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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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zittert. Sie richtet den Lauf gegen sich.
    »Keinen Schritt näher!« ruft sie schrill, »ich ...«
    Kempe steht sofort, reißt Lange zurück.
    20 Meter. Und der Pistolenlauf zittert.
    »Lotte«, brüllt Lange hochaufgerichtet, »leg sofort das Ding weg!«
    Das irre Lächeln in Lottes Gesicht verzerrt sich noch stärker. Sie ist kalkweiß, rührt sich nicht.
    »So was tut keine deutsche Frau!« heult der
    Untersturmführer.
    »Halts Maul!« zischt Kempe. Er stößt ihn in die Rippen, hält die hohle Hand vor den Mund.
    »Laß die Faxen, Mädchen«, ruft er Lotte zu. Er versucht, gutmütig zu lächeln. Es mißlingt. Er geht einen Schritt vorwärts. »Komm«, redet er Lotte zu, »der alte Kempe will dir ja nichts Böses.«
    Er streckt ihr beide Hände entgegen wie ein Parlamentär. 112
    Der Pistolenlauf zittert.
    Kempe geht noch einen tastenden Schritt weiter. Nur noch 18 Meter.
    »Was glaubst du, was du alles versäumst«, ruft er, »das tut dir ja so leid, wenn’s zu spät ist!«
    Wieder einen Schritt.
    »Das ist Fahnenflucht!« brüllt Lange.
    Kempe schlägt mit dem Fuß nach ihm aus.
    »Den Lange lassen wir strafversetzen, nicht wahr, Mädchen
    ... der darf dir nischt mehr tun«, schreit der Hauptsturmführer. Noch 15 Meter.
    Der Pistolenlauf zittert stärker. Lotte krallt beide Hände um den Griff.
    »Das ist eine dumme Sau, der Lange!« brüllt Kempe. Ihre Schultern zittern. Die Tränen laufen über das Gesicht.
    »So ist’s richtig, Mädchen!« ruft Kempe rauh und weich zugleich, »flenn dir nur ordentlich aus. Schwemm det Zeug alles wech!«
    Der Hauptsturmführer kämpft nicht um Meter. Er ringt um ein Leben. Wie noch nie. Er streckt wieder eine Hand aus.
    »Na, jib mal die Kanone her ... wir trinken einen! Verlaß dir uff mir, ick sage keenen Menschen wat ... es bleibt unter uns ... und der Lange wird sich hüten!« Er sieht giftig zu seinem Kameraden hinüber.
    Noch zwölf Meter ...
    »Kann ja jeder mal was Dummes tun«, ruft Lange, »du wirst dich sicher wieder bewähren ...«
    »Soll ick diesen Dussel in den Kanal schmeißen?« fragt Kempe.
    Lotte weint. Und gleichzeitig lacht sie. Ein Fels ist abgebröckelt. Auf einmal möchte sie sich dem
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    Hauptsturmführer an den Hals werfen. So hat noch nie jemand zu ihr gesprochen. Sie begreift nicht, was mit ihr vorgeht.
    »Na, jib sie her«, lockt Kempe freundlich.
    Er ist bis auf fünf Meter heran.
    Lange hält sich einen Schritt hinter ihm. Gleich geschafft, denkt; er, noch nachhelfen. Einen psychologischen Dreh noch. Er bleibt stehen. Von seinem Einfall festgenagelt.
    »Gib ihm die Pistole, Lotte«, sagt er, »es hat ja gar keinen Sinn ... sie ist nicht geladen ...«
    Ihr Mund wird steif. Das Lächeln stirbt. Ihr Gesicht verkrampft sich zur Verachtung. So betrachtet Lotte den Untersturmführer, der sie um alles betrog: um ihren Glauben an den ersten Mann im Leben. Um ihr Vertrauen auf Gefühle. Um alles. Und jetzt will er ihr die Möglichkeit nehmen, alles hinter sich zu lassen, will er sie um eine lumpige Kugel betrügen!
    Vier Meter noch.
    Lotte überlegt nicht mehr. Wie ein Kind, das noch einmal zornig mit dem Fuß aufstampft, zuckt ihr Finger am Abzug. In wilder Gegenwehr. Mit Eigensinn. Aus Protest. Der Schuß peitscht.
    Kempe wirft sich nach vorne. Aber seine Hand greift ins Leere.
    Lottes Oberkörper sinkt nach hinten schwer über das Geländer, bekommt Übergewicht, klatscht in das stehende Wasser des Kanals. Ein welkes Blatt wirbelt langsam hinterher. Der weiße Schaum färbt sich rot.
    Kempe steht am Geländer. Zu spät. In diesem Moment haßt er Lange. Er muß etwas tun, um nicht auf ihn einzuschlagen.
    »Ja«, sagt er schwerzüngig, »du Schweinehund, vererb dich ordentlich ... von deiner Sorte brauchen wir mehr ...«
    Und so wird, bevor noch das Heim im Warthegau dem Leben gedient hat, der erste Sarg hinausgetragen. Eine Tote 114
    begleitet die Aktion römisch II, arabisch 1, Heim Z, wie ein düsteres Vorzeichen.
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    8. KAPITEL

    Doris meldet sich befehlsgemäß im Vorzimmer des Heimleiters. Sturmbannführer Westroff-Meyer sah sie, ging in sein Büro und ließ das Mädchen warten. Er haßte Doris und Klaus, weil sie sich ihm widersetzten, weil er ihre Verachtung spürte. Wenn er eine Meldung über den Zwischenfall mit dem Luftwaffenoffizier an die SS-Zentrale weiterreichte, dann kam Kempes Walpurgisnacht auf und warf ein ungünstiges Licht auf die Zustände im Lebensborn-Heim. Das wiederum könnte zu der Ablösung Westroff-Meyers führen. Und

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