2946 - Deborah - verzweifelt gesucht
Warum haben Sie das den Leuten vom FBI nicht gesagt?« Der Sicherheitsmann starrte Bradshaw verständnislos an.
»Dimitri wollte es nicht bestätigen. Ich rief ihn sofort an, nachdem ich Marjorie fand, weil ich wissen wollte, ob er Deborah hat. Er hat die Situation gnadenlos für sich genutzt, wollte mich auch damit unter Druck setzen. Das Alibi gegen meine Bereitschaft, dieses miese Geschäft mit ihm zu machen. Sonst würde er alles abstreiten, darin ist er ziemlich gut. Da bat ich Myrna.«
Er fuhr sich mit der flachen Hand übers Gesicht und starrte sekundenlang an die Decke, bevor er sich wieder dem Security-Mann zuwandte.
»Gehen Sie raus. Das, was jetzt kommt, dürfen Sie nicht sehen. Es ist meine Sache, das zu Ende zu bringen. Sie haben einen hervorragenden Job gemacht und ich werde mich, über das Honorar für Ihre Firma hinaus, bei Ihnen persönlich erkenntlich zeigen.« Bradshaw legte dem Mann die Hand auf die Schulter. Dann drehte er sich zu Dimitri um, der gerade leise stöhnend aus seiner Ohnmacht erwachte.
Erst als die Metalltür hinter dem Sicherheitsmann zuschlug, ging Bradshaw wieder auf den Gefesselten zu.
»Du weißt, was jetzt kommt, Dimitri. Erleichtere dein Gewissen. Sag mir, wo Deborah ist.«
Die Antwort bestand aus einem Fluch. Bradshaw hob die Eisenstange.
***
Nach dem Gespräch mit Agnes Rubin fuhr ich noch einmal ins Büro zurück. Zu dieser späten Stunde war es merklich ruhiger geworden im Gebäude. Auf meinem PC verzeichnete ich mehrere neue Nachrichten. Der IT-Experte hatte mir eine Reihe von Dokumenten geschickt, die alle aus Deborah Bradshaws Computer stammten, darunter etliche Fotos, die die junge Frau auf öffentlichen Veranstaltungen zeigten.
Ich blätterte mich durch verschiedene Preisverleihungen für Musik, Film und TV-Formate, Modenschauen und eine Menge von Schnappschüssen, die so aussahen, als stammten sie von Paparazzi. Bradshaws Tochter war durchaus interessant gewesen für die Medien. Bei näherer Betrachtung fiel mir auf, dass ein Großteil der Aufnahmen dieselbe Signatur trugen, also von einem Fotografen stammten.
Dann sichtete ich das Resümee des E-Mail-Verkehrs: nichts Auffälliges, jede Menge Belanglosigkeiten – genau wie schließlich auch in den sozialen Netzwerken. Deborah hatte einen Account, über den sie Gott und die Welt darüber informierte, was sie gerade tat und wo sie war. Jeder hätte auf diese Weise mit wenigen Mausklicks herausfinden können, wo sie sich am Sonntagabend aufhielt.
Der Kollege aus der Computerabteilung teilte mir noch mit, dass sie momentan dabei waren, gelöschte Dateien zu rekonstruieren.
Eine weitere Nachricht stammte von Phil. Wir hatten uns über den Tag immer mal wieder per SMS über den Stand der Dinge ausgetauscht. Nun erklärte er mir, er habe mit hoher Wahrscheinlichkeit den kleinen Privatflugplatz ausgemacht.
»Sie bieten Helikopterrundflüge an, es stehen aber auch zwei kleine Passagiermaschinen hier. Timothy Bradshaw ist hier namentlich bekannt, aber zurzeit für keinen Flug angemeldet. Dennoch bleibe ich hier am Ball.«
Ich schrieb Phil ein paar Zeilen zurück und öffnete die nächste Nachricht.
Sie stammte von Helen, die mir im Namen von Mr High mitteilte, Agent Summer sei wieder einsatzfähig und brenne darauf, weiter an dem Fall zu arbeiten. Er würde sich morgen bei mir melden.
Die letzte Nachricht schließlich war erfreulich: Jérome Pellegrin war einer Polizeistreife aufgefallen. Barfuß und sichtlich derangiert, wie er war, hatten sie in ihm schnell den Mann erkannt, der zur Fahndung ausgeschrieben war. Er saß fest, ich würde ihn am nächsten Tag befragen können.
Nachdem ich Deborahs Ohrring ordnungsgemäß zu den Unterlagen dieses Falles genommen hatte, stand ich endlich auf und knipste das Licht aus.
***
»Jerry, wir haben einen Toten. Er wurde heute früh um sechs in einer von Timothy Bradshaws Firma angemieteten Lagerhalle von einem Fahrer entdeckt. Der Mann steht unter Schock, die Spurensicherung ist vor Ort. Phil ist ebenfalls informiert. Bitte übernehmen Sie den Fall, er hängt wohl mit Ihrem zusammen.« Mr Highs Stimme drückte Besorgnis über die Entwicklung der Dinge aus, als er mich an diesem Morgen persönlich über die Ereignisse informierte. »Sagen Sie Bescheid, falls Sie noch weitere Unterstützung benötigen.«
»Im Moment wird die Wohnung von Myrna Barnes überwacht. Nach Timothy Bradshaw wird gefahndet. Phil ist in Hartford, Agent Summer wird mich heute begleiten«,
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