlich bevorzugten Militär unüberbrückbar. Der Hass der hungernden Menschen löste Übergriffe aus; Steine flogen, und das widerrechtlich bezogene Soldatenviertel an der Brücke musste rund um die Uhr bewacht werden. Als »Entschädigung« erhielten Kroows Männer die Erlaubnis, sich frei zu bewegen.
    Garrett dachte mit Wehmut an seinen treuen Adjutanten, Captain Roots. Offiziere wie er könnten das Steuer vielleicht noch herumreißen!
    Doch es gab keine Offiziere mehr. Kroow hatte sie alle durch Klone ersetzt.
    »Verfluchter Bastard!«, brüllte der General verzweifelt, packte die vor ihm stehende Schüssel und schleuderte sie mit aller Macht ans Fenster. Die kugelsichere Scheibe hielt. Garrett trat näher, während sein Essen an ihr herunterlief, und schaute hinaus in die Abenddämmerung.
    Es hatte wieder angefangen zu schneien. Irgendwo hinter den tanzenden Flocken lag die Stadt mit ihren Lichtern, ihren Menschen und dem letzten Funken Hoffnung.
    »Mögen die Götter dich beschützen, Mr. Black!«, flüsterte Garrett.
    ***
    15. Dezember 2526, in Spooky Pines
    »Heute könnte der Start klappen«, sagte Miki Takeo. Er saß mit seinen Gefährten in der Offiziershütte des Stützpunktes Bravo 6, die als einziges Quartier ein wenig Gemütlichkeit vermittelte, denn sie verfügte über den Luxus eines Ofens.
    Roots und die Algonkin beendeten gerade ihr Frühstück, einen truthahnähnlichen Vogel mit grauem Panzer. Man musste ihn mit einem Hammer aufschlagen, um an das Fleisch zu gelangen, doch die Mühe lohnte sich.
    »Lecker!« Roots schleckte seine Finger ab. Er nickte dem Androiden zu. »Ich wäre dann soweit!«
    »Auf geht's!« Der Stuhl ächzte, als sich Takeo prompt erhob. Über Knochen, Panzerstücke und Teller schritt er zwischen den Männern zur Tür.
    Draußen standen

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