2945 - Sterben geht ganz einfach
anderen Banden anzulegen.«
»Genau das aber befürchtet Caligiuri«, sagte ich. »Er vermutet offenbar, dass irgendjemand nicht zufrieden ist mit der Rolle, die er in der Unterwelt spielt, und ganz nach oben kommen will. Mit einer ebenso einfachen wie brutalen Methode: Er bringt die Bosse der anderen Syndikate um.«
»Dass es solche Syndikate gibt, ist schon schlimm genug«, sagte Mr High. »Aber wenn es einem Mann gelingen würde, sich allein an die Spitze aller dieser Syndikate zu setzen, dann wäre das eine Katastrophe. Er hätte weit mehr Macht als selbst Al Capone in seinen besten Zeiten. Wir müssen diesem Mann das Handwerk legen, so schnell wie möglich.«
***
Die schwarz gekleidete schlanke Frau mit dem langen schwarzen Haar stand am Fenster des riesigen Wohnraums in George Hendrys Haus auf Long Island und blickte hinaus in den üppig blühenden Garten. George erkannte sie, noch bevor sie sich zu ihm umdrehte.
»Es ist jedes Mal eine Freude, dich wiederzusehen«, sagte er und schloss sie in seine Arme. »Es gehört sich vielleicht nicht, das zu sagen, aber du bist immer noch die schönste Frau, die ich kenne.«
Rosa Hendry lächelte. »Jede Frau hört solche Komplimente gern, auch wenn sie vom eigenen Sohn kommen. Aber gleichzeitig bin ich ein wenig traurig darüber, dass du keine Frau kennst, die schöner als ich ist. Interessierst du dich etwa nicht für Frauen?«
»Doch. Aber ich bin in dieser Hinsicht sehr verwöhnt und deshalb ziemlich wählerisch. Ich habe eben noch keine Frau gefunden, die sich mit dir vergleichen könnte.«
»Ich hoffe, du findest sie bald. Ich wünsche mir eine Menge hübscher kleiner Enkel.«
Ein Schatten fiel auf Georges Gesicht. »Ich weiß nicht, ob ein Mann wie ich eine Familie gründen sollte.«
»Warum nicht? Du bist ein gutaussehender, charmanter Bursche. Du gefällst den Frauen. Es gibt etliche, die dich sofort heiraten würden.«
»Ja, Frauen aus unseren Kreisen«, sagte George bitter. »Töchter von Gangstern. Früher durften die Söhne von Henkern nur ebenfalls Henker werden, wie ihre Väter. Und sie konnten nur Töchter von Henkern heiraten. In ehrbare Familien einzuheiraten war ihnen vollkommen unmöglich. Und das ist auch mir unmöglich. Ich bin Gangster, wie mein Vater und Großvater, und dazu bestimmt, die Tochter eines Gangsters zu heiraten.«
Rosa Hendry strich ihrem Sohn über die Wange. »Du taugst nicht zum Gangster«, sagte sie leise. »Du bringst es nicht übers Herz, einen Menschen kaltblütig zu ermorden. Du solltest dich aus diesem Geschäft heraushalten und die schmutzige Arbeit deinen beiden Onkeln überlassen. Die empfinden keinerlei Gewissensbisse.«
»Du weißt, dass man nicht einfach aussteigen kann, wenn man aus einer Familie wie der unseren stammt. Ich stecke bereits viel zu tief drin in diesem Schmutz. Aber sprechen wir lieber über dich! Schwarz steht dir ausgezeichnet. Trotzdem solltest du endlich diese Trauerkleidung ablegen und etwas Fröhlicheres anziehen. Vater ist immerhin schon drei Jahre tot.«
»Ich werde nie aufhören, um ihn zu trauern. Er war der anständigste Mann, den ich je gekannt habe. Und ich werde nie aufhören, die Leute zu hassen, die ihn ermordet haben.«
»Ich weiß, dass du ihn geliebt hast. Aber er war ein Gangster, wie jeder andere Mann in unserer Familie.«
»Ja, er war ein Gangster. Aber selbst unter Gangstern gibt es Unterschiede. Meine beiden Brüder … Ich habe mir nie irgendwelche Illusionen über sie gemacht. Sie haben einen Beruf gewählt, der zu ihrem Charakter passt. Das ist wohl auch der Grund, weshalb sie noch leben. Dein Vater war nicht wie sie. Er besaß Anstand. Er war kein Heiliger, weiß Gott nicht. Aber er war ein Mann, den eine Frau lieben konnte, ohne sich vor sich selbst zu ekeln. Und diesen Mann hat man mir genommen! Ich werde seine Mörder verfluchen, solange ich lebe.«
»Weißt du denn, wer seine Mörder sind?«
»Nein, ich habe keine Ahnung.«
»Wenn du es weißt, dann sag es mir! Und überlasse den Rest mir! Ich werde den Halunken geben, was sie verdienen.«
Rosa Hendry schüttelte den Kopf. »Du bist nicht der richtige Mann für eine solche Arbeit. Du bist zu anständig. Deshalb mache ich mir Sorgen um dich. Du solltest dir einen anderen Beruf wählen. Einen, der weniger schmutzig ist und weniger gefährlich. Du bist das Einzige auf der Welt, was mir noch geblieben ist. Ich möchte dich nicht auch noch verlieren.«
***
Es war längst Nachmittag geworden, als Phil und
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