2948 - Undercover ins Jenseits
kommen. Aber dieser Barber geht den schwierigsten Weg und wird fast noch erwischt. Schon verdächtig.«
Ich konnte Phil nur zustimmen. »Die einzige Erklärung, die ich habe, ist: Er wollte, dass niemand erfährt, dass er herkommt. Ich werde mal versuchen, von den Kollegen in Mexiko ein bisschen was über den Doppelmord zu erfahren, den man ihm vorwirft. Und ich spreche mit unseren Diplomaten in Mexico City. Ich möchte ein bisschen mehr über den Mann erfahren, den wir jetzt jagen sollen. Kannst du dich um Pepe Powell kümmern?«
»Klar«, antwortete Phil, »interessiert mich sowieso, wie und wovon ein Whisky-Liebhaber mit Kontakten zum organisierten Verbrechen und zur mexikanischen Regierung in Wirklichkeit so lebt.«
***
Was wir bisher über diesen Peter Barber wussten, ergab überhaupt keinen Sinn. Warum spielte er auf einmal verrückt? Was hatte es mit diesem Doppelmord in Mexiko auf sich? In den Unterlagen, die ich über ihn hatte, gab es überhaupt keinen Hinweis darauf, dass er ein doppeltes Spiel spielte.
Egal, wann und wo er für die Regierung arbeitete, er hatte seinen Job und seinen Auftrag jederzeit hundertprozentig erfüllt. Nirgends tauchte in seiner Akte etwas auf, das nicht zu einer Bilderbuchkarriere gepasst hätte.
Ich war ziemlich sauer darüber, dass ich nicht den kürzesten und erfolgversprechendsten Weg einschlagen konnte, um etwas über diesen mehr oder weniger mysteriösen Mister Barber zu erfahren. Doch Mister High hatte die Auskunft bekommen, dass wir das Botschaftspersonal in Mexiko auf gar keinen Fall befragen durften. Mr High versuchte sogar noch, Edward G. Homer in Washington einzuschalten, doch es brachte alles nichts. Wir durften einfach nicht die richtigen Fragen stellen. Das wurmte mich maßlos.
Aber ich nahm es hin – was blieb mir auch anderes übrig? Ich hatte nicht die Zeit, mich an den Mühlen der Bürokratie abzuarbeiten. Ich wollte Ergebnisse, ich brauchte Ergebnisse.
Deshalb hakte ich die Botschaft in Mexiko City als Anlaufpunkt vorerst ab und zapfte eine andere Quelle an, von der ich mir erhoffte, dass sie eine Erklärung für die wirre Faktenlage hatte – oder wenigstens ein bisschen Ordnung ins Chaos bringen konnte.
Diese Quelle hatte blaue Augen, lange blonde Haare und hieß Melody Beddingham. Sie war eine frühere Kollegin von uns, die einige Jahre als Special Agent im FBI Field Office New York gearbeitet hatte, bevor sie zur Diplomatic Security gewechselt war. Wie das Schicksal so spielt, wusste ich, dass sie bis vor etwa einem Jahr an unserer Botschaft in Mexico City gearbeitet hatte.
Ihre Handynummer hatte ich behalten – auch weil ich immer noch darauf hoffte, sie einmal auf ein Glas Wein einladen zu können, falls sich unsere Wege nochmals kreuzen würden.
Die Nummer existierte tatsächlich noch, doch ein gemeinsamer Abend war in weite Ferne gerückt. Wortwörtlich in weite Ferne: Ich erreichte Melody in unserer peruanischen Botschaft in Lima.
»Klar kenne ich Barber«, sagte sie mit ihrer glockenhellen Stimme, in die ich damals wirklich ein bisschen verliebt gewesen war. »Barber ist ein Pfundskerl, auf den man sich verlassen kann. Jederzeit und unbedingt. Aber wieso erkundigst du dich nach ihm? Hat er was ausgefressen?«, fragte sie lachend.
»Tja«, antwortete ich ernst und setzte mich auf die Kante meines Schreibtischs, »weißt du, das wissen wir nicht so genau. Er hat auf jeden Fall ein ziemliches Problem. Seine Fingerabdrücke sind auf einer Patronenhülse gefunden worden, die am Tatort eines Mordes entdeckt wurde – in New York City. Und die mexikanischen Kollegen suchen ihn, weil er zwei Männer erschossen haben soll. Und dann ist er illegal über die Grenze gekommen.«
»Das ist doch Unsinn«, wischte Melody die Vorwürfe einfach beiseite. »Das passt überhaupt nicht zu ihm.«
»Weißt du, Melody, du weißt ja wahrscheinlich, dass er früher bei den Marines war und einige Kampfeinsätze gehabt hat. So etwas kann Menschen verändern. Manchmal treten diese Veränderungen erst nach Jahren zutage.«
»Jerry, Peter war ein Fels, der in sich geruht hat. Er war der vielleicht gefestigtste Mensch, den ich je kennengelernt habe. An diesen Geschichten ist nichts dran.«
Ich wollte Melody gerne glauben, zumal ich ihren wachen Verstand genauso schätzte wie ihren Instinkt. Aber die Fakten sahen nun einmal anders aus. Ich erwog kurz, sie zu fragen, ob sie etwas von der Dokumentenfälscherei wusste. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie dazu etwas
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