2946 - Deborah - verzweifelt gesucht
Kerl ist fast durchgedreht, hat zum Schluss offen von seinen kranken Fantasien geschrieben, davon, sie ganz für sich alleine haben, sie besitzen zu wollen. Mit Haut und Haaren.«
»Das ist pervers«, fand Andy, nachdem er die letzten Mails gelesen hatte.
»Verdammt. Sie hatte einen Stalker. Sie scheint es nicht ernst genommen zu haben. Oder hat sie es nur ihrer Mutter erzählt und die hat ihr Wissen mit ins Grab genommen?« Ich drehte mich zu Andy um. »Wir müssen diese Lauren Chiles fragen, sie war Marjories Assistentin.«
»Mache ich«, antwortete der rotblonde Agent sofort. »Und was ist mit der Durchsuchung von Dimitris Haus und Geschäft?«
»Auch das. Unsere Leute sollen keinen Stein auf dem anderen lassen. Wenn Deborah dort ist, werden wir sie finden.«
***
Timothy Bradshaw hätte zu Tode erschöpft sein müssen, als er an diesem Morgen kurz nach Tagesanbruch auf dem kleinen Flugplatz in der Nähe von Hartford ankam. Er hatte keine Minute geschlafen. Nachdem er die Sache mit Dimitri erledigt hatte, hatte er in einer der Umkleideräume ausgiebig geduscht und sich erneut umgezogen. Er trug nun helle Baumwollhosen, ein T-Shirt und eine leichte Lederjacke. In seinem Rucksack befanden sich nur noch seine gefälschten Papiere und genügend Bargeld, um erst einmal über die Runden zu kommen.
Seine erste Station lag in Kanada, und als sich das Sonnenlicht in den Flügeln der Cessna brach, die bereits auf dem kleinen Rollfeld stand, verspürte er zum ersten Mal seit Tagen so etwas wie inneren Frieden.
Schnell ging er auf das Flugzeug zu, der Pilot saß bereits in der Kabine, mit einem Klemmbrett in den Händen checkte er die Funktion der Instrumente.
»Mister Bradshaw?« Timothy hatte bereits reagiert, bevor er sich daran erinnerte, seit gestern offiziell einen anderen Namen zu tragen.
Der große, blonde Mann, der auf ihn zutrat, wirkte im ersten Moment wie ein gut situierter Geschäftsmann in tadelloser Garderobe. Die FBI-Dienstmarke, die er ihm entgegenstreckte, versetzte Timothy Bradshaw allerdings einen Schock.
»FBI New York, Special Agent Phil Decker. Ich muss Sie bitten, mir zu folgen.«
Bradshaw öffnete den Mund zu einem kraftlosen Lachen.
»Kommen Sie nicht auf dumme Gedanken. Ich habe zwei Kollegen von der örtlichen Polizei zur Unterstützung dabei.« Phil Decker wies mit den Augen auf die zwei Männer, die sich ihnen nun vom Hangar her näherten.
Bradshaw warf noch einen Blick auf die Cessna, sie schien zum Greifen nah. Dann ließ er resigniert den Rucksack fallen und hielt die Hände gestreckt vor den Körper.
»Ihnen wird Mord vorgeworfen. Ich lese Ihnen nun Ihre Rechte vor«, erklang Phil Deckers Stimme, bevor er dem immer noch wie erstarrt wirkenden Bradshaw Handschellen anlegte.
***
»Jerry, wir haben Bradshaw. Wollte sich mit falschen Papieren über die Grenze absetzen.« Phil avisierte sein Kommen mit dem Verhafteten und ich informierte ihn über die neuesten Entwicklungen.
»Jérome Pellegrin war völlig von der Rolle. Der junge Mann ist total durchgedreht, als Deborah ihn in die Wüste schickte. Hat sich betrunken und ist untergetaucht. Dann erfährt er über die Medien, was geschehen ist, dass er gesucht wird, und dreht völlig durch, als ich in seinem Versteck auftauche.«
»Taugt sein Alibi etwas?«
»Das schon, Phil. Wobei er selbst aufgrund seines Zustands nicht allzu viel dazu beitragen konnte. Nach Sichtung aller Aussagen scheint es kein Zeitfenster zu geben, das ausreichen würde, Deborah aus dem Hotel gebracht und irgendwo versteckt zu haben. Wir bleiben hier dran. Inzwischen gibt es noch eine heiße Spur. Deborah hatte einen Stalker, den wir nun dringend auftreiben müssen.«
»Einen Stalker? Das erklärt, warum es keine Lösegeldforderung gab.«
»Keine Chance!«, bedeutete mir der Computerspezialist wenig später bedauernd.
»Der Kerl hat von ständig wechselnden Orten aus geschrieben. Alle Adressen sind anonym oder gefaked. Die meisten Mails wurden in Internetcafés oder über öffentliche W-LAN-Hot-Spots abgeschickt. Bis wir das alles zurückverfolgt haben, ist diese Deborah vermutlich alt und grau.«
»Wenn sie noch lebt«, warf Agent Summer düster ein.
»Dann müssen wir anders vorgehen. Nehmen wir einmal an, der Stalker hat Deborah in seine Gewalt gebracht. Dann muss er Sonntagabend hier gewesen sein. Keine der befragten Personen hat aber etwas Ungewöhnliches bemerkt. Niemand hat Deborah belästigt oder ist auffällig geworden.«
»Wäre es überhaupt
Weitere Kostenlose Bücher