2939 - Die Rache der »Engel«
Wahrheit sagte? Es sprachen gewichtige Argumente sowohl für als auch gegen ihn. Phil und ich berieten uns in einer kurzen Verhörpause in unserem Büro. Ich sorgte dafür, dass Connolly und auch seinem Verteidiger durch einen Kollegen Kaffee in den Verhörraum gebracht wurde.
»Wir müssten die Mordwaffe finden«, seufzte Phil. »Dann könnten wir Connolly festnageln.«
»Ja, aber als ich ihn verhaftete, hatte er eine Glock 17 bei sich. Und Eddie Stack wurde mit einer Ruger P 345 erschossen, wie du weißt.«
»Wenn Connolly clever ist, hat er die Pistole verschwinden lassen. Und solange er nicht gesteht, werden wir ihm den Mord auch nicht nachweisen können«, grollte Phil.
»Es sei denn, wir finden Zeugen, die von einer Feindschaft zwischen Eddie Stack und seinem Boss wissen. Von der Größe, Statur und Hautfarbe her könnte Connolly jedenfalls der Mörder sein.«
Wir kehrten zu dem Verdächtigen und seinem Rechtsbeistand zurück, doch Connolly leugnete noch immer hartnäckig. Bellamy schwieg verbissen. Er war offenbar beleidigt, weil sein Mandant ihn wie Luft behandelte. Aber das war mir egal.
Den Mord an Eddie Stack konnten wir dem Kartellboss nicht nachweisen. Aber wegen seiner Drogendelikte und der mutmaßlichen Anstiftung zum Mord an Mike Leonard würde er auf jeden Fall in Untersuchungshaft bleiben. Jedenfalls konnte ich mir nicht vorstellen, dass der Richter ihn beim Haftprüfungstermin auf freien Fuß setzen würde.
***
Immerhin konnten unsere Vernehmungsspezialisten einen Erfolg verbuchen. Connollys Handlanger Joe Burns und Chris Reed hatten mittlerweile ein Geständnis abgelegt. Sie gaben auch zu, dass Rex Connolly ihnen für den Tod von Henry Walsh eine Prämie hatte zahlen wollen. Dass Walsh von ihnen mit dem unbeteiligten Mike Leonard verwechselt worden war, stand auf einem anderen Blatt.
»Woher wusste Connolly überhaupt, dass Walsh die Archangels leitet?«, fragte Phil, als wir später wieder auf dem Weg nach Brooklyn waren. »Zu diesem Thema hat er sich bei der Befragung ausgeschwiegen.«
»Wahrscheinlich hat er irgendwelche Unterwelt-Informationsquellen angezapft«, gab ich zurück. Wir hatten beschlossen, die Stunden vor Eddie Stacks Tod zu rekonstruieren. Vielleicht konnten wir auf diese Weise einen Hinweis auf seinen späteren Mörder finden.
Da bei der Obduktion Reste von Fisch und Reis im Magen des Opfers nachgewiesen werden konnten, hatte er irgendwann am Abend vermutlich Sushi gegessen. Natürlich war es auch möglich, dass Stack sich eine Portion von der japanischen Spezialität in einem Supermarkt gekauft hatte. Aber falls er in einer Sushi-Bar gegessen hatte, würden sich vielleicht Zeugen an ihn erinnern.
Wir begannen mit unserer Suche in Brooklyn. Dort gibt es zum Glück viel weniger japanische Restaurants und Imbissstuben als in Manhattan. Doch obwohl Phil und ich uns zunächst auf einen Radius von fünf Meilen um Eddie Stacks Apartment beschränkten, mussten wir in den folgenden Stunden unzählige Tassen grünen Tee trinken und mit vielen hilfsbereiten Kellnerinnen aus Fernost reden. Doch keine von ihnen konnte sich an Eddie Stack erinnern.
Wir ließen uns nicht entmutigen, denn auch zeitaufwendige Nachforschungen gehören zum FBI-Job. Phil und ich waren bereits mehrere Stunden lang unterwegs, als wir die Osaka Sushi Bar in der Flushing Avenue betraten. Eine junge japanischstämmige Serviererin empfing uns lächelnd, führte uns an einen Ecktisch und reichte uns die Speisekarte. Laut ihrem Namensschild an der Uniformbluse hieß sie Beniko Masuda.
»Wünschen Sie einen Tee, Gentlemen?«
Ich zeigte ihr meinen FBI-Ausweis und nannte Phils und meinen Namen.
»Uns wäre vor allem mit einer Auskunft gedient, Miss Masuda.«
Die junge Frau riss ihre aparten Mandelaugen weit auf.
»FBI? Wie aufregend. Ich hatte noch niemals mit Ihrer Behörde zu tun. Was kann ich für Sie tun, Agent Cotton?«
Ich zeigte ihr ein erkennungsdienstliches Foto von Eddie Stack.
»Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen?«
Beniko Masuda nahm auf der Sitzbank neben mir Platz und schaute sich die Aufnahme genau an. Wenig später nickte sie entschlossen.
»Ja, und das ist noch nicht lange her. Er hat dort drüben gesessen, Tisch neun. Der Mann aß eine Miso-Suppe und eine gemischte Sushi-Portion, trank zwei Flaschen Bier dazu.«
»Sie haben ein gutes Gedächtnis«, stellte Phil fest. Die Kellnerin lächelte geschmeichelt.
»In meinem Job muss ich viele Dinge gleichzeitig im Kopf behalten,
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