2947 - Die Hoover Boys
Ausschuss. Wir vermuten, dass es da eine Verbindung gibt. Oder hatten Sie anderweitig mit den beiden zu tun?«
»Jim Blademan ist tot?«, fragte er überrascht und wirkte ein wenig traurig. »Das wusste ich nicht. Gestern Nacht erschossen, sagen Sie? Davon hatte ich keine Ahnung.«
»Es tut mir leid, Ihnen diese Nachricht überbringen zu müssen«, sagte ich ruhig. »Kannten Sie ihn gut?«
Er schaute mich mit seinen alten grauen Augen an. »Jim? Ja, wir hatten seit den Siebzigern immer wieder miteinander zu tun. Er war ein guter Freund, hat mir mehrmals aus der Patsche geholfen. Mit Willman und Trent hatte ich seit Jahren nichts mehr zu tun.«
»Der Ausschuss«, brachte ich ihn zum Thema zurück. »Wir wissen, dass es dabei um das FBI ging und um J. Edgar Hoover, aber keine Details. Ist dabei etwas passiert, das jetzt noch jemanden dazu bringen könnte, die Mitglieder des Ausschusses zu ermorden?«
»Ja, der Ausschuss«, nickte Westphal. »Das ist eine halbe Ewigkeit her. Ich befand mich damals noch am Anfang meiner Karriere. Das war die Zeit nach Hoovers Tod, als immer mehr Details über seine Aktivitäten zutage traten und das gute Image, das er lange Jahre in der Öffentlichkeit gehabt hatte, bröckelte. Der Ausschuss wurde damals eingesetzt, um alle Aktivitäten von Hoover aufzudecken und offenzulegen, damit das amerikanische Volk Gewissheit hatte. Im Ausschuss befanden sich sowohl Befürworter als auch Gegner von Hoover. Wir arbeiteten mehrere Monate, deckten eine Menge auf und veröffentlichten das in einem Bericht. Hat damals für ziemlichen Wirbel gesorgt. Das ist alles. Keine Ahnung, warum jemand jetzt danach trachten sollte, uns zu töten.«
»Gab es damals vielleicht irgendwelche Verurteilungen? Wurde jemand für Jahrzehnte hinter Gitter gebracht, der möglicherweise kürzlich entlassen wurde?«, fragte Phil.
»Es gab ein paar rechtliche Aktionen, hauptsächlich aber Entlassungen von FBI-Mitarbeitern, die unter Hoover gearbeitet hatten«, antwortete Westphal. »Und auch ein paar Gefängnisstrafen, aber nicht für so lange Zeit. Ich glaube, die längste war vier Jahre.«
»Das ist es also nicht«, sagte ich. »Haben Sie sonst eine Idee, die uns weiterhelfen könnte? Irgendetwas?«
Der alte Mann überlegte. »Vor kurzem wurde ich darüber informiert, dass der amtierende Präsident im Rahmen der PRISM-Affäre die Untersuchung vergangener Aktivitäten von NSA, FBI und anderen Behörden angeordnet hat. Da ich zeitweise mit dem FBI zu tun hatte und auch Mitglied des Ausschusses von 1973 war, wurde ich aufgefordert, mich für eine Befragung zur Verfügung zu halten.«
»Interessant«, dachte ich laut. »Wahrscheinlich sind Sie nicht der Einzige, der angehört werden soll. Aber anscheinend wissen Sie und andere der damaligen Mitglieder etwas, das nicht herauskommen soll. Haben Sie eine Ahnung, worum es sich dabei handeln könnte?«
Westphal schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben alles, was wir aufgedeckt haben, veröffentlicht und – wobei, Moment mal, da gab es eine Sache, bei der das nicht der Fall war. Ich weiß nicht, ob es etwas damit zu tun hat, aber es wäre möglich.«
»Wir sind ganz Ohr«, sagte ich und hörte aufmerksam zu.
»Die Hoover Boys «, sagte Westphal.
»Wie bitte? Wer?«, fragte Phil.
»Dann sind die ja sicher auch verurteilt worden und die Sache hat sich damit erledigt, oder?«, meinte Phil.
»So war es in der Tat nicht«, erwiderte Westphal. »Das Image des FBI hatte damals unter all dem, was über Hoover herausgekommen war, bereits schwer gelitten. Daher wurden wir von höherer Stelle aufgefordert, gewisse Informationen zurückzuhalten, um den Schaden zu begrenzen. Entsprechend wurde kein Sterbenswörtchen über die Existenz der Hoover Boys und deren Aktivitäten veröffentlicht. Wir präsentierten der Öffentlichkeit eine akzeptable Wahrheit, aber nicht alles, nicht die ganze Wahrheit.«
»Das ist ja mal wieder typisch«, raunte Phil.
Westphal musterte ihn mit ernstem Blick. »Offenbar haben Sie nicht viel Erfahrung mit Politik. Es geht dabei fast immer um akzeptable Wahrheiten – und zwar genau in der richtigen Dosis und zur richtigen Zeit. Wenn diese Grundregel nicht eingehalten wird, passiert so etwas wie mit der PRISM-Affäre. Snowden, Assange und all die Whistleblower, die interne Informationen ungefiltert an die Öffentlichkeit geben, gefährden das politische System unseres Landes.«
Ein Blick in Phils Gesicht sagte mir, dass er anderer Meinung war.
Bevor wir
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