2947 - Die Hoover Boys
ich bereit wäre, für die Vereinigten Staaten zu tun – tatsächlich kam diese Frage in verschiedenen Formulierungen immer wieder vor. Dann, nach weiteren Überprüfungen, kam ich auf Probe in die Abteilung 23 – der Hoover selbst den Spitznamen Hoover Boys gegeben hatte. Wir bekamen spezifische Aufgaben, über die wir mit niemandem, auch nicht mit anderen Agents, reden durften. Wer doch redete, der flog. Das passierte zwei Jungs – wobei ich nie erfahren habe, ob sie wirklich mit jemandem geredet hatten. Im Nachhinein dachte ich manchmal, dass sie einfach rausgeschmissen wurden, um ein Exempel zu statuieren und die anderen abzuschrecken. Als ich schließlich ein echter Hoover Boy war, hatte ich Leute zu überwachen, Unterlagen zu besorgen, zweimal war ich dabei, als jemand eingeschüchtert wurde. Wir haben auch mal jemanden verprügelt, das war aber auch alles. Nichts, für das es sich zu morden lohnen würde – wobei es aber auch Gerüchte gab.«
»Gerüchte?«, fragte Phil neugierig.
Meyers nickte. »Ja, es gab innerhalb der Hoover Boys auch so etwas wie eine Hierarchie. Als Neuling fing man mit einfachen Sachen an und steigerte sich dann. Es hieß, dass ein oder zwei der Jungs auch mal jemanden erschossen hätten – in Notwehr angeblich. Aber darüber wurde geschwiegen. Kurz darauf starb Hoover und die Zukunft von Abteilung 23 war in Frage gestellt. Schließlich wurde die Abteilung aufgelöst und jeder ging seines Weges.«
»Und die drei noch lebenden Hoover Boys , wie sah es mit denen aus?«, fragte ich. »Waren das Anfänger? Oder eher fortgeschrittene Mitglieder?«
»Ted Westminster war schon älter, aber zu den Hoover Boys kam er später als ich, somit war er eher ein Anfänger«, antwortete Meyers. »Ewan McClusky und Ricardo Delmonte waren schon länger dabei. Die verehrten Hoover wie einen Halbgott. Ich meine, verehrt haben wir ihn alle und zu ihm aufgeschaut. Er war in unseren Augen der Mann, der in Amerika für Recht und Ordnung sorgte, und daher waren wir auch bereit, mehr zu tun, als eigentlich erlaubt war. Aber Ewan und Ricardo verehrten ihn mehr als wir anderen, viel mehr. Es gab auch das Gerücht, dass zwischen denen was lief.«
»Was lief?«, hakte Phil nach. »Sie meinen eine sexuelle Beziehung?«
»Ja, so was«, antwortete Meyers. »Aber das Thema war tabu, darüber durfte man nicht offen reden und schon gar keine Witze machen. Dass Hoover auf Männer stand, hat sich erst später bestätigt, vorher war das nur ein schwacher Verdacht.«
»Und wer hat die Abteilung 23 damals aufgelöst? Wissen Sie das noch?«, fragte ich.
Meyers überlegte einen Augenblick. »Einer von Hoovers Vertrauten, Tobias Kilmer. Aber der ist vor vielen Jahren gestorben, der kann nicht der Mörder sein, den Sie suchen.«
»Gut, dann konzentrieren wir uns auf die drei«, sagte ich. »Was wissen Sie über sie?«
»Wenig«, antwortete Meyers. »Mit allen dreien hatte ich seit der Auflösung von Abteilung 23 keinen direkten Kontakt mehr. Vom Tod der anderen Hoover Boys habe ich über Todesanzeigen erfahren. In letzter Zeit war auch das Internet hilfreich. Über Ted Westminster weiß ich, dass er sich zur Ruhe gesetzt hat – was in seinem beziehungsweise unserem Alter ja nichts Besonderes ist. McClusky hält sich wohl in Los Angeles auf – da hat er eine kleine Firma aufgebaut. Und was Delmonte betrifft – über den weiß ich tatsächlich nichts. Er hat sich nach der Auflösung von Abteilung 23 förmlich in Luft aufgelöst. Wäre möglich, dass er gestorben ist und ich nur nichts davon erfahren habe – etwa, weil er das Land verlassen hat.«
»Wie alt sind die drei?«, fragte ich nach.
»Sie waren damals, 1973, alle Mitte zwanzig, glaube ich – außer Westminster, der war gerade 30 geworden«, antwortete Meyers.
»Und das ist alles, was Sie wissen?«, fragte Phil.
Meyers nickte. »Ja, das ist alles, denke ich.«
»Gut, dann werden wir versuchen, die drei zu finden«, sagte ich. »Es wäre gut, wenn Sie sich in den nächsten Stunden hier im Gebäude aufhalten könnten, falls wir noch Fragen an Sie haben. Danach bringen wir Sie dann in ein sicheres Haus, bis die Gefahr gebannt ist.«
»Kein Problem, ich bleibe hier«, antwortete Meyers. »Und zögern Sie nicht, mich aufzusuchen, wenn Sie etwas brauchen.«
Wir bedankten uns bei ihm, ließen ihn von ein paar Agents in einen Aufenthaltsraum bringen und gingen anschließend in unser Büro.
»Fangen wir bei dem Ersten an – Ted Westminster«, sagte
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