2936 - Der Profit heiligt die Mittel
kann«, sagte sie und strahlte mich weiter an.
Wir unterhielten uns weiter und schließlich fragte sie: »Wann haben Sie heute Feierabend? Ich meine, die Demo geht bis drei, hören Sie dann auf zu arbeiten oder müssen Sie anschließend noch irgendwo hin?«
»Normalerweise arbeiten wir heute bis fünf«, antwortete ich. »Aber wir haben noch eine Menge Überstunden abzufeiern, sodass es sich sicherlich einrichten lässt, dass wir früher Schluss machen – wenn nicht etwas Unerwartetes passiert.«
»Dann könnten wir beide heute Nachmittag noch was trinken gehen?«, fragte sie forsch, wobei sich anschließend ihre zarte Gesichtshaut leicht rot färbte.
Offenbar ließ sie die Frage nicht kalt.
Ich zögerte einen Augenblick und dachte nach. Normalerweise trennte ich Privatleben und Job. Und gerade jetzt befand ich mich im Einsatz – andererseits waren aktuell keine kriminellen Aktivitäten auszumachen.
»Warum nicht«, antwortete ich und reichte ihr meine Karte. »Sie können mich unter der Handynummer jederzeit erreichen.«
Sie lächelte charmant. »Jederzeit? Das werde ich mir merken.«
Dann gab sie mir auch ihre Karte. »Das Gleiche gilt für mich. Wenn Sie irgendwelche Fragen haben oder etwas sagen wollen – zögern Sie nicht meine Nummer zu wählen, ebenfalls jederzeit.«
Wir verabredeten uns für den Nachmittag, dann machte sie sich daran, weiter Flugblätter zu verteilen.
»Erde an Jerry«, sagte Phil ein paar Augenblicke später. »Nette Frau, wirklich.«
Ich schaute ihn an. »Ja, absolut.«
»Hat dich ganz schön erwischt, oder?«, sagte er.
Es hatte keinen Sinn zu leugnen. Phil kannte mich zu gut. Aber hatte ich schon erfasst, was gerade passiert war?
»Scheint so«, sagte ich.
»Ja, ja, wenn uns Amors Pfeil trifft, gibt es keine Macht der Welt, die etwas dagegen tun kann«, sagte Phil. »Und davon abgesehen: gute Wahl. Sie macht einen wirklich netten Eindruck.«
»Mal sehen, was daraus wird«, sagte ich ein wenig konservativ und versuchte, die Freude, die in mir aufstieg, zu unterdrücken.
Meine Gedanken kehrten zum Job zurück. Zumindest versuchte ich, sie dahin zurückzubringen, aber Jennas Gesicht tauchte immer wieder vor meinem geistigen Auge auf.
Phil schaute auf die Uhr. »Keine Bange, die paar Stunden bis zum Ende der Demo gehen auch noch rum. Und dann sorgen wir dafür, dass du Zeit hast, dein Date wahrzunehmen.«
Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. Glücklicherweise gab es keine Ereignisse, die es nötig machten, dass wir länger blieben, als die Demonstration dauerte. Ich rief Jenna an, um ihr einen Treffpunkt vorzuschlagen. Sie stimmte sofort zu, und eine Dreiviertelstunde später saß ich im Café Lalo , 210 West 83rd Street unweit vom Central Park, und wartete auf sie.
***
Ich hatte mir einen etwas weiter hinten liegenden Platz ausgesucht, von dem aus ich den Eingang im Auge behalten konnte. Jenna kam pünktlich. Sie betrat das Café, schaute sich um, fand mich, lächelte und kam auf mich zu.
»Hallo, schöner Mann«, begrüßte sie mich strahlend.
»Freut mich, dass es so gut geklappt hat«, erwiderte ich, ohne das Kompliment so richtig wahrzunehmen.
»Ah, was für ein Tag«, stöhnte sie und nahm mir gegenüber Platz. »Ganz schöner Aufwand, so eine Demo zu organisieren, das glaubt man gar nicht. Ich glaube, außer meinem Frühstück habe ich heute noch gar nichts gegessen.«
»Sollen wir lieber in ein Restaurant fahren?«, fragte ich sofort.
Sie winkte ab. »Nein, nicht nötig, hier bekomme ich auch was, denke ich. Aber ich habe bisher nur von mir geredet, wie unhöflich.«
»Nein, nein, ist schon in Ordnung«, sagte ich. »Ich höre dir gerne zu.«
Wir waren schon beim Du angekommen.
Sie lächelte. »Das ist ja nett. Du scheinst ja ohnehin ein netter Mann zu sein, nicht das, was ich mir typischerweise unter einem FBI-Agent vorgestellt habe.«
»So?«, fragte ich neugierig. »Was hast du dir denn vorgestellt?«
»Na ja, was weiß ich, so einen harten Kerl, der wenig redet«, antwortete sie. »Eine Art Cop eben, vielleicht etwas offener, der immer auf der Suche nach Verbrechern ist.«
»Tatsächlich bin ich das meistens – auf der Suche nach Verbrechern«, erwiderte ich. »Und das ist nicht immer leicht. Aber irgendjemand muss den Job ja machen und dafür sorgen, dass die wenigen aus dem Verkehr gezogen werden, die das Leben für viele so viel schwerer machen.«
»Ja, genau das ist es, was ich tue, ich meine, wie ich meine Aufgabe sehe«, sagte sie
Weitere Kostenlose Bücher