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298 - Beim Ursprung

298 - Beim Ursprung

Titel: 298 - Beim Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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gewaltig heiß. Schnell standen dem Mädchen Schweißperlen auf der Stirn. Er selbst vermochte die Hitze nicht mehr zu spüren. Seine Haut und sein Fleisch bestanden aus einer unempfindlichen bionetischen Masse. Ebenfalls ein Imitat…
    Feuer prasselte, Gebläse lärmten, Walzen ratterten, Männer riefen einander Anweisungen zu. Hinter Kroow begannen sie den Wakudakarren abzuladen und die Einzelteile des Bohrturms in die Halle zu schleppen. Er ging auf den Hochofen zu. Der stand offen und die weiße Glut in seinem Inneren blendete Kroow.
    Das reicht aus , meldete sich das Koordinator-Bewusstsein in seinem Hinterkopf zu Wort. Die Temperaturen sind hoch genug, um jeden Stein zu verflüssigen. Du weißt, was du wissen musst. Verschwinden wir von hier.
    Erst muss ich sichergehen, dass die Temperatur im Hochofen auch morgen Abend hoch genug sein wird , formulierte Crow in Gedanken.
    Ein Mann vor einer dampfenden Wanne voller frisch gewalzter Bleche fuchtelte besonders heftig und rief besonders laut. Der Vorarbeiter. Bis auf Lederschürze und Lendenschurz war er nackt. Kroow ging zu ihm.
    Ann Drax bekam die Hitze nicht - sie griff in ihren Nacken und zerrte an dem Tentakel. »Lässt du das wohl sein?« Crow packte ihr Handgelenk und presste es zusammen, bis sich ihr Gesicht schmerzlich verzog. Gleichzeitig jagte er einen strengen Gedankenimpuls in ihr Hirn. Sofort sanken Anns Schultern herunter und ihre trotzigen Gesichtszüge erschlafften. Stumm schlurfte sie hinter Kroow her.
    Was macht dich so sicher, dass ihr Vater hier auftauchen wird? Wieder das Koordinatorbewusstsein.
    Das Steinwesen diktiert ihm schon seit Monaten seine Lebensumstände und seine Lebenswege , gab Crow zurück. Weil er inzwischen beim Vorarbeiter angekommen war, wurde der auf ihn aufmerksam und sah ihn verwundert an. Dazu kommt seine Neugier , fuhr Kroow in Gedanken fort. Drax will das Rätsel des Steinwesens um jeden Preis lösen.
    »Dir ist es zu heiß hier drin, nicht wahr, Kindchen?« Voller Anteilnahme beugte sich der Vorarbeiter zu Ann hinunter. Damit kam er für Kroow in die richtige Position. Eine Sekunde später traf ein Tentakel seinen Nacken und bohrte sich in sein Fleisch.
    »Es ist alles in Ordnung, verstanden?«, ließ Crow den Mann wissen. »Und jetzt hör zu: Der Hochofen wird morgen den ganzen Tag befeuert, bis in die Nacht hinein. Ist das klar?«
    »Ja, Herr.« Der Vorarbeiter nickte.
    Kroow wollte sich schon abwenden, da fiel sein Blick auf die Handschuhe des Vorarbeiters. Er wies darauf: »Gib mir die!«
    Der Mann gehorchte. Crow zog den Tentakel zurück, drehte sich um und steuerte das Tor an. Ann überholte ihn und spannte damit den Tentakel. Sie wollte raus aus der Gluthitze und in die Kühle der Nacht. An den Arbeitern vorbei verließ Kroow die Gießerei.
    Drax wird kommen, verlass dich drauf , setzte er das Gespräch mit seinem zweiten Ich fort. Erstens mischt er sich überall ein; das ist schon krankhaft bei dem Kerl. Und zweitens wird er nach seinem Kind suchen. Mit Ann haben wir ein perfektes Druckmittel gegen ihn in der Hand. Crow verkürzte den Tentakel und riss das Mädchen an sich heran. »Wirst du wohl endlich bei mir bleiben, dummes Gör?«
    Als er ins Dorf zurückkehrte, standen rund um den Dorfplatz junge Birken in Eimern, deren Kronen mit bunten Bändern behangen waren. Mitten auf dem Platz ragte eine Stele aus weißem Gestein auf. Crow selbst hatte die tonnenschwere Säule dort hingeschleppt. Jenny Jensen und Leonard hatten ihn darum gebeten. Hier sollte Mutter vor der Vereinigung mit dem Ursprung deponiert werden. Die Vorfreude stand in allen Gesichtern geschrieben, in die Crow auf dem Weg zum Zelt blickte. Morgen Abend sollte die Feier beginnen und bis in die späte Nacht hinein dauern.
    Die ersten Stein-Jünger verzogen sich in ihre Hütten. Sie waren erschöpft von der Arbeit. Einige ganz Fanatische legten sich sogar vor dem Zelt zur Ruhe, in dem Mutter aufbewahrt wurde. Sie wollten es sich nicht nehmen lassen, die letzte Nacht vor dem Zelt ihres heißgeliebten Steines zu verbringen.
    Crow selbst zog sich mit Ann zurück. Lady Victoria hatte ihm als Dank für seine Verdienste eine Hütte räumen lassen. Da sie ganz in der Nähe von Mutters Zelt stand, hatte er das Angebot dankbar angenommen.
    Crow zwang das Mädchen, sich auf das provisorische Bett zu legen, und befahl ihm zu schlafen. Nachdem Anns regelmäßiger Atem davon kündete, dass sie eingeschlafen war, löste er behutsam den Tentakel aus ihrem

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