2945 - Sterben geht ganz einfach
vor.«
Mr High nickte. »Der Mann war bekannt unter ehrbaren Geschäftsleuten und noch bekannter in der Unterwelt. Er war der Schwager der Gebrüder Cesare und Bill Caligiuri. Seine Frau Rosa ist eine Schwester der beiden.«
»Sie sprechen in der Vergangenheitsform. Weilt der Mann nicht mehr unter den Lebenden?«
»Er starb bei einem Verkehrsunfall. Vor drei Jahren schon. Irgendein besoffener Kerl fuhr ihn über den Haufen, als er gerade aus seinem Lieblingsnachtclub kam und die Straße überquerte, um zu seinem Wagen zu gehen.«
»Aus Ihren Worten schließe ich, dass der Fahrer des Wagens nicht identifiziert wurde.«
»Es gab ein paar Augenzeugen. Einer von ihnen war so geistesgegenwärtig, sich die Nummer des Unfallwagens einzuprägen, als dieser mit hoher Geschwindigkeit davonraste. Leider half das der Polizei nicht viel. Der Wagen war gestohlen. Er wurde übrigens bis heute nicht entdeckt. Liegt wohl in irgendeiner Kiesgrube unter einer fünf Meter dicken Schicht von Müll. Oder zehn Meter tief unter Wasser.«
»Ein betrunkener Autofahrer, der einen Menschen auf dem Gewissen hat, macht sich nicht so viel Mühe, seinen Wagen verschwinden zu lassen«, überlegte ich laut. »Das tun nur Gangster.«
Mr High nickte. »Der Gedanke liegt natürlich nahe, dass es sich damals nicht um einen Unfall handelte, sondern um einen Mord. Aber offenbar hatten damals selbst die Verwandten des Toten keinen dringenden Verdacht, wer der Täter sein könnte. Nach allem, was wir wissen, haben sie nie Rache genommen.«
»Außer möglicherweise in der vergangenen Nacht«, fügte Phil hinzu. »Paul Hendry hatte das Hotel mit gutem Gewinn weiterverkauft. An ehrbare Geschäftsleute, wie er damals glaubte. Er muss sich furchtbar geärgert haben, als er erfuhr, dass der wirkliche Käufer kein anderer als Antonio Monti war, der Todfeind seines Schwagers Cesare. Seine Anwälte legten sich gewaltig ins Zeug, um den Verkauf rückgängig zu machen, aber sie hatten keinen Erfolg damit. Paul Hendry soll ein paar wüste Drohungen ausgestoßen haben, dass er sich sein Eigentum bald zurückholen werde. Aber ein paar Tage später war er so ungeschickt, unter einen Wagen zu kommen.«
»Und du meinst, seine Verwandten haben sich jetzt, Jahre später, an Monti gerächt?«
»Es ist lediglich eine Möglichkeit, die wir im Auge behalten müssen. Es wäre immerhin ein Motiv für die Tat.«
»Damit kommen wir zu Ihrer Unterhaltung mit dem möglichen Auftraggeber des Mordes an Monti«, sagte Mr High. »Was hatte Caligiuri denn so Wichtiges mit Ihnen zu besprechen, dass er Sie gleich von dreien seiner Gorillas abholen ließ?«
»Ich hoffe, Sie lachen mich nicht aus, Sir. Er bat um meine Hilfe.«
Phil grinste breit. Auf Mr Highs schmalem Gesicht erschien nur ein kaum merkliches Lächeln.
»Er hat Ihnen versichert, dass er nicht den Auftrag zu Montis Ermordung gegeben hat, nehme ich an.«
»Mir scheint, es ist ihm vollkommen gleichgültig, ob wir ihn verdächtigen oder nicht. Der Mann hat Angst um sein Leben. Oder er spielt diese Angst überzeugend.«
»Hat er denn Morddrohungen erhalten?«
»So könnte man es nennen. Einige seiner Freunde sind in den letzten Monaten plötzlich und unerwartet verstorben.«
»Hier in New York? Davon müssten wir doch wissen.«
»Die meisten dieser Morde geschahen außerhalb der Vereinigten Staaten, und die meisten Opfer waren ziemlich kleine Ganoven.«
»Und jetzt befürchtet er, dass er der Nächste sein könnte, der plötzlich zu seinen Vätern gerufen wird?«, fragte Phil. »Das ist doch für einen Mann seines Schlages kein Grund, ausgerechnet das FBI um Hilfe zu bitten.«
»Stimmt. Mit seinen Feinden ist Caligiuri immer allein fertig geworden. Aber er weiß nicht, ob wirklich seine Feinde hinter diesen Morden stecken oder irgendjemand aus seiner engsten Umgebung. Vielleicht sogar einer seiner Verwandten. Irgendjemand zieht durch die Welt und bringt Gangster um. Nicht die großen Bosse, bisher, aber Leute aus der zweiten Reihe. Leute, die den unterschiedlichsten Syndikaten angehören. Deshalb ist es für die Unterweltbosse so schwierig, herauszufinden, auf wen er es eigentlich abgesehen hat. Er scheint sich seine Opfer ziemlich wahllos …«
»Dann müsste er völlig verrückt sein«, unterbrach mich Mr High. »In Mexiko und in Südamerika gibt es Drogenkartelle, die einen erbarmungslosen, blutigen Krieg gegeneinander führen, aber selbst dort sind die Fronten klar. Niemand ist so verrückt, sich mit allen
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