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293 - Running Men Blues

293 - Running Men Blues

Titel: 293 - Running Men Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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die aufbruchbereiten Horsays. Sie waren schwer bepackt mit Waffen, Munition und Material aus dem Fuhrpark, das die Running Men vielleicht gebrauchen konnten.
    Roots folgte Takeo auf dem Fuß, zog sich im Laufen die Jacke an. Er grinste, als er sah, wie die sonst so frechen Horsays vor dem Androiden scheuten. Hinter ihm traten die Indianer ins Freie. Er wollte noch rufen: »Der Letzte macht die Tür zu!«, doch angesichts der Tatsache, dass sie nie wieder herkommen würden, war es egal und so ließ er es bleiben.
    Roots konnte es kaum erwarten, an Bord zu gehen. Der PHOENIX war startklar, nur das Wetter hatte bisher nicht mitgespielt. Mal fegten Blizzards von den Appalachen herunter, mal hing Frühnebel zäh wie Snäkkenschleim in der Luft. Nachts wurde es so kalt, dass die empfindliche Elektronik streikte, und wenn ausnahmsweise alles stimmte, kam man nicht an den PHOENIX heran. Der Zeitwald lag unter Schneemassen begraben; viele Äste hielten dem Gewicht nicht stand. An manchen Tagen krachten sie gleich reihenweise ohne Warnung herunter, und wer sich dann Richtung Gleiterfriedhof bewegte, war in Lebensgefahr.
    Doch heute spannte sich ein blauer Winterhimmel über Spooky Pines. Es herrschte Windstille, die Sicht war ungetrübt. Beste Bedingungen also, um den Phoenix aus der Asche steigen zu lassen.
    Roots lächelte, als er auf den Zeitwald zu stapfte. Schnee knirschte unter seinen Stiefeln, er hörte die gemurmelte Unterhaltung der Algonkin, manchmal schnaubte ein Horsay. Alles war friedlich. Alles war perfekt.
    »Ach, Scheiße - ich hab was vergessen!«, fiel dem Captain ein. Er blickte in die erstaunten Gesichter seiner Begleiter und erklärte: »Ich wollte doch die Fahne mitnehmen!« Er löste sich aus der langen Reihe und rannte los. »Geht schon mal weiter, ich hole euch ein!«, rief er über die Schulter zurück.
    Die Fahne war ein Stück Stoff, das über dem Bett des Kommandanten von Bravo 6 hing. Es trug die Nationalfarben rot, weiß und blau und war mit dem Abzeichen der Gleiterflotte bestickt. Roots wollte das symbolträchtige Emblem mit nach Amarillo nehmen.
    Als er das Lager erreichte, fielen ihm zwei Dinge ins Auge: der vom Herumlaufen zertretene Schnee und die offene Tür des Offiziersquartiers. Warmluft aus dem Inneren drang in feinen Wolken heraus.
    Was für eine Verschwendung , dachte Roots beim Betreten der Hütte. Ich hätte den Indianern doch sagen sollen…
    Weiter kam er nicht.
    Im Halbdunkel schwangen glühende Lichter vom Boden hoch. Paarweise. An vier Stellen.
    Lupas!
    Der Geruch gebratener Nahrung hatte die wilden Appalachenwölfe angelockt; jetzt lagen sie mit ihrer Beute am Ofen und wärmten sich den Pelz.
    Roots schlug das Herz bis zum Hals. Rückwärts, in vorsichtiger Bewegung und ohne Blickkontakt zu den Raubtieren wich er an die Tür zurück. Er wollte sie von außen zuschlagen, deshalb nahm er ganz langsam die Arme nach hinten.
    Etwas Kaltes, Feuchtes stieß an seine Handfläche.
    Roots drehte den Kopf ein wenig zur Seite - und gefror in der Bewegung. Hinter ihm stand der Anführer des Rudels, ein riesiger schwarzer Rüde!
    Der Captain handelte instinktiv. Er sprang in die Hütte, knallte die Tür ins Schloss und rannte zwischen den aufspringenden Lupas hindurch zum Schlafraum. Auch dort gab es eine Tür. Roots warf sie zu und stemmte sich schwer atmend dagegen. Im nächsten Moment wurde sie von schweren Stößen erschüttert. Die ausgesperrten Lupas warfen sich gegen das Holz. Es knackte und knirschte.
    Nicht weit entfernt stand ein Stuhl. Roots zog ihn mit dem Fuß heran und verkantete ihn hastig unter der Klinke.
    Gehetzt sah er sich um. Neben dem Bett, unter dem Fenster, war ein kleiner Tisch. Der Kommandant von Bravo 6 hatte darauf seine Waffe zurückgelassen. Es war ein altmodischer, langläufiger Revolver, doch wen kümmerte das? Hauptsache, er funktionierte.
    Die Lupas hatten aufgehört, an die Tür zu springen. Roots hörte ihr erregtes Schnauben am Spalt zwischen Holz und Boden. Manchmal blies ein Geifertropfen hindurch. Der Captain nahm den Revolver, sank zu Boden und legte an.
    Plötzlich verdunkelte sich der Raum.
    Roots flog herum. Draußen am Fenster wuchs der riesige Schädel des schwarzen Rüden hoch. Lautlos bleckte sich das Doppelgebiss. Es sah aus, als würde ein Dämon durch die Scheibe lachen.
    Roots zog die Waffe herum und drückte ab.
    Klick.
    Er drückte wieder ab.
    Klick.
    Ladehemmung! Fluchend hantierte er an dem Revolver herum.
    Der Lupa ließ sich fallen

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