2949 - Hass, der niemals endet
Es war riskant, aber June sah keinen anderen Ausweg.
Kaum öffneten sich die Türen des Lifts, stürmte sie mit gezückter Waffe an erschrockenen Patienten und Besuchern vorbei, um über die Treppe in die Tiefgarage zu gelangen. Für June lief die Zeit unerbittlich ab, und dennoch verstrich kaum mehr als eine Minute, bevor sie die Tür zum Parkdeck aufstieß. Ihr Blick erfasste ihren Partner, der immer noch unverändert am Boden lag. Dann bemerkte sie zwei Cops, die sich vorsichtig Blairs Position näherten. Es wurde Zeit einzugreifen.
»FBI!«
Kaum hatte June gerufen, wirbelten die Officers herum. Sie hielten ihre Pistolen schussbereit in den Händen. June hatte ihre Marke gut sichtbar am Revers der Jacke angebracht und stand mit voller Absicht unter der Lampe an der Tür. Die Cops mussten jetzt Farbe bekennen. Als sich die Mündung der einen Waffe leicht anhob, warf June sich zur Seite und tauchte hinter einem Cadillac Deville ab. Unter dem Einschlag der Projektile zerplatzten die Seitenscheiben der Limousine, sodass Glasscherben auf June herabregneten.
June schob sich zum Heck des Cadillac und erwiderte das Feuer. Auf einmal krachte Blairs SIG und einer der Cops torkelte gegen einen Van. Er presste seine Hand auf die getroffene Schulter und starrte überrascht auf den farbigen Agent.
»FBI! Waffen fallen lassen«, rief June.
Sie hatte sich erhoben und zielte auf den zweiten Cop, der sich urplötzlich in der Zwickmühle befand. Ein Motor brüllte auf und June glaubte zu wissen, wer mit quietschenden Reifen die Tiefgarage verließ. Bevor sie jedoch an die Verfolgung von Detective Earls denken konnte, mussten sie die korrupten Cops festnehmen.
»Letzte Aufforderung. Waffen weg!«, rief June.
Der unverletzte Officer erkannte die Aussichtslosigkeit seiner Lage und kam der Aufforderung nach. Als June sich ihm vorsichtig näherte, jagten zwei SUV mit eingeschaltetem Blaulicht in die Tiefgarage: Die gewünschte Verstärkung traf ein. Mit wenigen Worten schilderte June die Situation und überließ den Kollegen die Aufsicht über die Cops. Zusammen mit Blair rannte sie zum Dodge Nitro und nahm die Verfolgung von Detective Earls auf.
»Agent Clark hier. Können Sie mir verraten, mit welchem Wagen Detective Earls die Tiefgarage verlassen hat?«, fragte sie.
Während Blair den Wagen mit eingeschaltetem Blaulicht und heulender Sirene durch den dicht fließenden Verkehr lenkte, sprach June erneut mit dem Sicherheitsdienst des Krankenhauses. Die Antwort kam prompt und ließ June einen Moment verblüfft schweigen.
»Earls steht offenbar zu sehr unter Druck. Er hat Rebecca Carmichael mit seinem Dienstwagen entführt«, stieß sie hervor.
Blair schüttelte ebenfalls den Kopf, während June in der Leitstelle des NYPD einen Fahndungsaufruf auslöste. Die Kollegen glaubten zuerst an einen Irrtum, als June die Daten des Dienstwagens nannte. Doch nach der Bestätigung erhielt sie schon wenige Augenblicke später die erste Standortmeldung. Die Flucht von Earls würde nicht lange dauern.
»Er ist kein Anfänger, June. Earls kennt die Abläufe und muss einen Plan haben. Er flieht ganz bestimmt nicht kopflos«, warnte Blair.
Sie würden es bald erfahren. Vorerst kamen sie mit Hilfe der Kollegen aus der Leitstelle dem Wagen des Detective zügig näher.
***
Ich hatte eine heiße Dusche genommen und war gerade dabei, mich anzuziehen, als es hartnäckig an der Tür meines Hotelzimmers klopfte. Ich öffnete in der Annahme, dass Phil mich zum Abendessen abholen wollte.
»Ich weiß jetzt, wo Moloney sich versteckt«, sagte Erin.
Sie schob einen sichtlich nervösen jungen Mann mit braunen Haaren und hellblauen Augen in mein Zimmer, ohne sich lange mit einer Begrüßung aufzuhalten. Da wir unser Abendessen vermutlich verschieben mussten, holte ich Phil zu der überraschenden Besprechung hinzu.
»Das ist Ian. Er ist Officer auf dem Revier in Killaloo«, erklärte Erin.
Der junge Kollege des Sergeant war zwar auch ein Katholik, aber kein Anhänger der radikalen Nationalisten. Seitdem er sich in eine Frau aus einer protestantischen Familie verliebt hatte, drangsalierten ihn seine früheren Freunde bei der Polizei.
»Das kann nicht ewig so weitergehen, Agent Cotton. Moloney streut das Gift aus, und viele junge Menschen nehmen es auf. Wenn wir nicht bald gegensteuern, stehen wir vor dem gleichen Konflikt wie in den Sechzigern oder Siebzigern. Das wollen Mary und ich nicht«, sagte Ian.
Mehr und mehr legte er seine Scheu ab. Ian hatte
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