297 - Die Zeit läuft ab
Erliegen.
»Und da habt ihr euch entschlossen zu kämpfen!«, schlussfolgerte Aruula.
Jola nickte. »Wir hatten es schon vorher versucht. Aber der Solnosc ist gerissen. Neben seinen Waffen hat er ein weites Netz aus Informanten und Spitzeln, die ihm immer wieder Dinge über uns zutragen. Wo unsere Schlupfwinkel und Lager sind, zum Beispiel.«
Ein Pochen von außen gegen die Tür unterbrach die junge Frau. Wie vom Donner gerührt ruckten alle Köpfe zu der verriegelten Metallplatte herum. Wieder klopfte es, lauter, drängender.
»Aufmachen!«, brüllte eine kehlige Stimme. »Wir sind Soldaten des Solnosc. Ihr sitzt in der Falle, Bunker-Abschaum! Wenn ihr euch nicht freiwillig ergebt, räuchern wir euch aus!«
Ein rothaariger Mann, der auf einem der Tische gesessen hatte, fluchte leise. »Man hat uns verpfiffen!«, flüsterte er. »Irgend so ein Piig hat uns wohl doch beobachtet, wie wir hier reinspaziert sind…«
»Wie gut, dass wir auf so etwas vorbereitet sind«, murmelte ein anderer aus Jolas Trupp. Er stand auf, ging hinüber zu der schwarz angestrichenen Wand und schlug mit dem Kolben seines Gewehrs auf die Fläche.
Die Wand fiel raschelnd in sich zusammen wie eine zertrümmerte Glasscheibe.
»Was…?«, machte Xij.
»Verputzte Folie«, grinste Jola, erhob sich und winkte sie zu der entstandenen Öffnung, hinter der sich ein Gang auftat. »Schnell, rein da! Der Tunnel führt in einen weiteren Kellerraum mit Anschluss an die Kanalisation. Wenn wir erst dort sind, ist es ein Kinderspiel, die Soldaten des Solnosc abzuhängen!«
Matt, Aruula und Xij erhoben sich und folgten den Widerständlern. Ein leeres Gemäuer tat sich vor ihnen auf, an dessen hinterer Wand eine weitere massive Stahltür auf sie wartete. Der Rothaarige ging voraus und riss die Metallstange, die den Durchlass von dieser Seite aus gegen Eindringlinge aus der Kanalisation blockierte, aus der Halterung. Schnell hasteten sie hindurch, und als alle bis zu den Knien im brackigen Abwasser Waarzas standen, verschloss der Mann die Tür auf dieselbe Weise wieder von der Kanalseite aus.
Es stank erbärmlich in dieser Kloake - aber sie hatten schon Schlimmeres erlebt. Matt sah nach links, wo Aruula ebenfalls durch den Mund atmete. Rechts neben ihm war Xij weniger zimperlich: In einem Schwall erbrach sie sich gegen die Wand und wankte kreidebleich hin und her.
»Alles klar bei dir?«, flüsterte Matt ihr zu, doch die junge Frau winkte ab.
»Mir fehlt nichts. Hab mir wohl an irgendwas den Magen verdorben.«
Matt sah sie skeptisch an und hoffte, dass das auch stimmte. Xij war ja schon seit ein paar Tagen etwas kränklich. Nicht, dass sich der verdorbene Magen als ausgewachsene Magen-Darm-Grippe entpuppte.
»Los, weiter!« Jola war schon ein paar Schritte im Kanal vorausgeeilt und winkte ihnen mit der wieder eingeschalteten Taschenlampe zu. »Aufschließen! Wenn wir uns verlieren, dann seid ihr hier unten rettungslos verloren.«
Das Abwasser erschwerte das Gehen in der Mitte des Kanals, aber bald hatten sie wieder zum Rest der Gruppe Anschluss gefunden.
Matt schaute nach rechts und links und bemerkte verblüfft, dass es hier keine erhöhten Trittrinnen gab. Normalerweise waren die gemauerten Erhöhungen dazu da, dass man sich trockenen Fußes durch die unterirdischen Gewölbe bewegen konnte. Hier hatte man es entweder schlicht und einfach vergessen, oder die Suppe stand so hoch im Kanal, dass die Rinnen ebenfalls überspült waren.
Er wollte gerade Jola darauf ansprechen, als diese sich ihm zuwandte. »Ich habe dich noch gar nicht gefragt, warum du eigentlich hier bist, Maddrax. Kamst du zufällig vorbei, oder hat deine Reise nach Waarza einen bestimmten Grund?«
»Sowohl als auch«, antwortete Matt und entsann sich des ursprünglichen Gedankens, weswegen sie hier Zwischenstation gemacht hatten. »Unser Luftschiff könnte Nachschub an Wasserstoff-Flaschen gebrauchen«, sagte er.
Jola überlegte einen Moment. »Wasserstoff, sagst du? Ich glaube, wir haben tatsächlich noch ein paar Flaschen…« Sie stieß einen leisen Pfiff aus und der Trupp hielt inne.
Gespannt lauschten sie, ob sie verfolgt wurden. Tatsächlich hörten sie Wasser platschen und ärgerliche Rufe, die wohl von den Solnosc-Soldaten stammten, aber die Geräusche waren so weit entfernt, dass sich selbst auf diese Distanz die Töne nur unwesentlich verstärkten. Wahrscheinlich hatten sich die Gegner schon hoffnungslos verirrt.
Der Rothaarige kam vom Ende ihres Trupps nach vorne
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