2946 - Deborah - verzweifelt gesucht
vom FBI New York.« Wir hoben unsere Dienstausweise. Der Angestellte hob die Brauen.
»FBI? Wahnsinn. Womit kann ich Ihnen helfen?«
»Arbeitet jemand namens Constantine hier?«
Unser Gegenüber fuhr sich kurz mit der flachen Hand über sein akkurat kurzgeschnittenes Haar.
»Sie meinen den Chef? Mister Myers?«
»Wenn es sonst keinen Mitarbeiter dieses Namens gibt, ja.«
»Mein Name ist Quentin. Neben Constantine und mir gibt es nur noch eine freiberufliche Fotografin, die die Hochzeiten und Geburtstagsfeiern macht.«
»Wann kommt Ihr Boss?«, fragte Andy.
»Er ist weggefahren. Was wollen Sie denn von ihm?« Quentins Blick war offen, der junge Mann wirkte weniger neugierig als hilfsbereit.
»Er hat öfter eine junge Frau fotografiert: Deborah Bradshaw. Wir möchten wissen, ob er auch am Sonntagabend auf der Spendengala im New Claridge war, und bräuchten dringend seine Aufnahmen.«
»Ach so«, meinte Quentin und bat uns, einen Moment zu warten. Wenig später kam er mit einem schweren, altmodischen Terminkalender zurück.
»Hier steht immer alles griffbereit drin. Mal sehen. Sonntag. Nein. Tut mir leid. Constantine hat für Sonntag keinen Termin eingetragen. Er ist offiziell seit Samstag in Urlaub. Hat sich kürzlich ein kleines Haus in der Nähe von Allentown zugelegt.«
Enttäuschung machte sich in mir breit. Wenn Constantine nicht bei der Gala gewesen war, gab es auch keine Fotos, die wir zur Suche nach dem Stalker nutzen konnten.
Etwas an der Sache schien Quentin jedoch zu verwirren. »Eigentlich ungewöhnlich. Er geht immer hin, wenn Deborah Bradshaw irgendwo ist. Dass er sich das entgehen lässt, ist seltsam.«
»Nun ja, in diesem Fall hat er seinen Urlaub eben vorgezogen. Kennen Sie einen Kollegen, der Deborahs Auftrag an diesem Abend übernommen haben könnte?«
Quentin verneinte. »Sie hat immer Constantine angerufen. Seine Kamera hat sie geliebt. Sie sah immer so besonders aus auf seinen Aufnahmen.« Er verdrehte leicht schwärmerisch die Augen.
»Gut, wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie uns an.« Er nahm meine Visitenkarte entgegen.
***
Lauren Chiles saß, sehr blass und ganz in Schwarz gekleidet, in Marjorie Bradshaws Büro und sortierte Unterlagen. Nach dem Besuch im Fotostudio hatte ich spontan entschlossen, noch einmal mit der Assistentin der Ermordeten zu sprechen.
»Einen Fotografen? Ja, da gab es einen. Der gehörte irgendwie zum Hofstaat von Deborah. Tauchte bei jeder Gelegenheit auf. Aber fragen Sie mich nicht nach dem Namen. Der Kerl war irgendwie unsichtbar. Sie wissen schon, wie ein Möbelstück, das man jeden Tag sieht und irgendwann nicht mehr wahrnimmt.«
»Er war unscheinbar?«
»Irgendwie schon. Bis auf die Körpergröße. Er war groß. Bestimmt einen halben Kopf größer als Sie, Agent Cotton.«
In meinem Kopf schrillte plötzlich eine Alarmglocke. Genau dieselben Worte hatte Agnes Rubin benutzt, um den Mann zu beschreiben, der Deborah in der Nacht aus dem Hotel getragen hatte.
»War er da? Am Sonntag? Irgendwann?«
Lauren wirkte verwirrt. »Keine Ahnung, kann ich wirklich nicht sagen. Ich war beschäftigt, und Marjorie hielt mich bei solchen Events immer ganz schön auf Trab.«
»Denken Sie nach, Miss Chiles. Es ist sehr, sehr wichtig für uns. War Constantine da oder ein anderer Fotograf?«
»Er hieß Constantine? Nicht einmal das habe ich gewusst. Aber einen anderen konnte sie nicht gebeten haben, das hätte ihre Mutter nicht zugelassen. Nicht an einem so wichtigen Abend. Schon allein aus Sicherheitsgründen«, murmelte die Assistentin. Dann schnippte sie mit dem Finger. »Ja, doch. Er muss da gewesen sein. Deborah drückte mir irgendwann ihre Losbox in die Hand und sagte, sie müsse mal kurz verschwinden. Vorher legte sie noch eine Menge frisches Make-up auf. Warum, wenn nicht für Fotos? Sie war ja verrückt danach, fotografiert zu werden.«
Die Spur war dünn, aber sichtbar.
»Er war dort. Nur, warum hält er das geheim?«
Andy Summer und ich sahen uns an, da hatte ich schon zum Telefon gegriffen.
»Quentin, hier ist noch einmal Jerry Cotton. Wir brauchen ganz dringend die Anschrift von Constantines Haus bei Allentown. Sollte er sich bei Ihnen melden, rufen Sie mich umgehend an. Und kein Wort zu Ihrem Arbeitgeber über dieses Telefonat.«
***
Bei unserer Rückkehr ins Büro waren Phil und Bradshaw gerade eingetroffen und mein Partner verabschiedete sich von den beiden Cops, die sie gefahren hatten, während Bradshaw zur Vernehmung gebracht
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