2946 - Deborah - verzweifelt gesucht
bei Stimme war.
»Agent Decker! Ich habe gerade eben vom Tod meiner Arbeitgeberin erfahren! Glauben Sie wirklich, ich halte schon Ausschau nach einem neuen Job?«
Einen Moment lang schwiegen wir alle drei.
»Miss Chiles, stimmt es, dass Sie sich gestern Abend über einen längeren Zeitraum mit Mistress Emily Bloomsberg unterhalten haben? Sehr angeregt und unter vier Augen? Und dass sich Ihr Streit mit Marjorie Bradshaw kurz nach diesem Gespräch abgespielt hat?«
Lauren Chiles blinzelte verwirrt.
»Woher … wer hat Ihnen das erzählt?« Ihre Stimme war jetzt tonlos geworden.
»Gestern Abend sind sämtliche Hotelangestellten sowie die noch anwesenden Gäste von Beamten des NYPD vernommen worden. Wir haben die Protokolle gelesen. Es steht alles da drin.«
Lauren biss sich auf die Lippe und schaute verärgert aus.
»Meine Güte. Emily und Marjorie waren nicht gerade enge Freundinnen. Beide konkurrieren darum, die erfolgreichste Spendensammlerin zu sein. Ich muss Ihnen nicht erklären, welche Bedeutung das in unserer Gesellschaft hat.« Sie seufzte tief bei diesen Worten.
»Hatte Marjorie Anlass, an Ihrer Loyalität zu zweifeln?«, wollte Phil wissen.
»Hatte sie nicht.« Lauren Chiles stieß diese Worte fast schon trotzig heraus. »Aber sie warf mir an dem Abend vor, ich würde den Eindruck vermitteln, auf der Suche nach einem neuen Job zu sein.«
Phil und ich verständigten uns mit einem Blick, dieses Thema erst einmal ruhen zu lassen. Wir fragten nach Deborah und Lauren bestätigte das, was wir aus den Protokollen wussten. Deborah war am Anfang der Spendengala noch an der Seite ihrer Mutter gewesen, hatte Gäste begrüßt und Lose verkauft. Irgendwann war sie verschwunden, Lauren konnte den Zeitraum nicht genau benennen, aber sie war sich sicher, dass die Tochter der Bradshaws bereits mindestens zwei Stunden verschwunden gewesen sei, bevor es Marjorie aufgefallen war.
»Sie versuchte danach mehrfach vergeblich, Deborah auf ihrem Mobiltelefon zu erreichen.«
»Ging jemand nach oben, ins Apartment, um dort nachzusehen?«
Lauren dachte kurz nach. »Nein, Agent Cotton, soviel ich weiß, nicht. Marjorie war sehr beansprucht, ihr Mann Timothy war nicht da, und ich war ebenfalls den ganzen Abend über beschäftigt. Außerdem hat sich niemand wirklich Sorgen gemacht. Deborah ist eine überaus selbstständige junge Frau. Sie hat sich bei diesen Veranstaltungen nie besonders wohl gefühlt. Ihre Mutter bestand immer darauf, dass sie dabei war, sah es ihr aber nach, wenn sie sich zwischendurch immer mal wieder ausklinkte.«
»Hatte sie bei der Veranstaltung denn mit jemandem besonders viel Kontakt?«, wollte ich wissen.
Lauren schaute stirnrunzelnd vor sich hin, dann nickte sie langsam. »Ich habe sie mit ein paar jungen Männern gesehen. Keine regulären Gäste von Marjorie, wie sich herausstellte, sondern aus dem Hotel. Irgendwelche Musiker, so viel habe ich noch mitbekommen.«
Wir fragten noch ein paar Dinge zum Ablauf des Abends und erhielten weitgehend dieselben Antworten, die schon die Hotelangestellten gegeben hatten. Dann verabschiedeten wir uns. Lauren Chiles ging zur Theke, um sich noch eine Flasche Wasser zu holten.
»Die muss sich heute bei ihrem Workout ja ganz schön angestrengt haben«, grinste Phil.
»Ja, und dennoch war sie ziemlich angespannt, es hat also nicht gereicht, um den Frust loszuwerden«, entgegnete ich.
***
Während Phil am Telefon der Frage nachging, welche jungen Musiker zurzeit im New Claridge logierten, und bei dem inzwischen in Bradshaws Apartment eingetroffenen Kollegen nachfragte, ob es Neuigkeiten gäbe, lenkte ich den Jaguar durch den zähen New Yorker Verkehr. Wir wollten mit Jérome, Deborahs Freund, sprechen.
»Gibt es bereits ein Polizeiprotokoll?«, fragte ich Phil. Mein Partner schüttelte den Kopf. »Der junge Mann war gestern in seiner Studentenbude nicht anzutreffen.«
Die Studentenbude erwies sich als luxuriöses Apartment in der Bedford Avenue in Williamsburg, das sich der Franzose mit einem anderen Studenten teilte. Diego de la Valle war es auch, der uns einließ. Obwohl es inzwischen bereits nach Mittag war, schien der junge Mann gerade erst aufgestanden zu sein.
»FBI?«, nuschelte er und sah beim Anblick unserer Dienstmarken aus, als wolle er uns am liebsten die Tür vor der Nase zuknallen.
»Wir möchten mit Jérome sprechen. Ist er da?« Phil trat einen Schritt auf den dunkelhaarigen Beau zu, der unwillkürlich zurückwich und damit den Weg
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