2947 - Die Hoover Boys
gut.
Ich hatte ein paar Minuten mehr Zeit als sonst und gönnte mir ein ausgiebiges Frühstück, bei dem ich Radio hörte. Gemäß Wetterbericht sollte es etwas kälter werden.
Dann verließ ich meine Wohnung und fuhr mit dem Lift nach unten, in die Tiefgarage, ging zum Jaguar und machte mich auf den Weg.
Mit dem Verkehr gab es keine Probleme und ich war kurz vor dem verabredeten Zeitpunkt am üblichen Treffpunkt. Lange musste ich aber nicht warten. Gut zwei Minuten, nachdem ich den Wagen geparkt hatte, stieg Phil ein und begrüßte mich. Er sah ausgeschlafen aus. In der Hand hielt er eine Zeitung.
»Hoffentlich bringt uns die Aussage von diesem Meyers weiter«, sagte er. »Bin auch gespannt, mal einen echten Hoover Boy kennenzulernen.«
»Ja, ist was anderes, als immer nur von ihnen zu hören«, bestätigte ich. »Wenn er noch Kontakt zu den anderen Hoover Boys hat, ist er bestimmt eine gute Quelle.«
»Wobei wir nicht außer Acht lassen sollten, dass diese Kerle vielleicht alle zusammenarbeiten«, sagte Phil. »Sie waren damals ein eingeschworenes Team, das seinen charismatischen Chef vielleicht sogar ein wenig vergöttert hat. So etwas schweißt zusammen – manchmal ein Leben lang.«
»Wäre möglich«, entgegnete ich. »Wobei ich das nicht glaube. Immerhin leben sie weit voneinander entfernt. Wahrscheinlich sind sie alle nach ihrem stillen Rausschmiss vom FBI eigene Wege gegangen. Aber darüber kann uns Meyers bestimmt mehr erzählen.«
Wir fuhren weiter, unterhielten uns über die neuesten Pressemeldungen, die Phil aus der Zeitung zitierte, und erreichten wie geplant das Field Office an der Federal Plaza.
In unserem Büro angekommen, fragte Phil nach, ob Meyers schon eingetroffen war. Das war er nicht. Aber es sollte nicht mehr als eine halbe Stunde bis zu seiner Ankunft dauern.
Wir nutzten die Zeit, um Mr High aufzusuchen und ihm detailliert über die Ereignisse des Vortages und die Ermordung von Glen Mason zu berichten.
Als wir fertig waren, schaute er ernst drein. »Ein weiteres Opfer des Täters, dessen Identität wir nicht einmal kennen. Ich kann mir vorstellen, wie Sie sich gefühlt haben – den Mann sterben zu sehen und nichts daran ändern zu können. In solch einem Fall bleibt uns nur die Möglichkeit, den Täter zu fassen und vor Gericht zu bringen.«
»Das ist richtig, Sir«, sagte ich ernst. »Mit etwas Glück erhalten wir von Desmond Meyers endlich ein paar Informationen, die uns zum Täter führen. Immerhin war er einer der Hoover Boys .«
Mr High nickte. »Ich habe das nachprüfen lassen. Weder von ihm noch von Glen Mason existiert eine Akte, es gibt nicht einmal Bewerbungsunterlagen. Also habe ich in der Buchhaltung nachgefragt, da deren Akten fast immer lückenlos sind. Dort sind die beiden Namen bekannt. Allerdings haben sie dort keine Aufzeichnungen über deren Tätigkeiten, nur dass sie für Abteilung 23 gearbeitet haben. Eine solche Abteilung existiert aber eigentlich nicht.«
»Keine Akten«, meinte Phil. »Wahrscheinlich hat man sie vernichtet, um einen weiteren Skandal zu verhindern.«
»Davon gehe ich auch aus«, bestätigte Mr High. »Das bedeutet aber auch, dass wir in hohem Maße auf die Aussage von Meyers angewiesen sind.«
»Das stimmt, Sir«, sagte ich. »Wir werden ihm auf den Zahn fühlen, herausfinden, was er weiß, und dafür sorgen, dass er uns die Wahrheit erzählt.«
»Greifen Sie, wenn nötig, auch auf Foster, Snyder oder Stone zurück«, sagte Mr High.
»Werden wir«, sagte Phil und nahm sein klingelndes Handy aus der Tasche.
Er wechselte ein paar Worte mit dem Anrufer und sagte dann: »Meyers ist im Gebäude, er wird gerade in ein Verhörzimmer gebracht.«
»Das ist unser Stichwort«, sagte ich und stand auf.
»Viel Erfolg«, waren Mr Highs letzte Worte.
Dann verließen Phil und ich sein Büro.
Auf Helens Kaffee verzichteten wir diesmal. Wir wollten keine Zeit verlieren.
Ich konnte es kaum erwarten, einem leibhaftigen Hoover Boy gegenüberzustehen – einem Mann von Hoovers geheimer Spezialeinheit, von der ich bis vor kurzem nichts gewusst hatte.
***
Bevor wir zu Meyers ins Verhörzimmer gingen, schauten wir ihn uns auf dem Monitor außerhalb des Zimmers an. Er war ein Mann von etwa sechzig, hatte aber recht viel Haar, das er gefärbt hatte. Sein Gesicht sah ziemlich zerfurcht aus. Davon abgesehen war er ein großer, breitschultriger Mann, der aussah, als wüsste er sich zu verteidigen.
»Packen wir’s an«, meinte Phil und öffnete die Tür
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