2945 - Sterben geht ganz einfach
verdiene.«
»Übrigens, auch wenn ich den Mund halte, könnte es sich herumsprechen, dass ich Sie besucht habe. Ihre Leute haben Ihre Einladung an mich nicht gerade zurückhaltend überbracht. Wahrscheinlich hat jemand beobachtet, dass ich in Ihren Wagen gestiegen bin.«
Caligiuri grinste fröhlich.
»Ihr Besuch braucht mir nicht peinlich zu sein. Ich erzähle einfach überall herum, dass Sie bei mir waren, um mir die neuesten Informationen aus FBI-Kreisen zu geben und meinen allmonatlichen Gehaltsscheck entgegenzunehmen. Jeder Mann in meiner Position besticht Leute bei der Polizei. Daran findet niemand etwas Verwerfliches.«
»Ich schon. Diese Geschichte wäre auch nicht gerade gut für meinen Ruf.«
Caligiuris Grinsen wurde jetzt noch fröhlicher.
»Ich bin ein Gauner, das gebe ich zu. Jetzt, nach Ihrem Besuch bei mir, gehören Sie mir, mit Haut und Haaren. Jeder glaubt jetzt, dass Sie für mich arbeiten. Auch meine Feinde. Vor allem die Leute, die mich ermorden wollen. Da die Killer glauben, dass ich von Ihnen beschützt werde, werden sie zuerst versuchen, Sie aus dem Weg zu räumen.« Caligiuri lachte schallend. »Es liegt also jetzt auch in Ihrem Interesse, den Kerl zu finden, der mich in die Hölle schicken will. Sonst sterben Sie noch vor mir …«
Ich war nicht gerade bester Laune, als ich Caligiuris Dschungel im Penthouse verließ. Seine beiden Leibwächter, die mich hergebracht hatten, lungerten im Flur vor dem Lift herum. Ich wandte mich an den einen von ihnen, der seine Abneigung gegen mich so deutlich ausgedrückt hatte.
»Ihr Boss lässt Ihnen etwas ausrichten«, sagte ich.
»So?«
»Er erteilt Ihnen die Erlaubnis, mir die Fresse zu polieren.«
Er lächelte so glücklich wie ein Kind in Erwartung des Weihnachtsmannes. Dann ballte er die Fäuste und ging auf mich los.
Jedenfalls wollte er es. Sein Kumpel hielt ihn zurück.
»Idiot! Wenn du einen FBI-Agenten zu Brei schlägst, darfst du es nicht hier tun, im Haus des Bosses. Es wird sich eine andere Gelegenheit ergeben.«
Dass die Kerle diese Gelegenheit suchen und finden würden, daran hegte ich keinen Zweifel. Im Augenblick jedoch registrierte ich, dass die beiden Burschen offensichtlich mein Gespräch mit Caligiuri nicht mitgehört hatten. Sie hatten ganz offenbar keine Ahnung, worüber wir beide gesprochen hatten.
***
George Hendry kannte seinen Onkel Bill Caligiuri schon sein ganzes Leben lang. Trotzdem wunderte er sich bei jeder Begegnung wieder, wie ähnlich dieser kleine, untersetzte Mann mit dem riesigen kahlen Kopf seinem Bruder Cesare Caligiuri sah. Ähnlichkeit unter Zwillingsbrüdern ist nicht selten, aber diese beiden sahen einander so ähnlich, als wären sie Clone.
Jedes Mal wenn George in den Spiegel blickte, dankte er dem Schicksal dafür, nicht so auszusehen wie diese beiden. Seine Mutter war eine Schwester von Bill und Cesare Caligiuri, aber sie hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihren Brüdern.
Bill Caligiuri behielt seine riesige Zigarre in der rechten Hand, als er seinen Neffen begrüßte. Obwohl er sich dabei fast auf die Zehen stellte, reichte er dem jungen Mann kaum bis ans Kinn. Dann deutete er mit seiner fleischigen Hand und der Zigarre darin auf eine bequeme Sitzgruppe. Die beiden Männer nahmen Platz.
»Was verschafft mir das Vergnügen deines Besuchs?«, fragte Bill Caligiuri. »Hat dir der böse Onkel Cesare zu wenig Taschengeld gegeben und du möchtest jetzt mir dein Leid klagen?«
»Ich verdiene mein Geld schon lange selbst«, antwortete George Hendry. Er ärgerte sich, dass Bill Caligiuri ihn immer noch wie ein kleines Kind behandelte. »Und mit Taschengeld gebe ich mich schon längst nicht mehr zufrieden.«
»Was er dir bezahlt, ist wirklich eine lächerliche Summe.«
»Woher willst du wissen, was er mir bezahlt?«
Bill Caligiuri lächelte. »Meine Ohren sind zwar nicht besonders schön, aber sie sind groß. Ich höre sehr viel damit. Und deshalb weiß ich, dass mein knausriger Bruder dir nicht das bezahlt, was du wert bist. Ich würde dir das Doppelte geben.«
»Ich arbeite nicht für Onkel Cesare. Und ich werde auch nie für dich arbeiten. Oder für sonst jemanden auf der Welt.«
»Jeder Mensch braucht eine Familie. Die Familie ist das Einzige, worauf man sich verlassen kann. Väter, Brüder, Söhne, Neffen, Vettern, Schwager … wer sich auf sie nicht verlassen kann, ist verloren. Und im weiteren Sinn gehören zur Familie auch Freunde, Angestellte …«
George Hendry gab sich
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