2933 - Spiel mit gezinkten Karten

dachte angestrengt nach. June musste an sich halten, um Jennifer Osborne weder anzuschreien noch kräftig durchzuschütteln.
    Als es an der Wohnungstür klingelte, zuckte June zusammen. Der schwierige Denkprozess bei Jennifer Osborne wurde unterbrochen und sie starrte fragend zu Blair. Junes Partner hatte sich beneidenswert unter Kontrolle und lächelte die Schwester des Kronzeugen freundlich an.
    »Wir haben Zeit, Miss Osborne. Schauen Sie ruhig nach, wer an der Tür ist«, empfahl er.
    Sie nickte ergeben und erhob sich, um zur Tür zu schlurfen. Hinter ihrem Rücken tauschten June und Blair einen verzweifelten Blick aus. Nachdem Jennifer Osborne die Tür geöffnet hatte, erklang eine tiefe Männerstimme.
    »Warum dauert es so lange, hä? Soll ich vielleicht Wurzeln schlagen?«, fragte der Besucher.
    Gleich darauf schob sich ein übergewichtiger Mann in verwaschenen Jeans und einer speckigen Lederjacke ins Apartment. Er stellte die Tüte mit Einkäufen ab und bemerkte erst dann June und ihren Partner.
    »Wer ist das?«, fragte er Jennifer Osborne.
    Die aufkommende Hoffnung, dass es sich bei dem Besucher um Adam Osborne handeln könnte, verflüchtigte sich bei June schnell wieder.
    »Special Agent Blair Duvall vom FBI. Das ist meine Partnerin, Special Agent June Clark. Mit wem haben wir das Vergnügen?«, erwiderte Blair.
    Der Mann schoss einen wütenden Blick in Richtung der Frau ab.
    »Steve Holden. Ich bin der Lebenspartner von Miss Osborne«, antwortete er schließlich.
    Er blieb genau an der Stelle stehen, die er nach dem Abstellen der Tüte eingenommen hatte. Seine gesamte Haltung drückte Ablehnung aus.
    »Wann haben Sie das letzte Mal mit Adam gesprochen?«, fragte June.
    Holden warf erneut einen Blick voller Verachtung zu Jennifer Osborne, die beschämt zu Boden schaute.
    »Schon ewig nicht mehr. Genauer gesagt, seitdem Ihre Behörde ihn verschleppt hat«, antwortete Holden.
    Blair wandte den Kopf und schaute zu Jennifer Osborne.
    »Möchten Sie Ihrem Bruder helfen?«, fragte er.
    Ihr Kopf ruckte hoch. Bevor sie etwas erwidern konnte, fuhr Holden dazwischen.
    »Was soll diese Schikane bedeuten? Benötigen Sie nicht so etwas wie einen richterlichen Beschluss, um brave Bürger in ihrer eigenen Wohnung zu belästigen?«, fragte er.
    June wollte es ihm erklären, doch Blair wählte einen anderen Weg. Er trat dicht vor Holden und fixierte den dicklichen Mann hart.
    »Ihre Reaktion lässt mich vermuten, dass Sie etwas vor uns verbergen möchten. Stimmt das?«, fragte er.
    Holden verlor ein wenig von seiner überheblichen Art. Um Blair ansehen zu können, musste er den Kopf leicht in den Nacken legen. Gleichzeitig schob er seine Hand in die Seitentasche seiner Lederjacke. Blair schien es nicht zu bemerken. Als Holdens Rechte jedoch mit dem Schlagring wieder zum Vorschein kam, umspannten die Finger von Blair blitzschnell sein Handgelenk.
    Es knirschte verdächtig und dann ließ Holden den Schlagring unter schmerzhaftem Stöhnen zu Boden poltern. Mit einem Wutschrei warf er sich gegen Blair, der den Angriff zwar abwehren konnte, doch Holden erwies sich als hinterhältiger Kämpfer. Sein Knie ruckte hoch und traf Blairs Genitalien, woraufhin er zurücktaumelte. June zog ihre SIG und legte auf den Lebensgefährten von Jennifer Osborne an, der mit einem Fauchen nachsetzte.
    »Stop! Keine Bewegung«, rief June.
    Holden hielt inne und starrte wütend auf die Waffe, die ihn bedrohte. Mit einem hinterhältigen Grinsen trat er zurück.
    »Haben Sie möglicherweise Ihre Hand im Spiel und dabei geholfen, dass Adam fliehen musste?«, fragte Blair keuchend.
    Seine Absicht war leicht zu durchschauen, doch Jennifer Osborne verfügte nicht über genügend Intelligenz. Sie stieß einen leisen Schrei aus.
    »Was? Du hast Adam verraten?«, fragte sie.
    Holden kniff verärgert die Lippen zusammen und schüttelte dabei den Kopf. Es kostete ihn sichtlich Mühe, sich wieder zu entspannen, um antworten zu können.
    »Das ist ein mieser Bullentrick, Jenny. Kapier doch endlich, dass man dich hier aufs Kreuz legen will«, schimpfte er.
    Die Verunsicherung in Jennifer Osbornes Gesicht nahm weiter zu. Sie wusste nicht mehr, wem sie vertrauen sollte. Blair spielte ein letztes Mal seine beste Trumpfkarte aus.
    »Sie können sich selbst überzeugen, Miss Osborne. Ein Anruf im Field Office und Assistant Director High wird Ihnen bestätigen, dass Agent Clark und ich Ihrem Bruder nur helfen wollen«, sagte er.
    Mehr als abfälliges Schnauben kam