2948 - Undercover ins Jenseits
erstaunte mich. »Sie hätten ihm besser mal heimlich eine Kamera ins Wohnzimmer gehängt. Dann wüssten wir nämlich jetzt, wer sein Mörder ist!«
»So weit ging die Überwachung nicht. Aber sie hatten ihn im Visier. Und wussten beide nichts von der gleichzeitig laufenden Aktion der anderen Behörde.«
»Aber wieso haben sie ihn überwacht?«
»Das ist noch so eine Geschichte. Wir wussten ja bisher nur, dass Powell irgendwie mit einem mexikanischen Kartell zusammengearbeitet hat, aber auch enge Beziehungen zur mexikanischen Regierung pflegte.«
»Genau.«
»Jetzt höre ich von DEA und ATF die Geschichte, dass V-Leute den Hinweis gegeben hätten, dass in Kürze mal wieder eine erhebliche Menge Drogen in New York ankommen soll, Straßenverkaufswert etwa 15 Millionen Dollar, deren Verteilung Pepe Powell organisieren sollte.«
Ich stutzte. »Hast du mal nachgehört, ob das bei uns auch bekannt war?«
»Klar hab ich. Wir wissen nur von dem generellen Problem, dass der Markt momentan überschwemmt wird. Aber von einer konkreten Lieferung wussten wir nichts.«
»Klingt doch so, als hätte das konkurrierende Peco-Kartell die Behörden auf den Gegner angesetzt und informiert«, vermutete ich.
Aber Phil widersprach: »Wenn ich beim Peco-Kartell wäre«, sinnierte er, »und ich wüsste, dass meine Konkurrenz hier eine dicke, fette Drogenlieferung erwartet, dann schalte ich doch nicht die Behörden ein und sorge damit für Unruhe. Viel lieber reiße ich mir den Stoff unter den Nagel und schwäche meinen Gegner. Dann schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe. Also, ich bleibe dabei: Peter Barber ist auf einem Kreuzzug gegen das Jariz-Kartell und hat Pepe Powell erschossen. Jede Wette, dass seine beiden Opfer in Mexiko ebenfalls Jariz-Männer waren.«
»Ich muss zugeben, deine Theorie hat Charme.« Ich schüttelte dennoch den Kopf. »Glauben will ich sie trotzdem nicht. Aber wir verfolgen diese Spur.«
Ich stand auf und griff nach meinem Jackett, als das Telefon klingelte. Es war Diana Lawrence aus dem technischen Labor.
»Jerry, wir haben jetzt die endgültigen Ergebnisse der Untersuchung zu den Ausweisdokumenten von Rodrigo Sanchez-Alvarez.«
»Okay. Und?«
»Der Mann hat lupenrein echte Papiere bei sich gehabt. Nix gefälscht. Die haben nicht mal einen Kratzer. Und abgelaufen sind die auch nicht.«
»Ist gut, Diana. Danke.«
Ich setzte Phil in Kenntnis, aber der winkte ab. »War doch klar. Roddy ist doch US-Bürger. Der braucht nicht mit falschen Papieren zu hantieren.«
Ich nickte. »Komm mit, Partner. Wir treffen Mister Martin Jenderson vom State Department. Der hat uns auch noch was zu erzählen. Behauptet er jedenfalls.«
***
Jenderson, der eigentlich im State Department in Washington beschäftigt war, hielt sich wegen irgendeiner Wirtschaftskonferenz in New York auf. Aus diesem Grund konnten wir kurzfristig ein Treffen vereinbaren.
Zu meinem eigenen Erstaunen fand ich einen Parkplatz ganz in der Nähe des Eingangs zum Central Park, den Jenderson als Treffpunkt vorgeschlagen hatte.
Der Mann war übervorsichtig, aber das war vielleicht auch wichtig in seinem Job.
Der Novemberwind blies schon ziemlich kühl, obwohl der Himmel strahlend blau war und die Sonne die Stadt in helles Licht tauchte.
Ich erkannte Jenderson sofort wieder, und seinen Begleiter mit dem schweinsäugigen Gesicht hatte er auch wieder im Schlepptau.
»Da ist ja auch mein Freund«, meinte Phil und stieß mich an.
»Sehe ich, aber tu mir den Gefallen und bleib freundlich, ja?«
»Keine Sorge, Jerry, der Kerl weiß sowieso schon, was ich von ihm halte.«
Wir überquerten die Straße und gingen schnellen Schrittes auf die beiden Männer vom Außenministerium zu.
Jenderson machte auch aus der Nähe einen guten Eindruck. Sein Händedruck war fest, seine braunen Augen strahlten sowohl Entschlossenheit als auch Freundlichkeit aus.
»Ich freue mich sehr, dass Sie es möglich machen konnten, uns zu treffen«, sagte er und gab auch Phil die Hand.
Sein Mitarbeiter Halladay sagte nichts und behielt seine Hände in den Taschen seines langen dunkelgrauen Mantels.
»Gehen wir ein paar Schritte!«, schlug Jenderson vor und wir wandten uns dem Central Park zu.
»Was war so wichtig, dass Sie es uns nicht am Telefon sagen wollten, Mister Jenderson?«, begann ich gleich, nachdem wir eine Gruppe Spaziergänger passiert hatten. »Was bereitet Ihnen Kopfzerbrechen?«
»Nun«, antwortete Jenderson, der seinen Blick fest auf den asphaltierten Weg
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