2946 - Deborah - verzweifelt gesucht
Charaktere waren. Der Franzose wurde als eher ruhig und zurückhaltend, zielbewusst und intelligent geschildert. Doch trotz des Drucks, den seine Familie auf ihn ausübte, hing der junge Mann sehr an Deborah und wollte sie nicht so ohne Weiteres aufgeben.
Wir gaben Diego unsere Karte und baten ihn, sich unverzüglich zu melden, wenn er etwas hören sollte. Für Jérome hinterließen wir die Nachricht, er möge sich bei uns melden.
***
Nach diesem Termin loggte ich mich über das Terminal in der Mittelkonsole im Jaguar in unser System ein und durchsuchte die Datenbanken nach Timothy Bradshaw.
»Nichts zu finden. Der Mann ist bisher nicht auffällig geworden«, murmelte ich.
»Heißt ja nichts«, antwortete Phil. »Wenn ich Diego de la Valle richtig verstanden habe, ist das ein gut gehütetes Geheimnis der High Society. Da hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus. Sonst wäre diese Gesellschaftsschicht vermutlich schon stark dezimiert.«
»Du spielst darauf an, dass hinter jedem großen Vermögen immer auch ein Verbrechen steckt?«, schmunzelte ich.
»So weit würde ich nicht gehen. Aber seien wir doch mal ehrlich. Viele dieser Selfmade-Millionäre haben sich mit ziemlich harten Ellenbogen durchgekämpft. Oder sie verfügen über Kontakte, die zwar nicht gesellschaftsfähig sind, aber durchaus in der Lage, ein paar Hindernisse aus dem Weg zu räumen.«
Ich dachte über Phils Worte nach.
»Wir haben zwar nichts über Timothy Bradshaw. Aber vielleicht kann uns zu diesem Thema jemand von einer anderen Behörde weiterhelfen«, schlug ich dann vor und ließ den Motor an.
***
Marina Benassi war Mitarbeiterin der Finanzbehörde. Die attraktive Italoamerikanerin hatte bereits bei einem früheren Fall mit uns zusammengearbeitet. Dennoch war sie überrascht, als Phil und ich in ihrem Büro auftauchten.
»Agents Cotton und Decker«, begrüßte sie uns höflich und mit einem sparsamen Lächeln. »Was führt Sie zu uns?«
Ich schilderte ihr kurz unser Anliegen.
»Timothy Bradshaw. Der Name sagt mir etwas, allerdings fallen seine Unternehmen nicht in meinen Zuständigkeitsbereich. Wenn es für Sie wichtig ist, frage ich aber gerne einmal nach.«
»Miss Benassi, wir können nicht ausschließen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Mord an Marjorie und dem Verschwinden von Deborah gibt, falls Timothy Bradshaw unsaubere Geschäfte macht«, unterstrich ich die Dringlichkeit unserer Anfrage.
Marina Benassi verstand sofort. Ihre dunkelbrauen Augen blickten ernst, als sie gleich darauf ein Telefonat führte.
»Agents, würde es Ihnen etwas ausmachen, unten in der Cafeteria auf mich zu warten? Ich mache mich in dieser Angelegenheit schlau und komme dann zu Ihnen.«
Phil und ich konnten unsere Ungeduld kaum unterdrücken, als wir in den Aufzug stiegen, der uns in die Cafeteria brachte. Der Mittagsbetrieb war bereits vorbei, lediglich ein paar Angestellte machten dort noch Pause.
Wir nutzten die Wartezeit und besorgten uns Pastrami-Sandwiches und Softdrinks. Wir waren bereits beim Kaffee angelangt, als Marina Benassi die Cafeteria betrat und mit eiligen Schritten auf uns zukam.
»Agents, ich habe Neuigkeiten für Sie.«
Mit einer eleganten Bewegung strich sie ihren beigefarbenen Rock glatt und ließ sich auf dem Stuhl neben mir nieder.
»Nichts Offizielles. Das möchte ich unterstreichen. Timothy Bradshaws Unternehmen führen ihre Steuern ab und sind bisher, was unseren Aufgabenbereich betrifft, nicht auffällig geworden. Es kursieren aber hartnäckige Gerüchte, dass Bradshaw innerhalb seines Firmennetzwerks sehr kreativ sein soll, um es einmal vorsichtig auszudrücken.« Sie schaute sich kurz um, bevor sie mit gedämpfter Stimme fortfuhr.
»Bradshaw investiert in den Bau von sozialen Einrichtungen: Seniorenresidenzen, Behindertenheime und Ähnliches. Dabei wird eine Menge Geld ausgegeben, das aus den Spendenaktionen seiner Frau Marjorie stammt.«
»Sie meinen damit das Geld, das bei Spendenabenden gesammelt wird?«
Marina Benassi lachte kurz auf. »Agent Cotton, an diesen Abenden kommen Millionen zusammen. Aber das ist noch nicht alles. Marjorie sammelt für ihre Wohltätigkeitsorganisation auch fleißig Spenden übers Internet. Da werden nicht nur die Superreichen angesprochen, sondern auch ganz normale Bürger. Trotzdem, durch den guten Namen, den die Lady hatte, fließt eine Menge Geld.«
»Alles legal?«, fragte Phi.
Marina Benassi nickte.
»Wie gesagt, es gibt für uns keinen Grund, tätig zu werden.
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