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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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mitstarten, Herr Oberstleutnant?« fragt er hastig. Die Augen des Kommodore kehren so fern zur Erde zurück, als wären sie bereits über der Wolkendecke gewesen.
    »Was wollen Sie, Steinbach?« erwidert er.
    »Mitfliegen«, wiederholt der junge Offizier heiser. Das gegerbte Gesicht mit der Kinnlade wie aus Nußbaumholz belebt sich für eine Sekunde. Die Augen stechen scharf und hell in das offene Gesicht des Oberleutnants.
    »Sie warten gefälligst auf den Befehl«, versetzt er ruhig. Dann macht sich Berendsen mit der freien Hand den linken Handschuh zu. Der Feldwebel zieht ihm den zweiten über. In einer Sekunde zwischen Schwanken und Endgültigkeit streckt der Kommodore dann die freie Hand aus der Maschine zu Klaus herunter.
    »Nichts für ungut, mein Junge«, sagt er mit schmalen Lippen.
    Die Klötze werden weggerissen. Der Propeller dreht durch. Die Me watschelt heulend und spuckend aus der Box. Der Arm von Klaus fällt schlaff herab. Die Maschine verschwindet dröhnend über dem weiten Feld. Der Feldwebel wischt sich die Hand an der schwarzen Drillichhose ab.
    »Komisch«, sagt er, während er das Zigarrenetui nutzlos in der Hand dreht.
    »Was?« fragt Klaus gereizt.
    157
    »So ist er nie. Und allein startet er auch nicht. Noch nie.«
    Klaus Steinbach starrt über den Platz, sieht, wie sich die Me von der Zementpiste abhebt, über dem Wald verschwindet, in die Wolkendecke stößt. In diesem Moment beginnt er zu begreifen, ohne zu verstehen.
    »Los!« faucht er den_Feldwebel an, »machen Sie meine Maschine klar!«
    »Kann ich nicht ohne Einsatzbefehl«, erklärt der Mann vom Bodenpersonal.
    »Quatsch!« entgegnet Klaus heftig. »Sollen wir den Kommodore allein lassen?«
    Knapp fünf Minuten später röhrt Oberleutnant Steinbachs Me 100 mit 220 Stundenkilometern über die Bahn. Klaus ließ
    sie kaum warmlaufen. In seinen Händen zuckt die Unruhe. Vier Minuten Vorsprung, denkt er, hoffentlich passiert nichts. Warum, zum Teufel, soll überhaupt etwas passieren? Was liegt daran, wenn der Kommodore allein startet? Eine Laune, ein Spazierflug. Ist ja noch keine Feindannäherung gemeldet. In einer halben Stunde landet Berendsen wieder. Und dann reicht er Tatbericht ein gegen mich, und ich komme vors Kriegsgericht wegen Befehlsverweigerung.
    In diesem Moment heulen die Alarmsirenen.
    »Starker feindlicher Verband nähert sich über dem Kanal dem Festland ...«
    Der Wind reißt die Wolken auseinander. Auf einmal betrachtet eine kalte Sonne der Menschen Wahn. Mit dem Finger am Knüppel stößt Klaus aus der Wolkendecke. Er fliegt mitten in einen Glutofen hinein. Gleißende Strahlen bohren sich in seine Augen. Er schließt sie wie geblendet. Doris, denkt er, versteh’ bitte, Berendsen steht auf unserer Seite, ich darf ihn jetzt nicht im Stich lassen.
    Tausend Meter, 1200 ... 1400 ... 1500. Die Me klettert. Ihre 158
    wirbelnde Schnauze stößt in den Himmel. Klaus starrt nach links, nach rechts, richtet die Maschine gerade, stiert voraus. Blauer Himmel. Weiße Wolken. Gewölbter Horizont. Ebensogut könnte er eine Fliege in einem Glaspalast suchen. Er schaltet das Funkgerät ein, tastet wahllos die Bodenstationen ab, hört die Alarmnachricht, nickt, beißt die Zähne aufeinander. Die Peilstelle bei Dieppe meldet sich, piepsig, mit raschelndem Nebengeräusch.
    Jawohl ... eine einsame Me fliegt dem gemeldeten Feindverband entgegen ... Kurs Nord ... Richtung Kanal ... Tiefflug ...
    Der Staffelkapitän rechnet schnell wie nie. Kurs. Abdrift. Vorhaltewinkel. Er tritt mit verkrampftem Fuß in die Pedale, will abschneiden, geht nach unten wie im Sturz. Die Maschine bekommt unheimliche Fahrt. Mit 700 Stundenkilometern flitzt der Oberleutnant durch die Luft.
    Dann rauscht das Bordsprechgerät.
    »Hier Steinbach«, ruft er erregt, »Steinbach ... Steinbach!«
    Es knackt. Es rauscht. Höher. 300 Meter. Häuser, Hecken. Dünen, Strand. Das Wasser glitzert. Das Sprechgerät rauscht wie das Meer.
    »Sie Scheißkerl!« sagt eine Stimme ganz ruhig. Klaus erschrickt, lächelt mit klammen Lippen. Dann sagt er, hastig wie erleichtert:
    »Jawohl, Herr Oberstleutnant.«
    »Scheren Sie sich nach Hause!«

»Nein, Herr Oberstleutnant.«
    »Das ist ein Befehl, Steinbach!«
    Klaus hält die Luft an. Eine Fallbö schleudert die Maschine nach unten. Hecken, Bäume. Dünen. Hecken ...
    In diesem Moment sieht Klaus die Me seines Kommodore. 159
    Sie zieht über dem Wasser steil nach oben.
    Und dann jagen sich die Meldungen. Der Feindverband kommt

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