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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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greift tastend nach seiner Hand, spürt den Druck und glaubt, daß auch er glücklich ist.
    Fritz Lange kennt sich auf einmal nicht mehr aus. Die Konturen von Licht und Schatten, von Neigung und Laune, von Zucht und Natur verwischen sich in seinem Bewußtsein. Man hat ihn in dieses Heim kommandiert, damit er seine Pflicht erfüllt. Man sagte ihm, daß es notwendig sei und daß es keine Bedenken gäbe. Die Bedenken nähme der Reichsführer alle auf sich. Einer für alle ...
    Und nun sieht er in dieses Gesicht und kommt sich schäbig 97
    vor. Befehl? Ohne Rücksicht darauf, ob es sich um ein MGNest oder um ein Mädchen handelt? Stellung wird genommen
    ... die Toten läßt man liegen. Der junge Offizier fühlt die Grenzen der Heeresdienstvorschrift. Er ist ein typisches Opfer der Zeit. Beim Parademarsch streckt er die Beine aus, ohne zu überlegen, was seine Stiefel zertreten. Aber hier macht er sich Gedanken. Wegen Lotte. Um Lotte.
    »Ja«, sagt er, »wir haben uns hier als ... freie Menschen getroffen ...«
    »Und gefunden«, ergänzt das Mädchen.
    Lange sucht nach einem Anfang. Vor Verlegenheit drückt er Lottes Hand. Sie mißversteht es und gibt den Druck zurück.
    »Ich meine«, fährt er rauh fort, »wir haben gewußt, wozu wir uns hier ... ich meine ...«
    Lotte betrachtet versonnen ihre Schuhspitzen.
    »Ich hätte es nie geahnt«, antwortet sie leise, »ich bin so ... so glücklich ...«
    Sie möchte ihm alles erklären. Das Glück ist schneller als ihre Zunge. So sagt sie sich alles nur selbst. Lotte möchte dem Führer danken und Fritz küssen. Sie war auf ein Leben im Gleichschritt gefaßt und fühlt nun, wie ihr Herz aus der Reihe tanzt. Und daß es dabei keinen Widerspruch gibt, ist ein Wunder für sie. Sie fühlt sich einig mit ihm, dem Führer und dem Volk. Zärtlich legt sie ihre Arme um seinen Nacken.
    »Fritz«, sagt sie, »weißt du, was das Schönste wäre?«
    Der Mann strafft seinen Hals. Er spürt das Gewicht Lottes. Und es zieht, zerrt.
    »Nein«, antwortet er beklommen.
    »Wenn wir ... wenn du ... schon gleich hier ...«
    »Was?« fragt Lange dumpf.
    Lotte lächelt. Ihre Lippen formen Hoffnung und Zweifel, Koketterie und Sehnsucht. Ihre Augen glänzen. 98
    »Wenn wir ... auch hier ... heiraten würden ...«
    Untersturmführer Lange löst langsam die Arme von seinem Nacken. Sein Mund hängt zwischen zwei harten Falten. Es muß sein, sagt er sich, ich muß ihr alles sagen. Verdammt, überlegt er, das ist ja fast wie an der Front, wenn man zwischen die Reihen Wehrloser hineinknallen muß ...
    »Nein«, antwortet er Lotte so schonend wie möglich. Aber er weiß in diesem Moment: ob man zärtlich am Abzug zieht oder hart, deshalb tötet der Schuß genauso gemein.
    »Nein, Lotte ...«, würgt er an den Worten, »das können wir nicht ...«
    Sie sieht ihn an. Ihr Lächeln gerinnt. Ihre Schultern zucken hilflos.
    »Nein?« fragt sie leer.
    Seine trockene Zunge fährt über die rissigen Lippen.
    »Du hast mich ... du hast mich vorhin nicht richtig verstanden ... wir haben doch gewußt ... was wir hier ...«
    Auf einmal überzieht sich Lottes Gesicht wie mit einer zweiten Haut, die alt, runzelig, pergamenten wirkt.
    »Ach was«, sagt der Untersturmführer mit einem dummen, fahlen Lächeln, »komm, Mädchen, das verstehst du doch?«
    »Nein«, entgegnet Lotte leise, »das versteh ich nicht ... hast du ... mich denn nicht...?«
    »Doch, das schon ... aber ...«
    »Aber?« fragt sie ruhig.
    Fritz Lange platzt brutal heraus:
    »Ich bin schon verheiratet.«
    Lotte nickt, mechanisch, tapfer und langsam. Wie gelähmt. Nickt und schluckt. Pferde nicken so, wenn sie die Peitsche spüren, unter dem Joch. Ihr Atem verkürzt sich. Bekommt Ton und Farbe. Zerhackt die Silben:
    99
    »Ich ... ich verstehe ...«
    Sie nickt wieder und geht weiter. Der Weg ist lang.
    »Ich verstehe ...«, sagt sie ein zweites Mal. Ihr Atem wird noch kürzer. Fuß vor Fuß, denkt sie, nicht schwanken. Das gibt es nicht! So etwas kann der Führer nicht wollen! So ein Geschenk, daß ich ... denkt sie. Ihre spitzen Zähne verbeißen sich in die Unterlippe.
    Fritz Lange versucht den Arm um ihre Schultern zu legen und sie tapsig an sich zu ziehen.
    Die Erde dreht sich unter Lottes Füßen. Die Bewegung schraubt sie förmlich in den Boden hinein.
    »Laß mich«, sagt sie.
    Dann läuft sie weg, zerschlagen, zertreten, gescheitert. Doris hörte Schritte vor ihrer Türe, die plötzlich stehenblieben. Klaus, dachte sie. Da klopfte es. Er trat ein,

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