2939 - Die Rache der »Engel«
lassen Sie die junge Frau gehen.«
Und Phil schaute Lynn direkt an und deutete auf seine FBI-Marke.
»Bleiben Sie bitte ruhig, Miss. Wir sind FB-Agents und haben die Situation im Griff.«
»Einen Dreck habt ihr!«, knurrte Walsh wütend. In seinen Augen glitzerte es, sein Gesicht war vor Anspannung zu einer grotesken Maske verzerrt. Ich führte mir vor Augen, dass dieser Mann seelisch durch den Tod seiner Freundin aus der Bahn geworfen worden war. Man konnte bei ihm keine normalen Maßstäbe anlegen. Außerdem war eine Geiselnahme immer eine Nervenprobe für alle Beteiligten.
»Ich bestimme jetzt, was geschieht«, fuhr Walsh fort. »Und deshalb werden Sie sofort Ihre Kanonen ablegen, Cotton und Decker!«
Während ich mein Jackett öffnete, bekam ich aus dem Augenwinkel mit, dass sowohl die Tai-Chi-Ladys als auch der schwarze Hundebesitzer mitbekommen hatten, dass hier etwas nicht stimmte. Sie alle machten sich leise und unauffällig davon.
Ich hoffte, dass zumindest eine dieser Personen den Notruf 911 wählen würde. Dann konnten wir bald auf Unterstützung hoffen. So lange mussten Phil und ich versuchen, das Leben von Lynn irgendwie zu schützen.
Denn Walsh konnte von einer Sekunde zur nächsten völlig durchdrehen. Man musste kein Psychiater sein, um das zu erkennen.
»Ich werde meine Dienstwaffe jetzt mit Daumen und Zeigefinger greifen und dann zu Boden fallen lassen«, sagte ich und schaute dabei Walsh direkt in die Augen. Ich sorgte mich um Lynn, die jetzt am ganzen Körper zitterte. Ihr Gesicht war kreidebleich.
»Ja, okay«, brachte der Kidnapper krächzend hervor. »Aber keine faulen Tricks, sonst wird die Frau dafür büßen müssen.«
Ich hatte nicht vor, mit dem Leben der Geisel zu spielen. Es kam jetzt vor allem darauf an, die Ruhe zu bewahren und die Situation richtig einzuschätzen. Also ließ ich meine SIG zu Boden gleiten, Phil folgte meinem Beispiel. Ich versuchte noch einmal, an Walshs Vernunft zu appellieren.
»Machen Sie sich nicht unglücklich, diese junge Frau trägt keine Verantwortung für Ihre Lage. Es kam Ihnen doch immer darauf an, Schuldige zu bestrafen, nicht wahr?«
Walsh blinzelte. Sein Gesicht war schweißnass. Ob ich zu ihm durchdringen konnte? Sein Adamsapfel hob und senkte sich, bevor er mir antwortete.
»Was wissen Sie schon von mir, Agent Cotton? Sie lassen diese Brut gewähren, diese Dealer breiten sich wie ein Krebsgeschwür in der ganzen Stadt aus. Und das FBI tut nichts dagegen.«
»Wir können über alles reden, Walsh. Aber lassen Sie bitte die junge Frau gehen. Merken Sie nicht, wie sehr sie sich fürchtet?«
Der Mann mit dem Revolver ging auf meine Worte nicht ein. Ich kannte diese Reaktion von anderen Geiselnehmern. Er war jetzt ganz auf sich selbst fixiert. Und darauf, den Park möglichst schnell und unbehelligt zu verlassen.
»Sie hören mir jetzt gut zu, Cotton, denn ich sage es nur einmal. Ich will einen Fluchtwagen, er soll direkt hierher auf die Rasenfläche gefahren werden. Natürlich darf das Fahrzeug nicht verwanzt sein. Wenn ich merke, dass das FBI mich reinlegen will …«
Walsh konnte den Satz nicht beenden. Denn plötzlich verlor Lynn das Bewusstsein. Die Geisel verdrehte die Augen so weit, dass man nur noch das Weiße sehen konnte. Ihr fülliger Körper erschlaffte. Ich wusste aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, einen bewusstlosen Menschen festzuhalten.
Walsh gelang es jedenfalls nicht.
Es war, als ob Lynns Knochen aus Gummi wären. Sie glitt langsam aus seinem festen Griff, und die Revolvermündung befand sich jetzt nicht mehr an ihrer Schläfe. Diese Gelegenheit mussten wir ausnutzen. Ich sprintete los, dann sprang ich und riss Walsh mit mir zu Boden.
Ein Schuss löste sich aus dem Revolver, aber ich hatte den Arm des Verbrechers bereits zur Seite gestoßen. Die Kugel jagte irgendwo hin, wo sie hoffentlich keinen Schaden anrichtete.
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Phil die bewusstlose Lynn aus der Gefahrenzone zog. Walsh wehrte sich wild gegen mich. Er war ein kräftiger Kerl, doch er hatte es mit einem ausgebildeten FBI-Agent zu tun. Wenig später hatte ich ihn auf den Bauch gedreht und konnte ihm Handschellen anlegen.
***
Eine der Tai-Chi-Ladys hatte wirklich die Cops gerufen, die wenig später eintrafen. Wir zeigten den Uniformierten unsere FBI-Ausweise und erklärten ihnen kurz die Lage.
Lynn hatte einen Schock erlitten und musste mit einer Ambulanz ins Brooklyn Hospital Center gebracht werden. Ich veranlasste, dass
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