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2936 - Der Profit heiligt die Mittel

2936 - Der Profit heiligt die Mittel

Titel: 2936 - Der Profit heiligt die Mittel Kostenlos Bücher Online Lesen
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schaute auf die Uhr. Vielleicht – nur vielleicht würde Jenna bei unserer Verabredung, die in Kürze anstand, erscheinen. Es war nur eine schwache Hoffnung, die ich hatte, aber irgendetwas sagte mir, dass ich hingehen sollte.
    »Ich fahre dich nach Hause, dann suche ich nach ihr«, antwortete ich.
    »Wenn du willst, komme ich mit und helfe dir, vier Augen sehen mehr als zwei«, bot Phil seine Hilfe an.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nein, ist schon in Ordnung. Möglicherweise habe ich mir umsonst Sorgen gemacht und es gibt für ihr Verschwinden eine einfache Erklärung. Ich will zum Café bei mir um die Ecke gehen, falls sie dort auftaucht.«
    »In Ordnung«, meinte Phil. »Aber wenn du meine Hilfe brauchst, zögere nicht anzurufen.«
    »Danke«, sagte ich.
    Auf Phil konnte ich mich verlassen, das war eine der unumstößlichen Tatsachen in meinem Leben. Gut, einen solchen Freund zu haben.
    Wir verließen das Bundesgebäude und fuhren mit dem Jaguar nach Hause, die Strecke, die ich schon Hunderte, nein Tausende von Malen gefahren war. Ich sah die Menschen auf den Straßen und irgendwie hoffte ich, Jenna unter ihnen zu entdecken. Doch das geschah nicht.
    »Also, bis morgen«, sagte Phil, als er ausstieg. »Und … viel Erfolg!«
    Ich fuhr weiter, zu dem Café, wo ich mich mit Jenna verabredet hatte. Eigentlich war ich schon zu spät, aber ich ging trotzdem rein. Ein Blick auf den Platz, an dem wir das letzte Mal gesessen hatten, zeigte mir, dass sie nicht da war. Dort befand sich ein junges Pärchen, das sich angeregt unterhielt.
    Gerade wollte ich kehrtmachen, als ich aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung wahrnahm. Jemand winkte nach mir. Jenna!
    Sie war es wirklich. Schön wie immer saß sie da, an einem Tisch in einer Ecke des Raumes, hinter einem Kleiderständer.
    Ich ging mit schnellen Schritten auf sie zu. »Jenna!«
    »Hallo, Jerry«, erwiderte sie.
    »Ich hatte mir Sorgen gemacht«, sagte ich und holte erst mal tief Luft. »Nachdem das Gespräch unterbrochen wurde, haben wir alles Mögliche versucht, um dich zu finden. Schön, dass es dir gut geht. Was ist passiert?«
    »Wie man’s nimmt«, sagte sie und wartete, bis ich mich gesetzt hatte. »Als wir telefonierten, war ich im Central Park. Ich habe nicht aufgepasst und dann kam mir ein wilder Radfahrer entgegen und hat mich gerammt. Hat ganz schön geknallt, ist aber zum Glück nicht viel passiert – mehr als ein paar blaue Flecken habe ich nicht davongetragen. Nur mein Handy, das hat den Zusammenstoß nicht überlebt. Der war auf einer Brücke und es ist ins Wasser gefallen. War nicht so schlimm, ich muss mir ohnehin ein Neues besorgen.«
    »Und dann?«, fragte ich. »Ich habe mir ernste Sorgen gemacht, dachte schon, dass dir etwas passiert wäre.«
    »Das tut mir leid«, sagte sie und schaute verlegen drein. »Ich dachte, dass wir uns ohnehin hier treffen wollten, und habe daher auch nicht angerufen. Sorry, wenn du dir Sorgen gemacht hast.«
    »Hat mich ganz schön mitgenommen«, sagte ich.
    Sie legte ihre Hand auf die meine. »Das wollte ich nicht. Daran hatte ich auch nicht gedacht. Ich hatte was anderes im Kopf, ich meine, du und ich und die wichtige Sache, die ich dir erzählen wollte. Irgendwie brauchte ich ein wenig Zeit, um über alles nachzudenken und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Da bin ich einfach durch die Stadt gelaufen, die Fifth Avenue entlang, und na ja, da ist die Zeit schnell vergangen.«
    »Was wolltest du mir denn sagen?«, fragte ich und ahnte schon, dass mir ihre Antwort nicht gefallen würde.
    »Es ist so«, fing sie an. »Ich mag dich und du bist ein toller Kerl, wahrscheinlich der beste, den ich je getroffen habe. Wenn ich in deiner Nähe bin, geht es mir gut. Aber ich bin irgendwie keine Frau, die nur an einen Mann und Kinder denkt, ich will mehr als nur eine Beziehung, will etwas bewirken, etwas für andere Menschen tun. Und heute habe ich ein Angebot bekommen, einen Job, bei dem ich viel bewirken kann, als Entwicklungshelferin in Afrika. Das ist etwas, von dem ich schon lange geträumt habe, und eine große Chance. Aber ich werde mehrere Jahre weg sein und …«
    Ich nickte. Mir war klar, was das bedeutete. Sie würde mich verlassen. Wir würden uns trennen. Meine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an. Gleichzeitig bewunderte ich ihren Entschluss: Genau wie ich gab sie ihrer Arbeit den Vorrang, stellte das Privatleben zurück.
    »Ich verstehe das«, sagte ich schließlich, als ich mich wieder gefangen hatte.

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