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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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...«
    »Nichts werden sie ... was meinst du, was geschieht, wenn die Wehrmacht ... die Luftwaffe ... wenn das Volk von dieser wahnwitzigen Entartung erfahren?«
    »Und wie sollen sie es erfahren?« unterbrach ihn das Mädchen ruhig.
    »So etwas läßt sich nicht geheimhalten«, versicherte der Fliegeroberleutnant.
    »Hoffentlich ...«, erwiderte Doris bange.
    Dann schlugen die Flügel der Nacht wieder über ihnen zusammen. Der Traum wurde zur Gegenwart und die Gegenwart zum Traum. Die Sehnsucht erfüllte sich. Doris und Klaus brauchten nicht miteinander zu sprechen, um sich zu verstehen. Sie fühlten besser, was sie einander zu sagen hatten, als es Worte vermocht hätten. So erfaßten sie, daß sie ihr ganzes bisheriges Leben nur füreinander gelebt hatten; daß sie sich gefunden hatten, weil sie reif waren; daß sie ihre Gefühle erst richtig begreifen konnten, als sie sich erfüllt hatten ... Und dieses Bewußtsein war stärker als die bescheidenen Stationen ihres Daseins: als das Lagerfeuer am Waldrand; als die Jugendheißen Lieder; als die lodernden Flammen der Fackelzüge; Ist der Glaube an den Führer; als der wütende Drang, sich für das Vaterland zu bewähren; als der versponnene Wahn vom eigenen Heldentod ...
    106
    Diese Ideale verbrannten im Hochofen des Glücks, blieben schale Schlacken. Parolen verkohlten. Verirrungen wankten, Schlagwörter stürzten ein. Auf einmal hatten sie Augen, die sahen, und Ohren, die hörten.
    Irgendwann in der Nacht erwachte Doris, sah den Schatten von Claus neben sich. Er war ihr so vertraut, als wäre er immer hier gewesen. Sie richtete sich vorsichtig auf und betrachtete ihn. Ihre Liebe stand Wache.
    Langsam faltete Doris die Hände wie zum Gebet... 107
    7. KAPITEL

    Der Morgen beginnt mit Kernspruch, Malzkaffee und Hausklatsch. Dann, wie jeden Morgen punkt zehn Uhr, werden unter der polternden Regie des Heimleiters die Stühle zusammengeschoben. Der Frühstückssaal verwandelt sich in einen Unterrichtsraum. Tratsch wird zur Wissenschaft, Liebe zur Züchtung und der Mensch zur Formel.
    Die donnernde Rede des SS-Sturmbannführers WestroffMeyer umsäumt verantwortungsloses Treiben mit salbungsvoller Berechtigung. Er schreitet vom Massenwahn zum Rassenwahn. Die Kreide in seiner kurzgliedrigen Hand ächzt über die Schultafel, die 50 jungen Menschen die Aufhebung aller Naturgesetze begreiflich machen soll. Die Lehre des Heimleiters ist simpel und falsch. Ehe ist Zufall und der Zufall verwerflich. Züchtung ist Gebot und Gebot ist Befehl. Auslese ist Tat, und die Tat soll marschieren ...
    »In hundert Jahren«, schleudert der Heimleiter in den Raum,
    »gibt es in Europa nur noch die nordische Rasse ... Was nicht zu ihr gehört, wird absorbiert oder vernichtet ...«
    Du Vollidiot, denkt Hauptsturmführer Kempe feixend. Fang doch bei deiner schwarzhaarigen Sekretärin an ... Oder besser: melde dich, du Feigling, in meine Pionierkompanie, dann absorbiert dich der Iwan ... Wer soll deinen Quatsch denn ernst nehmen?
    »Wir züchten den blonden Menschen«, doziert WestroffMeyer weiter, »wir schaffen das Kind mit den blauen Augen ... Wir führen unser Volk wieder zur ursprünglichen Rassereinheit zurück ... Wir schalten das minderwertige Blut aus ... Wir werden ein Volk von Herrenmenschen!«
    Vor allem du, überlegt Klaus Steinbach. Die Verachtung zieht seine Lippen auseinander. Warum steht keiner auf, 108
    warum schlägt ihm keiner ins Gesicht? ... Beinahe erschrocken fragt sich der Luftwaffenoffizier im nächsten Moment: warum tue ich es nicht? Warum? Und zum erstenmal spürt er Scham, weil er es nicht wagt, offen seine Meinung zu vertreten. Klaus lehnt sich zurück. Thesenerhärtung durch Gehirnerweichung, denkt er. Dann sieht er zu der neben ihm sitzenden Doris, in deren Gesicht die Verwunderung steht, wie immer von nun an, wenn NS-Parolen und gesunder Menschenverstand aufeinanderprallen.
    »Eure Kinder«, ruft der Heimleiter in den Saal, »sind unsere Geheimwaffe in diesem geschichtlichen Prozeß!«
    Untersturmführer Lange nickt. Was sein muß, darf sein, meditiert er.
    »Wenn euer Glaube ins Wanken gerät, wenn ihr einmal in eurer Kleinheit die Größe der Zeit nicht begreifen könnt, dann denkt an Adolf Hitler! Er wacht, wenn ihr schlaft, und er kämpft, wenn ihr zaudert ...«
    Und er bleibt nüchtern, wenn ihr besoffen seid, denkt Erika mit spitzem Mund ... er zieht sich den Scheitel, weil er keine Glatze hat, und er löffelt Gemüsesuppe, damit das Fleisch länger für

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