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293 - Running Men Blues

293 - Running Men Blues

Titel: 293 - Running Men Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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eines Tages, als er wieder einmal den unglücklichen Captain zurückholte. Takeo sprach ihn mittlerweile beim Vornamen an, denn die beiden waren Freunde geworden.
    Roots räusperte sich. »Es ist nicht richtig.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Roots wies mit ausgestrecktem Arm über das Trümmerfeld. Sein Kinn zitterte. »Alle meine Kameraden sind tot, Miki! Ich müsste auch dort liegen.«
    »Fühlen Sie sich schuldig, weil Sie noch leben?«, fragte der Android verwundert.
    »Ich war ihr Anführer.« Roots ließ den Kopf hängen. »Ich hätte als Erster sterben müssen.«
    »Hören Sie, Percival!« Takeo blieb stehen. »Sie haben nichts Unrechtes getan, und dass Sie noch am Leben sind, ist - wenn man davon absieht, wie sehr dieser Umstand mir wiederum geholfen hat - reiner Zufall. Da steckt keine höhere Macht dahinter, kein Schicksal, keine Absicht.«
    »Umso schlimmer«, murrte der Captain.
    »Nein, keineswegs!« Takeo packte den Freund mit seinen mächtigen Händen und drehte ihn zu einer Freifläche mitten im Chaos hin. Ein Metallgerippe stand darauf, am Rand lag säuberlich ausgebreitetes Werkzeug.
    »Sehen Sie hin!«, befahl er. »Der Gleiter, den wir dort bauen, besteht aus Teilen aller Maschinen, die Ihre Kameraden geflogen haben! Wenn wir mit ihm nach Amarillo aufbrechen, wird es sein, als erhöbe sich die Gleiterflotte ein letztes Mal vom Boden. Wie ein Phoenix aus der Asche soll sie aufsteigen, um das Monster zu strafen, das sie getötet hat. Das ist ausgleichende Gerechtigkeit, und Sie - Captain! - können Ihren Männern dazu verhelfen!«
    »Danke«, murmelte Roots. Er sah zu dem Androiden auf. »Phoenix, ja?«
    »Wäre doch kein schlechter Name für unseren Gleiter, oder?«
    »Nein.« Roots lachte befreit und setzte sich in Bewegung. »Ganz und gar nicht!«
    ***
    Dezember 2526, in Waashton
    Sie kamen kurz nach Tagesanbruch. Erst waren es nur einige wenige, die auf der Straße landeten und gleich wieder verschwanden. Doch dann, als sich das Heer graugelber Wolken dicht genug über der Stadt zusammengeballt hatte, wurden daraus Millionen.
    »Es schneit!«, sagte Keeva zur Begrüßung, als Mr. Black in die Küche trat.
    Gähnend schlenderte der Rebellenführer ans Fenster und blickte hinaus. Die Welt verbarg sich hinter wirbelndem Weiß. »Großartig«, knurrte er.
    »Mögen Sie keinen Schnee?« Keeva stellte einen Becher mit heißem Tee auf den Tisch, ein Stück Brot, etwas Käse und einen Apfel. Was jämmerlich klang, war in Waashton zurzeit ein reiches Frühstück. Black machte sich hungrig darüber her.
    »Schnee ist schön für Kinder«, antwortete er kauend. »Aber nicht für uns! Wenn er liegen bleibt, müssen wir künftig noch vorsichtiger sein. Fußspuren sind Verräter, da nützt auch die beste Tarnung nichts.«
    »Ich kenne einen guten Trick! Was machen wir denn heute?« Keeva setzte sich neben Black und verschränkte die Arme auf dem Tisch. Tatendrang blitzte aus ihren dunklen Augen.
    »Eine Pause?«, schlug der Running Man vor. Er lachte in sich hinein, als er ihr enttäuschtes Gesicht sah. Diese Kids , dachte er. Nichts kann ihnen schnell genug gehen! Laut sagte er: »War nur ein Scherz, Keeva! Ich treffe mich nachher mit deinem Onkel. Rainmaker kehrt heute Nacht zur Buckfield Ranch zurück, und ich will ihm ein paar Elektronikteile mitgeben.«
    »Für den Gleiter?«
    »Yeah.« Black nickte. Roots und Takeo arbeiteten seit Wochen in Spooky Pines am Bau des Gleiters, und gestern hatte Joseph Rainmaker gemeldet, dass das Projekt PHOENIX kurz vor dem Abschluss stand.
    Er wird fliegen! Black hätte es am liebsten laut aus dem Fenster gerufen.
    Eilige Schritte hallten durch den Flur. Gleich darauf stand Nighthawk im Türrahmen. »Das solltest du hören!« Er wies mit dem Daumen über seine Schulter. Richtung Schankraum, wo sich das geheime Zimmer verbarg. Und das Funkgerät.
    Black sprang auf, folgte dem Algonkin im Laufschritt nach hinten. Schon unterwegs, noch ehe er einzelne Worte verstehen konnte, war ihm klar, dass da kein Befehl gesendet wurde. Jemand hielt eine Ansprache!
    Kroow war nach mehreren Angriffen auf seine uniformierten Ausrufer dazu übergegangen, an ihrer Stelle gepanzerte Militärfahrzeuge zu entsenden. Sie waren mit Lautsprechern ausgestattet, trugen seine Gewaltandrohungen in die Stadt und Furcht in die Herzen ihrer Bewohner. Welche Schikane mochte er sich jetzt wieder ausgedacht haben?
    »… zu schneien beginnt, wird das Überleben noch schwieriger«, scholl es aus dem

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