2947 - Die Hoover Boys
hatten alle zu Hoover aufgeschaut. Und als er dann in den folgenden Jahren demontiert wurde und herauskam, was für ein Mensch er wirklich war, tat das weh. Aber wie gesagt, das ist lange her. Und diese Rachegefühle, die ich damals hegte, die existieren nicht mehr. Das habe ich hinter mir gelassen. Ich habe mit den Morden an diesen drei Männern nichts zu tun.«
»Davon sind wir auch nicht ausgegangen«, sagte ich. »Wir haben Sie bereits überprüfen lassen. Aber Sie haben vielleicht eine Ahnung, wer dahinterstecken könnte. Und dabei geht es für Sie nicht nur darum, uns zu helfen. Gestern Nacht ist vor unseren Augen einer Ihrer damaligen Kollegen, Glen Mason, von einem Unbekannten erschossen worden. Wir gehen davon aus, dass es der gleiche Täter wie im Fall der anderen drei Morde ist. Sie sind nun aus zwei Gründen hier: zum einen, um uns alles, was Sie wissen, zu erzählen, und zum anderen, damit Sie nicht das nächste Opfer sind.«
Meyers schluckte. »Das nächste Opfer? Meinen Sie ernsthaft, dass es jemand auf uns abgesehen haben könnte?«
Ich legte ein Tatortfoto von Glen Mason vor ihn auf den Tisch. »Ihn hat es auf jeden Fall erwischt. Es sieht aus, als wolle jemand alle Hoover Boys und alle, die von den Hoover Boys wissen, aus dem Weg räumen. Wahrscheinlich, um deren Existenz weiterhin geheim zu halten. Wenn Sie mich fragen, sollten Sie uns alles, was Sie wissen, erzählen, um sich selbst zu schützen und damit wir den Täter vor Gericht bringen können.«
Meyers nahm das Foto von Mason in die Hand und schaute traurig drein. »Glen, du alter Idiot, warum hast du nicht auf dich aufgepasst?«
Er brauchte einen Augenblick, um sich zu fangen, und schaute dann zu mir auf. »Seit damals ist viel Zeit vergangen. Ich hatte mit einigen der Jungs ab und zu Kontakt. Von einigen weiß ich, was aus ihnen geworden ist, einige sind inzwischen auch gestorben. Es sind nicht mehr viele von uns übrig. Außer Glen Mason und mir waren noch drei am Leben: Ted Westminster, Ewan McClusky und Ricardo Delmonte. Jetzt ist auch Glen gegangen.«
Ich konnte ihm ansehen, dass er innerlich um seine verstorbenen Freunde, insbesondere Glen Mason, trauerte. Das konnte ich gut nachvollziehen. Wie würde ich mich fühlen, wenn meine Kollegen beim FBI, mit denen mich ein freundschaftliches Verhältnis verband, einer nach dem anderen sterben würden? Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie mich der Tod von Anni Geraldo mitgenommen hatte. So etwas hatte Meyers auch durchgemacht – wenn auch in anderer Form.
»Dann sind neben Ihnen nur noch drei der ehemaligen Hoover Boys am Leben?«, sagte Phil, eher als Feststellung denn als Frage. »Kommt einer von ihnen als Täter in Frage?«
»Moment, Moment!«, erwiderte Meyers und machte eine abwehrende Geste. »Ich will hier keinen meiner ehemaligen Kollegen belasten. So wie ich es verstanden habe, muss der Täter keiner von uns gewesen sein. Vielleicht ein Außenstehender, der nicht will, dass wir etwas ausplaudern.«
»Sie haben recht«, sagte ich. »Aktuell ist es nur ein Verdacht, dem wir aber nachgehen müssen. Wenn sich die drei von Ihnen genannten Personen als unschuldig erweisen, werden wir sie unbehelligt lassen. Tatsächlich kommen sie sogar selbst als potenzielle Opfer in Frage und würden dann von uns geschützt werden. Aber so oder so: je mehr Sie uns über die drei erzählen können, desto besser für alle Beteiligten.«
»Irgendwie haben Sie ja recht«, meinte Meyers. »Aber andererseits habe ich das Gefühl, dass ich Freunde verraten würde, wenn ich Ihnen etwas erzähle.«
»Das kann ich nachvollziehen«, sagte ich. »Aber glauben Sie mir, bei uns sind die Informationen in guten Händen.«
Er schaute mir einige Sekunden lang in die Augen, ganz so, als wollte er meine Gedanken lesen. »Na gut, Sie haben mich überzeugt, ich kooperiere. Schließlich war ich früher auch mal beim FBI. Was genau wollen Sie wissen?«
»Fangen wir am Anfang an«, sagte ich. »Wie ist das mit den Hoover Boys losgegangen?«
***
Meyers lehnte sich zurück. »Das ging schon los, bevor ich beim FBI angefangen habe. Da gab es das Team schon. Direkt nach meiner Einstellung beim FBI wurde ich von einem Sekretär von Hoover befragt. Es hieß, dass gute Leute für ein spezielles Projekt gesucht würden. Wie ich später erfuhr, waren alle Mitglieder der Hoover Boys Single und hatten so gut wie keine familiären Bindungen. Das schien eines der Kriterien gewesen zu sein. Dann wurde ich gefragt, was
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