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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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aber um Gottes willen mich nicht mit dem Reichssicherheitshauptamt anlegen! Ich bin doch nicht verrückt! Das kann doch kein Mensch von mir verlangen. Dieser Spuk geht sicher einmal zu Ende. Aber bis er zu Ende geht, bin ich eben Gespenst. Nicht nur ich. Die anderen erst, die vom Sondergericht! Sind ja viel schlimmer. Lassen gleich die Köpfe rollen ...
    Dr. Dehn steht auf.
    »Ich tue für Sie, was ich kann«, murmelt er matt. 234
    Er ruft einen Sekretär herein, sagt zu ihm:
    »Spannen Sie ein.«
    Er beginnt umständlich, die Personalien aufzunehmen. Dann macht er sich an die Formulierung der Anzeige. So vorsichtig wie möglich. Er kommt nicht weit. Das Telefon schlägt an. Ein paarmal verbeugt sich der Richter hastig und schäbig vor dem unsichtbaren Gesprächspartner. Seine Hand zittert, während er dienernd ruft:
    »Jawohl ... selbstverständlich! ... werde den Befehl ausführen ... natürlich ... Sie können sich ganz auf mich verlassen ... Heil Hitler!«
    Er steht am Fenster. Sein Blick geht auf die Straße. Der Protokollführer kaut an seinen Nägeln. Doris senkt den Kopf. Langsam dreht sich der Richter um.
    »Gehen Sie«, sagt er zu seinem Sekretär.
    Er kämpft mit der Scham, wie so oft. Es ist noch seine beste Empfindung, aber er läßt sie verkümmern. Dann sagt er, den Blick am geölten Boden:
    »Tut mir leid, Frau Steinbach ... das
    Reichssicherheitshauptamt hat diesen Fall übernommen ... Ich muß Ihnen eröffnen, daß Sie ... verhaftet sind ...«
    235
    15. KAPITEL

    Klaus Steinbach wußte nicht, wie er die Fahrt im Fronturlauberzug zu seinem Geschwader hinter sich brachte. In den ersten Stunden saß er steif und betäubt in der Ecke des Abteils. Das Stoßen und Schütteln des Zuges bohrte sich in seinen verwundeten Arm. Aber diesen Schmerz spürte er nicht. Die Wunde brannte nicht mehr im Fleisch. Sie saß viel tiefer, zerfraß das Bewußtsein, mordete das Herz, löschte den Verstand, zuckte unter dem Rhythmus der Räder: Sie haben dir dein Kind genommen! Dann raffte er sich wieder auf. In irgendeiner Station taumelte er zum Gebäude, suchte ein Telefon, bestürmte das Fräulein vom Amt. Aber es war Nacht, Nacht über Deutschland, Feindflieger zerschlugen die Verbindungen, die geflickten Netze waren überlastet. So bekam Klaus das Gespräch mit Doris nicht. Er hetzte zurück zu seinem Zug. Versuchte es auf der nächsten Station wieder. Vergeblich. So ging es die ganze Nacht.
    Schließlich meldete er sich bei seinem Geschwader. Der Adjutant schüttelte den Kopf.
    »Um Gottes willen, Steinbach, wie sehen Sie denn aus?« Er faßte den Oberleutnant vertraulich am gesunden Arm. »Sie können natürlich sofort danach Ihren Genesungsurlaub antreten
    ...«
    »Wonach?« fragte Klaus verständnislos.
    Der Adjutant lachte wissend.
    »Gratuliere, gratuliere«, tönte er.
    Klaus zuckte die Schultern. Er schüttelte den Unsinn, den er nicht verstand, von sich ab. Dafür begriff er von nun an glasklar, daß er täglich seine Haut für ein System zu Markt trug, bei dem Menschenraub nichts Außergewöhnliches war.
    »Ich muß sofort den Kommodore sprechen«, drängte er. 236
    »Jetzt unmöglich ... aber nachher ... gleich danach«, erwiderte der Adju. »Das Geschwader tritt in einer halben Stunde an ... der General kommt doch.«
    Klaus ging wortlos aus der Baracke.
    »Paradeanzug!« schrie ihm der Adjutant nach.
    Ein schriller Pfiff gellte über den Feldflughafen. Das Geschwader stand im Karree, sauber ausgerichtet. In der Mitte Klaus, anwesend beim Appell, abwesend mit den Gedanken. Mein Junge ... geraubt ... von so einem Schwein. Ich werde es euch zeigen!
    Dann lief das militärische Brimborium. Blitzende Stahlhelme, zackige Kommandos, wirbelnder Staub. Die Meldung des Kommodore. Der General. Der Wind schlug seinen Mantel auseinander. Die weißen Streifen liefen links und rechts der Hosennaht nach unten, an die auch ein General mitunter die Hand pressen mußte.
    Auf einmal begriff Klaus die Andeutung, die lachenden Gesichter, die voreiligen Glückwünsche. Das Ritterkreuz! Am liebsten würde er auf dem Absatz kehrt machen, sich im Spind verstecken. Er spürte die Galle auf der Zunge. Er konnte nicht zurück. Er stand wie angewachsen. Das Ritterkreuz!
    Daran hatte er geglaubt, davon hatte er geträumt, dafür hatte er sein Leben in die Schanze geschlagen; dafür waren ganze Einheiten im feindlichen Feuer aufgerieben worden, das hatte den Selbsterhaltungstrieb junger Männer aufgelöst, hatte sie nach vorne gepeitscht,

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