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298 - Beim Ursprung

298 - Beim Ursprung

Titel: 298 - Beim Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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in einem tiefen Seufzer Luft. Sie riss ihn wild an sich und klemmte seine Taille zwischen ihren Schenkeln fest. So tanzten sie den Reigen der Liebe. Und es blieb nicht bei diesem einen Tanz.
    Danach lagen sie erschöpft Rücken an Brust. Matt hielt Aruula von hinten umschlungen und sein Glück war vollkommen. Er beglückwünschte sich wohl zum tausendsten Mal, ausgerechnet dieser Frau begegnet zu sein, als der Zeitstrahl ihn elf Jahre zuvor aus seiner Welt in die ihre riss.
    Das waren dann die Augenblicke, in denen selbst ein Realist wie Matthew Drax an schicksalhafte Fügung, ja an einen Gott glauben wollte.
    Fast eine halbe Stunde des glücklichen Beisammenliegens verging, bevor Matt sich räusperte.
    »Wir müssen ein Treffen einhalten«, erinnerte er seine Partnerin und küsste sie sanft.
    Aruula seufzte. »Und wenn wir sagen, wir hätten uns verlaufen?«
    »Ich glaube, sie würden uns durchschauen« , grinste Matt. Er stemmte sich hoch. »Na komm, lass uns weitergehen. Bis zu PROTO können es nur noch ein paar Minuten sein.«
     
    Tatsächlich erreichten Matt und Aruula die Ruine, unter der der Radpanzer begraben stand, kaum sechs Minuten später. Um PROTO zu tarnen, hatte er ihn damals mitten hinein in das Gebäude gefahren, das über ihm zusammengebrochen war. Die anderen hatten dann einen Tunnel zur Dachluke freigelegt, durch die er den Panzer verlassen hatte.
    Matt Drax schaltete seine Stablampe ein und beleuchtete den Schuttberg. Der Panzer stand zweifellos noch immer unter den Trümmern - aber etwas war anders. Irgendjemand hatte abgerissenes Gestrüpp in den Tunneleinstieg gestopft und ihn damit getarnt!
    »Jemand war hier!«, stellte auch Aruula fest. Das Laub war welk, es musste also schon ein, zwei Wochen alt sein, wie die Kriegerin von den Dreizehn Inseln bemerkte. Aber es hatte sich noch nicht vollständig von den Zweigen gelöst. »Vor nicht mehr als fünf Wochen«, schloss sie.
    Matt richtete den Lichtbalken auf eine auffällige Spur im Staub, der über den Felsbrocken lag: die Abdrücke menschlicher Schuhe!
    Sorgfältig untersuchte er die beiden am besten erhaltenen Fußspuren. Sie waren viel zu klein, um von einem Erwachsenen zu stammen. Waren Kinder hier gewesen? Kinder aus dem Hüttendorf?
    Matt gab die Lampe an Aruula und ließ sich in den engen Schacht hinab. Dann griff er hinauf und ließ sich die Lampe wieder reichen. Auch hier unten, direkt auf der Hülle des Panzers, gab es Fußspuren. Sie schienen alle vom selben Stiefelpaar zu stammen, denn sie glichen einander wie ein Ei dem anderen.
    Der Lichtstrahl fiel auf eine Stelle bei der Periskoptrommel in der linken Dachmitte: Dort klemmte etwas Helles zwischen den Steinen! Matt runzelte die Stirn.
    »Maddrax?« Aruulas Stimme hallte durch den Schacht. »Hast du was gefunden? Soll ich nachkommen?«
    »Nein, es wäre zu eng für uns beide«, wehrte er ab. »Hier unten sind weitere Fußspuren. Und noch etwas…« Er duckte und reckte sich nach dem hellen Etwas. Jetzt sah er es deutlicher - es war ein gefaltetes Blatt Papier!
    Er zog es mit spitzen Fingern aus dem Geröll, ließ sich auf das Panzerdach sinken und faltete das Blatt auseinander. Auf einmal schlug sein Herz schneller. »Es ist ein Brief!«, rief er nach oben, und seine Stimme klang plötzlich belegt.
    Es waren zwei Bögen. Er strich den ersten im Staub auf dem Panzer glatt. »Ein Plan des Dorfes«, sagte er atemlos. »Hütten sind eingezeichnet, ein Platz, Zelte, die Halle…«
    »Von wem mag der sein?«, fragte Aruula von oben.
    »Hier ist noch ein Blatt. Beide Bögen sind aus einer Art Notizbuch herausgetrennt worden.« Er strich auch den Brief glatt. »Kinderschrift, so weit ich es beur…« Der Atem stockte ihm. »Ann! Der Brief ist von Ann!«
    Matt war wie elektrisiert. Er beugte sich über die Zeilen und überflog sie. Sie waren voller Fehler, aber verständlich.
    »Bitte, lies laut, Maddrax!«
    »Moment, ich komme nach oben.«
    Er nahm den Brief und die Lampe, stand auf und kletterte aus dem engen Schacht. Aruula half ihm auf den Geröllberg. »Los, lies schon!«, drängte sie.
    »An meinen Dad«, begann er mit belegter Stimme und sah zu Aruula auf. »Sie wusste, dass ich ihren Brief finden würde! Kluges Kind!«
    »Weiter!«
    Er räusperte sich und blinzelte die Tränen weg, die ihm in die Augen gestiegen waren. »Vor drei Tagen bin ich aus dem Dorf weggelaufen. Wetten, Pieroo sucht mich nicht mal? Er hat sich so verändert! Alle aus Corkaich haben sich verändert, auch

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