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3. Die Connor Boys: Diese Nacht kennt kein Tabu

3. Die Connor Boys: Diese Nacht kennt kein Tabu

Titel: 3. Die Connor Boys: Diese Nacht kennt kein Tabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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seinen Koffer und ging damit die Treppe hinauf.
    Er war kaum oben angekommen, da klingelte das Telefon schon wieder. Das Geräusch war ganz in der Nähe, also gab es hier im ersten Stockwerk auch einen Anschluss. Er hatte bloß keine Ahnung, in welchem der vielen Zimmer. Als das Telefon erneut klingelte, ging er einfach dem Geräusch nach, stolperte in einen Raum und tastete im Dunkeln nach dem Apparat. Er fand ihn schließlich auf einem Nachttisch.
    „Mr. Connor? Michael Connor?"
    „Ja, der bin ich." Mit den Fingern stieß er gegen eine Keramiklampe und hätte sie fast umgeworfen, als er nach dem Schalter suchte, um Licht zu machen. Die aufgeregte Stimme der Anruferin weckte seine Neugier. Keines der bisherigen Telefonate war vollkommen unerwartet gewesen. Jedoch dieses.
    Er hatte nicht die geringste Ahnung, warum eine Unbekannte ihn sprechen wollte und sich die Mühe machte, ihn hier aufzuspüren. Ihre Stimme klang leicht atemlos, ein bisschen nervös, etwas tief, weiche Altlage. Ganz automatisch spielte er sein übliches Spiel. Er dachte gar nicht nach, die Bilder drängten sich ihm einfach auf. Braunes, kurzes Haar, braune Augen, schlicht. Mitte Zwanzig. Auf jeden Fall jung, nicht sehr groß und bestimmt so eine von denen, die ein süßliches, blumiges Parfüm benutzen. Kleidung hochgeschlossen bis zum Hals, mit kleinbedrucktem Muster. Saumlänge bis über die Knie. Richtig schüchtern.
    „...es tut mir schrecklich leid, dass ich Sie störe. Sie kennen mich ja nicht. Ich heiße Simone Hartman." Sie zögerte. „Schätzungsweise sagt Ihnen das aber nicht sehr viel, oder?"
    „Leider nicht." Fast hätte er noch „Schätzchen" hinzugefügt, doch im letzten Moment hielt er sich zurück. Seine sechzigjährige Sekretärin, Roberta, hatte ihm erst kürzlich beigebracht, was alles zu sexueller Belästigung zählte, und behauptet, selbst ein Urmensch wäre in der Lage, das zu leinen. Niemals sollte er einer weiblichen Angestellten sagen, dass sie hübs ch sei, sonst könne sie auf den Gedanken kommen, er hätte sie eingehender betrachtet. Er sollte einer Frau nie auf die Schulter klopfen, gleichgültig wie gut sie gearbeitet habe. Er sollte auch nicht lauter sprechen als unbedingt nötig, denn wenn er laut würde, erschrecke er die Frauen zu Tode. Und auf keinen Fall dürfe er eine Frau „Schätzchen" nennen - selbst wenn sie wie ein kleiner Schatz aussähe. „Kenne ich Sie? Haben wir irgendeine Verbindung?"
    „Es wäre möglich, dass Sie meinen Namen schon mal gehört ha ben. Ja, weil... bei uns gibt

es eine Verbindung, eine familiäre Ver bindung, aber... was soll ich sagen? Das ist am Telefon so schwer zu erklären. Ich wusste gar nicht, wie ich Sie erreichen konnte. Ich habe die Maklerin angerufen, aber Sie wollte mir nicht Ihre Telefonnummer geben, also die Nummer, wo Sie wohnen. Die Frau hat mir nur gesagt, dass Sie diese Woche herkommen würden."
    „Fein. Sie haben mich jetzt am Apparat, und ich weiß immer noch nicht, was Sie von mir wünschen." Michael hielt es für wenig wahrscheinlich, dass sie eine „ familiäre Verbindung" hatten. Hätte er die weiche Altstimme schon mal gehört, würde er sich daran erinnern. Er stieß mit den Fingern in etwas Franseliges und verhedderte sich darin. Er kämpfte noch immer mit der Lampe. Bislang stand es drei zu null für die Lampe. Im Raum war es stockfinster, der Wind fegte durch jede Ritze, und Michael verlor allmählich die Geduld mit der Gesprächspartnerin, dem Haus und am meisten mit dieser verflixten Lampe.
    „Es gibt da eine gewisse Verbindung zwischen uns durch Ihren Großvater. Der, der in den dreißiger Jahren das Haus gekauft hat. Ich bin doch da nicht bei der falschen Familie gelandet, oder? Sie sind doch mit Benjamin Connor verwandt?"
    Die Lampe ging im selben Moment an, als sie den Namen seines Großvaters aussprach. Das war sehr ungünstig. Michael konnte sich zum ersten Mal im Schlafzimmer umschauen. Seine Brüder hatten erwähnt, dass es ein Zimmer für sich sei, aber er hatte nicht gewusst, was für eine Lasterhöhle ihn erwartete. Donnerwetter. Die Nachttischlampe mit dem Fransenschirm spendete nur schwaches Licht, das kaum bis in die Ecken reichte, aber dennoch sah er die roten Samtvorhänge, das Sofa und das riesige Bett auf dem Podest, so breit, dass ein Harem darauf Platz gehabt hätte .
    „Mr. Connor, sind Sie noch da?"
    „Ja, mmh."
    „Und Benjamin Connor war Ihr Großvater?"
    „Ja." Nicht, dass er die Blutsverwandtschaft gern zugab.

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