3. Reich Lebensborn E.V.rtf
wird das Glück des Fliegerhauptmanns Steinbach und seiner jungen Frau Doris prolongiert. Vom Heimatlazarett. Kurz bevor Klaus an die Front zurück soll, stellt er sich zur Nachuntersuchung. Der Chef, ein alter Zivilarzt, dem der Krieg die Uniform anzog, die der Oberstabsarzt jetzt trägt wie einen schlechtsitzenden Anzug von der Stange, schüttelt den Kopf.
»Nicht viel los mit Ihrem Arm«, sagt Dr. Jäger. Klaus betrachtet ihn fragend. »Bringen wir schon weg ... gefällt mir noch nicht ... muß nachbehandelt werden ... Elektromassage ...«
Klaus nickt.
»So können Sie auf keinen Fall fliegen ... zieht es Sie denn so schnell wieder hinaus?«
»Nein«, erwidert der Fliegeroffizier ehrlich.
»Na also«, antwortet Dr. Jäger, »Sie müssen weiterhin ambulant behandelt werden ... und das können wir hier genauso wie in jedem anderen Lazarett ... ich werde Sie anfordern.«
»Vielen Dank, Herr Oberstabsarzt.«
Dr. Jäger ist schon beim nächsten Patienten. Dann dreht er sich noch einmal um und ruft Klaus halblaut nach:
»Grüßen Sie Ihren Vater!«
Erst auf der Straße erfaßt Klaus den Zusammenhang: der Vater, Dr. Jäger, der Arm, der Urlaub, Doris, das Kind ... Er holt beschwingt aus. Menschen gibt es also auch noch, denkt er, frei von Bitternis. Er hat das Kind, er hat Doris. Der Krieg gewährt ihm eine Schnaufpause in einem Paradies einer ZweiZimmer-Wohnung. Wenn das Kind schreit, löst sich Doris aus seinen Armen, und er sieht ihr lächelnd nach. Und der kleine Klaus wächst 255
und stemmt sich mit schmächtigen Armen in sein Leben. Er zappelt kräftig in den Kissen. Mit einigen Wochen ist er schon ein recht vitaler Bursche; und Klaus und Doris streiten sich, wo er es herhat. Doris, denkt Klaus, während er stürmisch auf die Klingel drückt ...
»Stell dir vor«, ruft er, »ich war beim Arzt ... ich darf hierbleiben!«
»Ja?«
»Ist doch schön auf der Welt!« Er betrachtet Doris, die ein wenig traurig wirkt.
»Hast du was?« fragt er betroffen.
»Nein ... nichts ...« Sie legt den Finger an den Mund. »Pst ... der Kleine ist gerade eingeschlafen ...«
Es dauert noch eine Weile, bis Doris zögernd beginnt.
»Klaus ... du weißt doch, daß ich eine sehr schwere Entbindung hatte.«
»Und?« fragt Klaus.
»Ich ... ich war heute auch beim Arzt.«
»Beim Arzt?«
»Ja ... ich muß dir etwas sagen ...« Ihr Gesicht wird einen Augenblick vom Ernst überzogen, daß Klaus erschrickt.
»Was ist denn?« fragt er mit klammer Zunge.
»Klaus ... wir werden kein Kind mehr haben ... verstehst du
... der Arzt meint ...«
Die junge Frau nickt.
»Ja ... wir haben eins ...«, wiederholt sie, »und wir müssen ganz fest auf den Jungen aufpassen ... Es wird unser einziger sein ... Bist du nun enttäuscht?«
»Aber Doris«, Klaus lächelt sich frei, »glaubst du, ich will einen ganzen Kindergarten aufmachen?«
»Dann ist ja alles gut«, entgegnet die junge Frau. 256
»Dummkopf«, sagt Klaus zärtlich.
Die ambulante Behandlung dauert noch acht Wochen. In der Zwischenzeit wird die Einheit des jungen Offiziers auf andere Geschwader verteilt. Je hoffnungsloser die Luftlage wird, desto mehr gruppiert die Luftwaffe um. Der Bomberkrieg erfindet eine neue Waffengattung: die Nachtjägerei. Zweimotorige Maschinen, deren Einsatzhäfen in Deutschland liegen. Sie starten nachts, von Scheinwerfern geleitet, von Alarmnachrichten gelenkt, in hoffnungsloser Minderzahl, die zur Regel wird.
Klaus zögert nicht, als man ihn fragt, ob er bereit sei, sich zur Verfügung zu stellen. Nach ein paar Wochen Ausbildung stationiert man ihn in der Nähe der Reichshauptstadt. Von nun an findet für den jungen Offizier der Krieg in der Heimat statt. Jeweils abends ab 22 Uhr.
»Klaus ...«, sagt Doris beim Abschied, »ich komme mit ... nach Berlin ...«
»Aber das ist doch zu gefährlich ... und das Kind ...«
»Aber die anderen Frauen deiner Staffel sind doch auch bei ihren Männern.«
Klaus schüttelt den Kopf. Aber dann bettelt er sich selbst ein paar Wochen ab.
So übersiedeln sie alle drei nach Berlin. Aber Klaus ist entschlossen, Doris und das Kind bald nach Oberbayern zu evakuieren.
Zum erstenmal in ihrem Leben war Erika in einer Situation, aus der sie keinen Ausweg wußte. Im ersten Impuls wollte sie zu Doris fahren und den ungeheuerlichen Betrug aufdecken. Dann dachte sie nach. Westroff-Meyer assistierte ihr dabei am nächsten Morgen, ohne es zu wollen.
Er schielte sie von unten an. Seine Miene war tückisch. An die
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